Heideck
Schloßberger in Nöten

Sanierung der Kläranlage und des Kanalnetzes kostet die 225 Bürger des Heidecker Ortsteils bis zu 1,8 Millionen Euro

29.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Die Kläranlage in Schloßberg muss saniert werden. Das kostet je nach Variante zwischen 740 000 und 1,05 Millionen Euro - Foto: Albrecht

Heideck/Schloßberg (HK) Bis zu 1,8 Millionen Euro könnte den 225 Schloßberger Bürgern die Sanierungen ihrer Kläranlage und des Kanalnetzes kosten. Das ist das Ergebnis der Kostenschätzung, die in der Stadtratssitzung am Dienstagabend vorgestellt worden ist. Der Anschluss an die Heidecker Kläranlage könnte allerdings die Rettung sein.

Die beiden Vertreter des Ingenieurbüros Resch und Partner zeichneten ein düsteres Bild: Das Kanalnetz ist marode, die knapp 30 Jahre alte Kläranlage kann die neuen Grenzwerte nicht einhalten und bekommt deshalb Ende 2015 keine Genehmigung mehr.

Volker Schaardt vom beauftragten Ingenieurbüro, der die Schäden am Kanalnetz anhand von Fotos der Kamerabefahrungen aufzeigte, bekam gleich zu Anfang einen Rüffel: Über die Bilder waren die Stadtratsmitglieder nicht nur wegen der immensen Schäden durch Rohrbrüche und schlechte Verbindungsstellen schockiert, sondern vor allem wegen des eingeblendeten Datums vom Juli beziehungsweise September 2005. „Sind die Bilder so alt? Aber doch nicht alle“, fragte Helga Peter (CSU) vorsichtig nach und brachte damit Schaardt in Bedrängnis. Doch, die Daten, auf denen er seine Berechnungen aufgebaut hat, gründen auf den alten Aufnahmen. „Sie machen eine Kostenschätzung auf Grundlage einer neun Jahre alten Befahrung“, fragte auch Manfred Ortner (CWG) kopfschüttelnd.

Eine solche Befahrung werde turnusmäßig nur alle zehn Jahre gemacht, deshalb habe er sich an die alten Bilder gehalten, verteidigte sich Schaardt. Außerdem „ändert sich da nicht so viel“, beteuerte er. Zudem werde man eine neue Befahrung während der Sanierung der einzelnen Abschnitte machen. Hier sprang ihm Kämmerer Roland Hueber zu Hilfe: „Eine neue Befahrung hätte mehrere 10 000 Euro gekostet und es wird so schon teuer genug.“

Das wird es allerdings: Auf knapp 700 000 Euro schätzt Schaardt die Sanierungskosten. In einer Straße, die von den Schloßbergern aufgrund fehlender Straßennamen die „untere Straße“ genannt wird, müsste der Kanal komplett neu gemacht werden. Zu viele Schäden und zu wenig Gefälle, stellte Schaardt fest. Rund 248 000 Euro veranschlagt der Experte allein hier. Die Sanierung des restlichen, aber weitläufigeren Kanalnetzes, möchte er teils durch Reparatur mittels eines Kanalroboters und durch Einziehen von Inlinern, also einem Schlauch im Rohr, bewerkstelligen. Nicht alle Arbeiten sind dringend. Die einen müssten sofort, andere sollten zumindest mittelfristig in Angriff genommen werden.

