Heideck
Uhu fliegt außerhalb der Gefahrenzone

Stadt Heideck informiert Bürger über Pläne für Windkraft – Fläche von 2013 bis Mitte 2014 naturschutzfachlich untersucht

01.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Das Bewegungsprofil des Uhuweibchens zeigt, dass die für die Windkraftanlage vorgesehene Fläche südlich von Liebenstadt nicht überflogen wurde. Präsentation: Windinvest

Heideck (HK) 800 Meter südlich von Liebenstadt gibt es die einzige Fläche Heidecks, die laut Regionalplan für Windkraftanlagen genutzt werden kann. Der Stadtrat möchte die regenerativen Energien hier ausbauen. Zu einem ersten Informationsabend sind am Dienstag gut 150 Bürger gekommen.

Vor allem aus Heideck und den betroffenen Ortsteilen Rambach, Liebenstadt und Haag sowie aus dem nahen Mannholz im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen waren die Veranstaltungsteilnehmer. Diese teilten sich in zwei Gruppen auf: zum einen die, die am Bau eines Windrads interessiert waren und zum anderen die, die die Windräder ablehnen.

Vor weit mehr als zwei Jahren seien die Planungen angestoßen worden, sagte Bürgermeister Ralf Beyer, der entschieden Kritik entgegentrat, es gebe Geheimverhandlungen. Es habe bisher nur Absprachen mit den Eigentümern der Grundstücke, die für den Bau benötigt würden. Ihre Bereitschaft müsse vorab geklärt sein. Zudem erinnerte er an die Schlagzeilen nach einer Stadtratssitzung vor etwa einem Jahr, der Uhu bremse die Windkraft aus.

Ende 2012 habe das Auswahlverfahren begonnen, informierte Rechtsanwalt Oliver Keßler von der Firma Windinvest, und die Stadt habe die N-Ergie als regionalen Planungspartner ausgewählt. Von 2013 bis Mitte 2014 habe es umfangreiche naturschutzfachliche Untersuchungen gegeben. Im Bereich der Fläche komme von den besonders geschützten Arten ein Uhu vor. Weil dessen Horst unbekannt war, stockte das Projekt Mitte 2014, denn ein Uhu darf keinem wesentlichen Tötungsrisiko ausgesetzt werden.

Die Firma Windinvest habe bereits anderswo Erfahrung mit Uhus im Bereich von Windkraftplanungen gesammelt, so Keßler, der die Planung vorstellte. Im Dezember 2014 gab es ein Treffen mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV). Mitglieder hatten damals den Uhu zuerst nur gehört und dann auch gesehen. LBV und die Obere Naturschutzbehörde waren einverstanden, die Uhus zu fangen, um sie mit Sendern versehen zu können. Man genehmigte dies in Rekordzeit, so dass bereits die heurige Brutperiode aufgezeichnet wurde. Am 23. April entdeckte man den Brutplatz, Anfang Mai konnte das Weibchen gefangen und besendert werden, am 22. Mai auch das Männchen. Die in ein Luftbild kartierten Flüge des Weibchens zeigen den Aktionsraum auf, der die Planungsflächen nicht betrifft. Endgültig allerdings könne man eine Gefährdung durch die Windkraftanlage erst nach der Auswertung der Flugrouten des Männchens bewerten.

Widerstand regte sich beim Luftbild, in das die Entfernungen zu den nahen Dörfern eingetragen waren: 800 Meter nach Liebenstadt und Rambach, jeweils mehr als einen Kilometer nach Haag, Schloßberg und Mannholz und zwei Kilometer nach Heideck. Bewohner von Rambach, Liebenstadt und Schloßberg verwiesen auf die 10-H-Abstandsregelung. Die treffe für Nachbargemeinden zu, so Keßler, gesetzlich zulässig in der eigenen Gemeinde seien auch nähere Anlagen.

Der Referent ging sachlich auf alle Fragen und Bedenken an, auch auf sehr emotional vorgetragene, vor allem von Bürgern aus Rambach, Liebenstadt und Schloßberg. Auch gekommen waren Bewohner von Mannholz, die bemängelten, dass sie nicht direkt eingeladen worden seien, sondern erst von einem Liebenstädter vom Projekt hörten, das doch so nahe an ihrem Dorf liege.

Werner Emmer vom Energiebündel Roth-Schwabach bat, nicht das Ziel aus den Augen zu verlieren, den Landkreis Roth und die Stadt Schwabach bis 2030 durch erneuerbare Energien energieautark zu machen. Es sei außergewöhnlich und er habe es noch nie erlebt, betonte er, dass eine Gemeinde bereits in einem so frühen Stadium der Planung informiert. „Die Diskussion hat aber gezeigt, dass viele Ängste bestehen.“ Das Energiebündel, dem alle Parteien und alle Gemeinden angehören, bietet eine Informationsveranstaltung zum Thema Wind an. „Wir brauchen alternative Energien“, appellierte Emmer.

Wie geht es weiter? Noch heuer im Sommer könnte der Stadtrat beschließen, einen Flächennutzungsplan und einen Bebauungsplan aufzustellen. Im Herbst wird das Uhumonitoring ausgewertet, danach könnte die Planung zur Beteiligung der Öffentlichkeit ausgelegt werden. Die Eingaben, Anregungen und Bedenken werden abgewogen und eingearbeitet – und die Pläne erneut der Öffentlichkeit vorgelegt. Dann erst würde die Planung beschlossen und dem Landratsamt vorgelegt – günstigstenfalls im Sommer nächsten Jahres. „Gegen diesen Beschluss kann dann geklagt werden“, sagte Keßler. Wenn alles gutgehe, könne schließlich im Herbst noch mit dem Bauen begonnen werden.