Heideck
Grenzenlose Freiheit auf 13 000 Höhenmetern

Der zweite Heidecker Bürgermeister Dieter Knedlik bringt Mountainbikefahrer in sechstägigen Touren über die Alpen

29.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Einmalige landschaftliche Ausblicke wie hier im Hintergrund die Drei Zinnen in den Dolomiten bieten sich den Mountainbikefahrern bei einer Alpenüberquerung mit Tourguide Dieter Knedlig. - Fotos: privat

Heideck (HK) Die meisten kennen Dieter Knedlig vor allem als zweiten Bürgermeister der Stadt Heideck. Was jedoch nur wenige wissen: Der 54-Jährige ist nicht nur Jäger und Prüfer bei der Ausbildung von Jagdhunden, er ist auch Fachübungsleiter und Trainer für Mountainbike und führt mehrmals im Jahr Gruppen auf unwegsamem Gelände über die Alpen.

„Wer einmal mit dem Mountainbike die Alpen überquert hat, den lässt das nicht mehr los“, sagt Dieter Knedlik. Fernab der öffentlichen Straßen auf Wegen und Pfaden mit unterschiedlichem Untergrund von angenehmen Waldböden über geschotterte Wege, auf Wanderpfaden und über Felsen mit dem Fahrrad zu fahren und immer wieder einen Gipfel des Hauptkamms der Alpen zu besiegen, sei eine äußerst außergewöhnliche Herausforderung.

Dieter Knedlik hat sich schon von Jugend an dem Sport verschrieben. Früher spielte er beim TSV Heideck Fußball, später war er als Sportbeauftragter in der Luftfahrzeugechnischen Abteilung des Kampfhubschrauberregiments 262 für 650 Soldaten zuständig. Dabei gab es ein Schlüsselerlebnis: Als der Militärarzt den älteren Soldaten zur Schonung der Gelenke empfahl, weniger zu joggen und mehr auf das Fahrrad zu steigen. Die Lösung: Mountainbiking. Insgesamt vier Lehrgänge von jeweils einer Wochen Dauer besuchte Knedlig und lernte alles rund um Fahrtechnik, das Führen von Hochgebirgstouren und die Psychologie im Umgang mit Menschen. Die erlangte Lizenz erlaubte ihm außerdem, Hochgebirgstouren für Fahrradgruppen zu leiten.

„Die Landschaft verändert sich stetig und trotz aller Konzentration auf das oft nahezu unwegsame Gelände sieht man auch manchmal Wildtiere“, erzählt Knedlig begeistert. Auch die Teilnehmer seiner Touren sind begeistert. So wie der 46-jährige Peter beispielsweise, der eine eigene Firma leitet: „Hier kann ich richtig ausspannen. Auf dem Mountainbike vergesse ich die täglichen Sorgen.“ Sein Handy rühre er die sechs Tage nicht an.

Ab und zu muss das Fahrrad aber auch geschoben oder gar getragen werden. Dazu sind Sprünge über Felsen bis zu einem Meter gang und gäbe. Es brauche schon etwas Mut und Kraft, wenn Teilstücke bis zu 30 Prozent Steigung bergaufwärts oder auch abwärts zu bewältigen sind, weiß Knedlig. „Die Teilnehmer sind aber meist gut trainiert.“ Nach Knedliks Einschätzung sei es notwendig, dass die Teilnehmer mindestens 2000 Trainingskilometer in unebenem Gelände in den Beinen haben. Ihn selbst würden die schwereren Touren ganz besonders reizen. „Ernährungstechnisch gibt es keine Probleme. Es ist allerdings wichtig, sehr viel zu trinken und mindestens alle zwei Stunden einen Müsliriegel oder eine Semmel zu essen“, erklärt der erfahrene Guide. So könne ein Hungerast des Körpers vermieten werden. Am Abend werde dann in der Berghütte oder im Hotel, wo die Biker übernachten, noch einmal beim Essen kräftig zugelangt.

Eitel darf man bei so einer Alpenüberquerung allerdings nicht sein: Bei der Tour über die Alpen haben die Radfahrer nur den Tagesbedarf an (Regen-)Kleidung im Rucksack, Platz für Luxusartikel gibt es nicht. Es sind etwa vier Kilogramm, mit denen ihr Rücken belastet wird. Anders beim Guide Dieter Knedlik. Er hat die wichtigsten Ersatzteile im Rucksack. „Schließlich kann einmal eine Kette reißen oder ein Plattfuß durch einen spitzen Stein gefahren werden. Helm ist natürlich Pflicht und empfehlenswert sind immer eine entsprechende Brille und Handschuhe zum Schutz vor Verletzungen.“ Unfallgefahr bestehe nur dann, wenn die Teilnehmer nicht voll konzentriert seien. Schließlich sei er die Strecke vorher schon abgefahren, um nicht von zu schwierigen Hindernissen überrascht zu werden.

Großen Wert legt Knedlik auf das umweltschonende Verhalten der Teilnehmer im Alter von 18 bis 75 Jahre. „Im Gelände darf nichts weggeworfen werden und ein scharfes Bremsen, das eine Bremsspur erzeugt, ist nicht erlaubt.“ Oberstes Ziel sei es, im Einklang mit der Natur körperliche Leistung zu bringen und Flur und Wald zu schonen.

Für seine sechstägigen Touren hat Knedlik zwei Routen ausgearbeitet. So gibt es eine Dolomitentour und eine Fahrt von Füssen nach Riva am Gardasee. Auf der Dolomitentour sind in sechs Tagen acht Gipfel zu besiegen. Die Strecke ist 390 Kilometer lang und es gilt, 13 150 Höhenmeter zu überwinden. Dabei sind das Karwendelhaus, das Plumsjoch, das Pfitscherjoch, das Flatschjoch, der Stoanamandl, das Jakobsstöckl, der Strudelkopf und die Seekofelhütte wichtige Anfahrtsziele. Wenn die Gruppe dann zur letzten Übernachtung an der Faneshütte angekommen ist, geht es meist zünftig zu.

„Dann lassen wir die eindrucksvollen Bilder und Momente der Tour noch einmal Revue passieren. Dann fühlen sich alle als Sieger, schließlich gehört auch auf der Tour ein gewisses Maß an Selbstüberwindung dazu“, sagt Knedlig. Bei der Route nach Riva dürfe natürlich ein Sprung in den Gardasee – ohne Helm und Schuhe, aber in voller Radlermontur – nicht fehlen.

Gefahren werden kann allerdings nur in den Sommermonaten. Schließlich liege in den Dolomiten oft im Juni noch Schnee. Die letzte Tour starte spätestens am 1. September. Dann würden die Risiken für eine Alpenüberquerung zu groß. Hitze, Sturm und Regen können auch im Sommer die Tour erheblich erschweren. Knedlik achtet aber stets darauf, dass sich keiner der Fahrer übernimmt. „Am Berg bestimmt in der Gruppe immer der Langsamste das Tempo“, so der erfahrene Guide. Für Dieter Knedlik sei es immer wieder eine Herausforderung. „Aber wenn ich sehe, mit wie viel Spaß die Teilnehmer dabei sind, bin ich voll zufrieden.“