Heideck
Gedenken an die Pogromnacht

Heidecker erinnern an die Judenverfolgung Besinnliche und anrührende Interpretationen

10.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:04 Uhr

Mit Musik und besinnlichen Worten wird der Pogromnacht gedacht. - Foto: Klier

Heideck (mkl) Der 9. November ist für die deutsche Geschichte mit vielen bedeutsamen Ereignissen verbunden. Beispielsweise wurde 1918 in Berlin an diesem Tag die deutsche Republik ausgerufen. Und 1936 entfernten die Nationalsozialisten das Denkmal des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy vor dem Leipziger Gewandhaus.

Er entstammte einer jüdischen Familie. 1938 begann mit der sogenannten Reichskristallnacht die systematische Verfolgung und Ermordung von sechs Millionen Juden. 1989 fiel die Berliner Mauer. Leider fand die Erinnerung an diese Ereignisse heuer wenig Beachtung: Die US-Wahlen hatten alles andere überschattet.

Zur Erinnerung an die Pogromnacht von 1938 fand am Mittwoch erstmals in Heideck eine Gedenkfeier statt. Renate und Claus Raumberger aus Schloßberg hatten zusammen mit Pfarrerin Beate Krauß die Idee dazu. Mit der klagenden Weise "Ghetto" eröffnete Claus Raumberger auf der Klarinette die Veranstaltung. Zusammen mit Ehefrau Renate (Kontrabass), Kristian Dittmer (Klarinette) und Manfred Schmidkunz (E-Piano) gestaltete das Raumberger-Ensemble die würdige und ansprechende Feierstunde. Antje Dittmer las dazu die verbindenden Texte: "Niemand kann aus der Geschichte seines Volkes austreten", heißt es auf einer Gedenktafel, und trotzdem würden wieder hetzerische und nationalsozialistisch gefärbte Parolen laut. Max Edelmann, durch Misshandlungen im KZ fast blind und taub geworden, hatte zu Jugendlichen gesagt: "Ich erzähle euch von Auschwitz, damit ihr eine bessere Zukunft baut für euch und die Welt."

Nie wieder sollten sich die damaligen Ereignisse wiederholen, betonte Pfarrerin Beate Krauß. Gedenken sei ein Beitrag dazu. Heidecks stellvertretender Bürgermeister Dieter Knedlik erinnerte daran, dass es in Heideck eine Judengasse und einen Judenweg gebe. Es war nicht gestattet gewesen, verstorbene Juden durch die Stadt zum Judenfriedhof in Georgensgmünd zu bringen. Knedlik dankte den Beteiligten für diesen Abend. Er hoffe auf weitere Veranstaltungen dieser Art, damit man aus der Geschichte lerne.

In die Welt der jüdischen Klezmer-Musik, in der Lachen und Weinen nahe beieinander liegen, ließen die beiden exzellent gespielten Klarinetten einfühlsam eintauchen. Eher rhythmisch erklang der ehemals jüdische Schlager "Tants, yidelekh". Religiös-meditativ folgte "Nigun". Ergreifend rezitierte Antje Dittmer die "Todesfuge", die mit dem Resümee endet: "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland." In elegischer Instrumentalfassung erklang "Schtiler, schtiler", auch als "Ponar-Wig-Lid" bekannt, das die Ermordung von 4000 Juden in Ponar in Litauen schildert: "Freu dich nicht, Kind, dein Lachen könnte uns verraten!" "Aber der Abend soll etwas fröhlicher enden", betonte Renate Raumberger. Und sie kündigte die lebhafte Klezmerweise "Eine fröhliche Nacht im Garten Eden" an.

Die an dem Abend eingenommenen Spenden sind für den Verein für christlich-jüdische Gespräche bestimmt.