Heideck
"Treffpunkt für alte und neue Nachbarn"

Im Malteserhaus in Heideck eröffnet das "Café Grenzenlos" als Treffpunkt für Einheimische und Flüchtlinge

27.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Das Interesse von Asylbewerbern und Einheimischen am ersten "Café Grenzenlos" in Heideck war erstaunlich groß. - Fotos: Klier

Heideck (HK) In Heideck ist am Samstag das "Café Grenzenlos" eröffnet worden. Allein der Name lässt darauf schließen, dass hier etwas Besonderes entstanden ist: Ein Treffpunkt für Einheimische und Migranten, um die gegenseitigen Berührungsängste zu mildern und den Kontakt zwischen beiden zu fördern.

Der Helferkreis Heideck und der Malteser Hilfsdienst kümmern sich seit geraumer Zeit gemeinsam um Flüchtlinge. Jetzt möchten sie mit dem Café einen "Treffpunkt für alte und neue Nachbarn" bieten. In mehreren Sprachen ist dieser Titel am Malteserhaus in der Liebenstädter Straße 1a zu lesen. Piktogramme informieren zusätzlich über das Wichtigste.

Bald herrscht im kleinen Saal des Malteserhauses ein afghanisch-iranisch-deutsches multikulturelles Stimmengewirr. Die rund 30 Besucher haben Kaffee, Tee und Kuchen mitgebracht und allmählich kommt man miteinander ins Gespräch, auch wenn es mit der sprachlichen Verständigung noch etwas hapert.

Das sagt auch Sabrin, die vor eineinhalb Jahren alleine aus Äthiopien gekommen ist. Zwar sei sie mit ihrer aktuellen Lage zufrieden, doch bereiten ihr die Sprache und Schrift noch einige Probleme. Zudem würde sie gerne arbeiten, vorzugsweise als Friseurin.

Auch Vahid, ein Asylbewerber aus dem Iran, sucht einen Job: "Ich würde alle Arbeiten machen", sagt der gelernte Architekt. Einmal habe er schon unentgeltlich in einem Altersheim geholfen. Doch aufgrund seines Status als nicht anerkannter Asylbewerber musste er wieder aufhören. Und er wird traurig, wenn er über seine Aussichten auf ein Bleiberecht berichtet. "Die Leute hier sind so nett und hilfsbereit", sagt er. Und er hat erstaunlich gute Deutschkenntnisse, obwohl er erst seit sechs Monaten einen Integrationskurs besucht. Und er erzählt gern von seiner Heimatstadt Schiras, in der rund eineinhalb Millionen Einwohner leben.

Belkize hilft derweil fleißig in der Küche mit. Auf die Frage, wo sie herkomme, muss sie lächeln: "Ich bin in Erlangen geboren, aber meine Eltern kommen aus dem Kosovo."

Zwei äthiopische Familien mit jeweils einem sieben Monate alten Kind sitzen an einem der Tische. Hassan und Muschida haben ihrer kleinen Amira hübsche Zöpfe ins Haar geflochten. Hassan hat zusammen mit seiner Frau auf einer Kaffeeplantage gearbeitet. Mohammed, der ebenfalls aus Äthiopien stammt, geht noch zur Schule. Aber er hat mit seiner Frau bereits einen Sohn: Seine Frau Badrya hält den kleinen Ramadan fest im Arm.

Cordula Klenk, Referentin für die Flüchtlingshilfe im Bistum Eichstätt, ist bei den Maltesern angestellt. Sie ist begeistert, dass "gleich am ersten Tag Leben ins Haus zieht". Sie lobt die Tätigkeit des Helferkreises und ist froh, dass mit dem Malteserhaus ein geeigneter Raum zur Verfügung steht.

Dafür, dass die Flüchtlinge die deutsche Sprache immer besser verstehen und sprechen lernen, setzt sich seit gut zwei Jahren die Liebenstädterin Finni Ulbricht ein, die als ehrenamtliche Koordinatorin für den Deutschunterricht tätig ist. "Ich mache das gerne", betont sie, auch wenn diese Arbeit manchmal anstrengend sei.

Ihre zumeist aus Äthiopien und Afghanistan kommenden Schüler würden den Unterricht sehr ernst nehmen. "Da kommt viel an Dankbarkeit zurück", erzählt sie. Im Heidecker Rathaus stehe ihnen ein komplett ausgestatteter Raum zur Verfügung. Dort unterrichten auch Renate Hertlein und Jakob Buckenlei ehrenamtlich. Von allen wird die besondere Einstellung der Flüchtlinge bei der Pünktlichkeit beklagt. Doch das habe schließlich auch kulturelle Ursachen: In Äthiopien gelte es beispielsweise als unhöflich, zur rechten Zeit sogar schon vorher zu einem Termin zu kommen, erklären die Helfer. Daneben sei zehn Uhr vormittags für manche zu früh gewesen. Seitdem man den Unterricht auf den Nachmittag verlegt hat, sei es besser geworden.

Zu dem Betreuungsteam gehören außerdem Caro Zottmann aus Liebenstadt, die vom Rother Landratsamt als Koordinatorin für Heideck bestellt worden ist, und die Heideckerin Gerlinde Grün-Harrer, die schon seit über vier Jahren ehrenamtlich Familien und Alleinstehenden hilft. Sie hat bei dem ersten Treffen auch gleich darauf hingewiesen, dass sie für ihre Schützlinge noch Fahrräder benötigt. Wer ein solches zur Verfügung stellen kann, möge sich bei ihr unter der Telefonnummer (09177) 1336 melden.

Bei den Maltesern ist Christian Hardt der Ehrenamtskoordinator für Integrationsdienste. Sein Ziel ist es, die Flüchtlinge langfristig zu integrieren. Dazu werden den Helferinnen und Helfern Schulungen und Vorträge angeboten. Man versucht zudem, eine Überforderung der Ehrenamtlichen zu vermeiden, den genauen Bedarf festzustellen und gegebenenfalls Supervision anzubieten. Versicherung und Fahrtkosten der Helfer würden die Malteser übernehmen.

Hardt plant, das "Café Grenzenlos" einmal im Monat zu öffnen. Die nächsten Termine seien am 22. April und am 13. Mai, jeweils von 16 bis 18 Uhr. Dazu sind alle Bürgerinnen und Bürger sowie alle Menschen mit Migrationshintergrund eingeladen. Hinter dem Malteserhaus soll zudem ein interkultureller Garten entstehen, in dem gemeinsam Gemüse angebaut oder auch einmal gegrillt werden kann. Auch an eine Fahrradwerkstatt in der Garage ist gedacht. Wichtig ist Hardt, das Engagement fortzusetzen und zudem "die Leute zu fragen, was sie wollen", betont er.

Doch um weiterhin umfassend helfen zu können, werden dringend weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gesucht. Auch stundenweise Hilfe ist dabei willkommen. Weitere Informationen gibt es bei Christian Hardt unter E-Mail christian.hardt@malteser.org oder unter der Telefonnummer (0151) 11 17 12 31.