„Wir hören nur könnte, sollte, müsste“, ereiferte sich Reinhard Siegert und nahm erneut Kurs auf die alte Befahrung. Die zugrunde liegenden Daten seien im deutlich zu unsicher. „Das ist so nicht machbar, ich möchte ein glasklares Konzept“, machte er Schaardt klar. „Wenn wir so anfangen sehe ich schon jetzt, dass es doppelt so teuer wird wie in der Schätzung.“

Die Zusicherung Schaardts, dass er eine Verdoppelung bislang noch nicht erlebt habe, beruhigte Siegert nicht. „Ich möchte genau wissen, was es kostet“, beharrte er. „Auf den Cent werden sie das nicht kriegen“ stellte Schaardt klar. Er verlasse sich vielmehr darauf, dass sich die Schäden in den neun Jahren nicht stark vergrößert hätten. Zudem sei es bei Sanierung mit Inlinern gar nicht so wichtig, die Schäden ganz genau zu kennen. „Durch dieses Verfahren können wir sehr viele Schäden beheben.“ Trotzdem räumte er ein, „dass wir bei kompletten Einbrüchen oder bei größeren Problemen doch aufmachen müssen“.

Mit noch größeren Sanierungskosten wartete Schaardts Kollegin Tosca Zech mit Blick auf die Kläranlage auf. Die bestehende sogenannte Abwasserteichanlage sei aufgrund der neuen Grenzwerte für Stickstoff und Phosphat nicht mehr genehmigungsfähig. Ende 2015 laufe diese aus. Zur Sanierung stellte Zech mehrerer Varianten zur Wahl: Bei der ersten Variante müsste das Regenüberlaufbecken umgebaut und ein neues Regenrückhaltebecken gebaut werden. Da der Platz auf dem bestehenden Gelände nicht reicht, kämen noch die Kosten für den Grunderwerb hinzu. Mit stattlichen 1,05 Millionen Euro ist sie damit die teuerste Variante.

Variante 2 wäre der Umbau zu einer belüfteten Teichanlage. Diese Variante ist mit 740 000 Euro zwar vergleichsweise günstig, „aber es ist fraglich, ob wir dafür eine Genehmigung kriegen, weil die Einhaltung der Grenzwerte nicht sicher ist“, sagte Zech.

Variante 3 und die von Zech favorisierte Sanierung ist der Umbau zu einer sogenannten Scheibentauchkörperanlage. Diese schlägt allerdings mit 914 000 Euro zu Buche.

Schließlich präsentierte Zech noch eine vierte Variante. Dabei wird das Abwasser nach Rambach gepumpt und von dort in die Heidecker Kläranlage geleitet. 879 000 Euro kostet diese Version.

Manfred Ortner (CWG) brachte erst einmal auf die Palme, dass es für keine Version Zuschüsse gibt. „Die alte Kläranlage hatte doch eine Genehmigung. Wenn jetzt eine Verbesserung gewünscht wird, dann muss eben etwas dazugezahlt werden“, monierte er und sah das Wasserwirtschaftsamt in der Pflicht. Er erntete damit allerdings nur ein Schulterzucken von Zech. „Das ist die gesetzliche Grundlage, es geht nach dem Verursacherprinzip – und Verursacher des Abwassers ist der Bürger.“

Ortner war damit nicht zufrieden: „Ich sehe nur, was der Bürger dafür abdrücken muss, das sehen Sie nicht“, stellte er fest. Worauf Zech nur feststellte, dass sie dies sehr wohl beachte: „Ich muss schließlich auch Abwassergebühren zahlen. Und ich suche hier einfach nur nach einer zukunftsfähigen Lösung.“

Die entscheidende Anmerkung kam jedoch von Reinhard Siegert: Die Variante 3 zahlen nur die Schloßberger Bürger, die Ableitung nach Rambach zahlen die Heidecker mit.“ Hier hakte auch Bürgermeister Ralf Beyer (FW) ein. „Wenn wir eine getrennte Anlage haben, bleiben die Kosten in Schloßberg“, stellte er fest. „Bei einer gemeinsamen Anlage tragen die Kosten alle Heidecker.“

Die Varianten sollen nun in der Bürgerversammlung in Schloßberg am Donnerstag, 27. November, um 19.30 Uhr im Gasthaus Lang vorgestellt und diskutiert werden. Erst dann werden sie den Stadträten zur Entscheidung vorgelegt.