Heideck
Als der Saal nicht alle Tänzer aushielt

Aus dem Heidecker Erzählcafé: Bäckerei half gegen kalte Füße in der Faschingszeit

04.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:59 Uhr

Bruno Herzog war der letzte Heidecker Faschingsprinz (1979) und erzählt über seine tollen Erlebnisse in der Faschingszeit, als Heideck noch eine karnevalistische Hochburg war. - Foto: Wechsler

Heideck (wex) Richard Böhm hat beim Erzählcafé am Unsinnigen Donnerstag von der früheren Faschingshochburg Heideck berichtet. Und er wies die zahlreichen Besucher darauf hin, dass nur das, was von der älteren Generation nicht nur erzählt, sondern auch niedergeschrieben werde, der Nachwelt erhalten bleibe.

Gerade die jetzt jungen Leute möchten später vielleicht mehr über die Entwicklung und die Vergangenheit ihrer Heimat wissen.

Wie aus dem Kreis der Besucher zu hören war, hatten die Menschen nach Ende des Zweiten Weltkriegs und den damit verbundenen Entbehrungen einen großen Nachholbedarf. Entsprechend gut waren die Tanzabende im Gasthaus zum Lindwurm und im Brauereigasthof Barth besucht. Josef Leitner erinnerte sich, dass „die Besseren“ zum Lindwurm gingen und die einfachen Leute zum Barth.

Beim Lindwurm spielte meist die Kapelle Josef Mack, die schon etwas modernere Musik im Repertoire hatte, und beim Barth spielte die Kapelle Ludwig Gruber eher die herkömmliche, mehr hausbackene Musik. Ludwig Gruber war zu dieser Zeit als Musiker hauptamtlich von der Stadt angestellt. Viele Heidecker hatten bei ihm Musikunterricht, so auch bekannte Musiker wie Sepp Lutz, Gustl Brunner und Josef Häusler.

Josef Denzinger erinnerte sich, dass Gruber seinem Bruder Thomas mit dem Geigenbogen auf den Rücken schlug, wenn er einmal seine musikalischen Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Aber auch Josef Mack gab bis ins hohe Alter Musikunterricht und brachte den Buben vor allem das Spielen mit dem Schifferklavier bei.

Der Andrang in den beiden Tanzsälen war so groß, dass in den Sälen im ersten Stock die Statik nicht ausgereicht hätte, wenn alle auf einmal getanzt hätten. Deshalb wurde mitten im Saal ein Seil gespannt und so nur die halbe Tanzfläche freigegeben. Zudem gab es farblich unterschiedliche Eintrittskarten, die allerdings nur für die Männer galten. Bei den Männern forderte die Kapelle einmal die mit den roten Eintrittskarten zum Tanz auf und dann wieder die mit den grünen Eintrittskarten. Die Damen durften immer tanzen.

Im Gasthaus Barth war es auch üblich, dass einmal die Heidecker tanzen durften und dann wieder die Auswärtigen. Besonders kritisch wurde es, wenn die Kapelle für die Laibstädter den Tanz freigab. Die Bauernsöhne aus der Nachbarschaft verfügten damals schon über mehr Geld und gaben so für die Kapelle immer wieder ein paar Maß Bier aus. So kamen sie öfter an die Reihe und konnten die begehrtesten Damen zum Tanz auffordern.

Einige Heidecker Burschen wollten dies nicht und stellten ihnen beim Tanzen auch mal ein Bein, was meist in eine Schlägerei ausartete. Junge Paare, denen es im Saal etwas zu ungemütlich wurde, trafen sich dann auch im kältesten Winter an der Backstube der Bäckerei Bäumler in der Brauhausgasse. Dort wurde schon am frühen Morgen geheizt, sodass man sich an der warmen Außenmauer wärmen konnte. In der Brauhausgasse gab es deshalb auch immer einen Fleck, der im Winter nicht zufrieren wollte. Viele junge Burschen, die bei Nacht draußen unterwegs waren, zogen dann ihre Schuhe aus und wärmten sich an der Hauswand ihre nahezu steif gefrorenen Füße.

Beim nächsten Erzählcafé am Donnerstag, 13. März, geht es dann vor allem um die hier bereits erwähnten Heidecker Musikanten.