Heideck
Individuell statt traditionell

Heidecker Grundschule richtet Lernwerkstatt für neues Schulkonzept ein Wohnmobilstellplätze werden ausgewiesen

27.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:54 Uhr

Weg vom Frontalunterricht, hin zu individuellem Lernen: Das möchte die Grundschule Heideck in ihrer Lernwerkstatt realisieren. - Foto: Tschapka

Heideck (HK) Weg vom Frontalunterricht, hin zu einem gemeinsamen, handlungsorientierten Lernen: Das ist das Ziel der Lernwerkstatt, die die Grundschule Heideck verwirklichen will. Das Konzept haben Schulleiterin Martina Wirsing und Lehrerin Verena Thiel dem Heidecker Stadtrat in der Sitzung am Dienstagabend vorgestellt. Entschieden hat sich der Stadtrat zudem für einige Wohnmobilstellplätze.

Ein "einzigartiges Konzept" soll die Lernwerkstatt laut Verena Thiel werden. Um dies zu entwickeln, hätten die Lehrer der Heidecker Grundschule laut Wirsing zahlreiche andere Schulen und Fortbildungen besucht, um die besten Ideen in Heideck umzusetzen.

Rein von der Raumstruktur, handelt es sich im Wesentlichen um zwei durch einen Durchgang verbundene Klassenzimmer, jedoch mit einer völlig freien Aufteilung. Tafel, Lehrerpult und mehrere Reihen mit Schulbänken sucht man in der Lernwerkstatt vergeblich. Es handelt sich vielmehr um kleine, aber nicht starr abgetrennte Einheiten, die sich ganz am Lernzweck orientieren. Im Mittelpunkt steht ein sogenannter Meeting Point. In diesem Fall nicht anderes als ein großer runder Teppich, auf dem sich die Schüler laut Thiel zusammenfinden, um zum Beispiel die gemeinsamen Aufgaben zu besprechen oder Arbeitsergebnisse zu präsentieren.

Abhängig von dem, was erarbeitet werden soll, können sich die Schüler in entsprechende Bereiche zurückziehen. "Wir haben zum Beispiel eine Experimentierecke, ein Leserondell, abgetrennte Bereiche für Gruppenarbeiten, durch Paravents getrennte Arbeitsbereiche, eine Computerecke und viel Stauraum, um die Arbeitsmaterialien unterzubringen", erklärt Thiel. Ziel sei, dass sich die Schüler schnell und auf kurzem Weg austauschen können, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen, aber auch kleine Rückzugsgebiete haben, um konzentrierter an einem Fall zu arbeiten. Der Clou daran sei, dass hier nicht nur Schüler einer Klasse gemeinsam an einem Projekt arbeiten können. "Es ist grundsätzlich möglich, dass Schüler jeder Klasse sich zusammensetzen, sogar dass die Klassen 1 bis 4 einmal gemeinsam an etwas arbeiten", sagt Martina Wirsing. Und die geplante Lernwerkstatt soll keine Eintagsfliege sein. Sie eignet sich zum "Erproben des neuen Raumkonzeptes", sagt Wirsing, "und könnte damit die Grundlage für den späteren Umbau des Grassi-Baus sein." Als Standort der neuen Lernwerkstatt sind zwei Klassenzimmer im sogenannten Neubau der Schule vorgesehen, die im Moment hauptsächlich zum Lagern von Arbeitsmaterial genutzt werden.

Gemeinsam mit der Stadt wurde schon im Vorfeld nach Sponsoren gesucht. Mit Erfolg: Ein Heidecker Möbelhersteller fertigt kostenlos bis zu zehn Regale, zwei Schreinereien liefern Experimentiertische und das Leserondell. Die Stadt selbst kümmert sich um den nötigen Wanddurchbruch zwischen den beiden bestehenden Klassenzimmern und finanziert die Malerarbeiten.

Geld wird vor allem für die verbleibende Einrichtung benötigt. Das reicht von einem mobilen Lehrertisch über Computer und Beamer bis hin zu Teppichen, Gardinen und Lernmaterial. Mit rund 10 700 Euro wurde die Beschaffung dieser Teile veranschlagt. Fast die Hälfte des nötigen Geldes stammt vom Förderverein der Schule, der die Maßnahme mit 5000 Euro unterstützt. Die örtlichen Banken schießen weitere 1600 Euro zu. Es verbleiben gut 4000 Euro, die nach dem Wunsch von Wirsing und Thiel die Stadt Heideck übernehmen sollte.

"Es ist eine wirklich gute Sache und die Kosten dafür sind auch überschaubar", zeigte sich Bürgermeister Ralf Beyer (FW) vom Konzept der Schule überzeugt. Und auch Rudolf Schmidler (FW) sieht "jeden Euro gut angelegt". Helga Peter (CSU) lobte vor allem die Eigeninitiative der Schule, den Förderverein für seinen hohen Beitrag und das Engagement der Firmen. Es sei schön, wenn sich Sponsoren mit ihrer Stadt identifizieren, wenn sie sehen, "es ist unsere Schule, es sind unsere Kinder".

"Ich verstehe nichts von Pädagogik", betonte Reinhard Spörl (FW). "Aber es ist schön, wenn man jetzt auf die Kinder zugeht - offenbar hat das gefehlt die letzten 20 Jahre", frotzelte er. Zweifel plagten Spörl aber beim Standort im Neubau. Er hätte die Lernwerkstatt lieber im sogenannten Bengl-Bau im Mittelteil der Schule gesehen. Was laut Wirsing aus mehreren Gesichtspunkten ungeschickt wäre. Im Mittelbau sei eine Klasse untergebracht, die erst umziehen müsste, und die Zimmer dienten zudem als Durchgangsmöglichkeit im ersten Stock, was in der Lernwerkstatt stören würde. Zudem würde man diese Klassenzimmer dann aus dem Verbund zu den anderen Klassenräumen reißen. Der geplante Standort sei dagegen ideal. Er läge am Ende des Gebäudes zum Sportplatz hin und sei so weit abgegrenzt, dass man wenn nötig sogar den Gang nutzen könnte.

Dem Gesichtsausdruck Spörls nach war er davon nicht rundum überzeugt. Trotzdem stimmte auch er wie die restlichen Stadtratsmitglieder für den Zuschuss in Höhe von gut 4000 Euro. Geht es nach dem Willen Wirsings, soll die Lernwerkstatt bis Herbst 2016 bezugsfertig sein.

Der Antrag von Ernst Forke auf Wohnmobilstellplätze wird weiterverfolgt. Der Stadtrat hat Stellplätze am Festplatz zwar abgelehnt. Nach ausgiebiger Diskussion einigte man sich auf jeweils drei oder vier Übernachtungsplätze am Nördlichen Stadtgraben, dem Bahnhofsvorplatz und am Freibad. Die Diskussion um die richtigen Standorte ärgerte Reinhard Spörl. Er hätte sich vom Arbeitskreis Tourismus, dem Forke angehört, gleich handfeste Vorschläge gewünscht. "Der Arbeitskreis ist ein Arbeitskreis, kein Zusammensitzkreis. Er soll dem Stadtrat konkrete Vorschläge machen", wetterte Spörl.