Heideck
"Ein Politiker ohne Schnickschnack"

Weggefährten und Parteifreunde ehren den früheren Bundesminister Oscar Schneider aus Heideck zu seinem 90. Geburtstag

03.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:50 Uhr

Zur Feierstunde nach Heideck kommt Oscar Schneider (3. von rechts), der mit Ehefrau Jossie und seiner Tochter (2. von links). Zum 90. Geburtstag gratulieren Bürgermeister Ralf Beyer, Landrat Herbert Eckstein (von rechts) und Hans-Georg Hauser (links). - Foto: Peschke

Heideck (HK) Der Ehrenbürger der Stadt Heideck, Oscar Schneider, wurde mit einem Empfang zu seinem 90. Geburtstags geehrt. Bürgermeister Ralf Beyer und Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kirche ließen den Vollblutpolitiker hochleben und würdigten sein politisches und gesellschaftliches Leben.

Die Feierstunde eröffnete die Musikfamilie Matern als Bläsergruppe mit der Arie "Lascia ch´io pianga" von Georg Friedrich Händel. Bürgermeister Ralf Beyer freute sich darüber, dass Schneider sich im stolzen Alter von 90 Jahren noch bester Gesundheit erfreut. Er erwähnte, dass Schneiders Ursprünge in Heideck liegen, doch sein politisches Wirken in Bonn, Berlin und Nürnberg viel bedeutender gewesen sei - deshalb habe sich Heideck bei den Feierlichkeiten ganz hinten eingereiht. In seiner Ansprache schilderte Beyer kurz den Werdegang Schneiders, der 1933 im heutigen Rathaus eingeschult wurde. Es folgten von 1948 bis 1952 das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, die Promotion und der Schritt in die Politik. 1969 zog Schneider schließlich in den Deutschen Bundestag ein. Sein Höhepunkt der politischen Karriere war die Ernennung zum Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau 1982 unter Kanzler Helmut Kohl.

Seine Verdienste in der Geschichts- und Kulturpolitik seien unbestritten. Dass der Reichstag heute eine Kuppel ziere, habe man Schneider zu verdanken, der von Helmut Kohl beauftragt wurde, das Reichstagsgebäude als Sitz des Parlaments eines wiedervereinigten Deutschlands vorzubereiten. Bürgermeister Beyer wies auch darauf hin, dass ihm die Verbundenheit zu seiner Heimatstadt Heideck immer wichtig war. So habe er 1966 den Heidecker Traditionsverein gegründet, dessen Vorsitz er auch innehatte. Bürgermeister Beyer schloss seine Rede mit dem Hinweis, dass Oscar Schneider ein Mensch mit einer unglaublichen Allgemeinbildung sei. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel habe einmal gesagt: "Mein Gott, was dieser Mann alles weiß!" Markus Söder soll gesagt haben: "Die CSU braucht kein Wikipedia, weil sie Oscar Schneider hat!"

Der frühere parlamentarische Staatssekretär im Finanzministerium, Hans-Georg Hauser, wünschte seinem langjährigen politischen Weggefährten vor allem Gesundheit und weiterhin geistige Frische. Er bedankte sich für Schneiders Unterstützung in seiner Bundestagszeit: Er habe ihn ob seines enormen Fachwissens auch als Ratgeber immer sehr geschätzt. Schneider habe ihm einst auch erklärt, wie man sich im politischen Haifischbecken verhalten muss, um zu bestehen. Er sei immer ein Mann mit einwandfreiem Charakter, ein sehr beredter Bildungspolitiker und ein wandelndes Lexikon gewesen.

Landrat Eckstein würdigte Schneider als "einen Politiker ohne Schnickschnack". Er sei sich in seiner politischen Arbeit immer treu geblieben und sei ein besonders gebildeter Mensch, der sich immer auch für seine Heimatstadt Heideck eingesetzt habe. Für ihn sei er eine außergewöhnliche Identifikationsfigur und ein Weltbürger, der immer bodenständig geblieben ist. "Sie haben mir immer Impulse für meine eigene Arbeit gegeben", bekannte Eckstein abschließend.

Oscar Schneider machte in seiner Dankesrede deutlich, dass ihm Heideck immer sehr viel bedeutet hat. In Altenheideck stand seine Wiege und in der Kirche zu Liebenstadt wurde er getauft. Er bedankte sich bei allen Rednern für die herzlichen Worte, aus denen er entnehmen konnte, dass er hier verstanden wird und angenommen ist. Sein Resümee: Nichts braucht der Politiker mehr als Geduld, das bedeute, ein langsames, geduldiges Bohren harter Bretter. Er freute sich abschließend sehr, wieder in Heideck zu sein, wo immer noch der Glanz eines alten Rittergeschlechtes zu spüren sei. Nachdenkliche starke Köpfe waren die Heidecker schon immer. Auch deshalb verbinde ihn eine große Sympathie zu seiner Heimatstadt und ihren Menschen.