Hauslach
Grünes Gold glänzt in der Sonne

Gute Stimmung zum Ernteauftakt im Spalter Hopfenanbaugebiet 80 Prozent mehr im Vergleich zum katastrophalen Vorjahr

25.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Foto: Monika Meyer

Hauslach (HK) Hopfenaroma liegt in der Luft: Die Ernte des grünen Goldes im Spalter Anbaugebiet hat begonnen. Ein sattes Ertragsplus und gute Preise heben die Stimmung. Im vergangenen Jahr hatte der Hitzesommer den Hopfen verdörren lassen.

Die Spalter Hopfenkönigin Barbara Müller versenkt ihre Nase in ein Bündel glänzender Dolden und schwärmt: "Ein super Geruch, den mag ich richtig gern." Saftig, grasgrün und intensiv im Duft. So präsentiert sich der Hopfen 2016. Begeistert zeigt sich auch Werner Wolf, Leiter des Rother Landwirtschaftsamtes: "Das grüne Gold glänzt in der Sonne. Ich bin in Hochstimmung."

Strahlende Gesichter gab es gestern beim traditionellen Pressegespräch zum Auftakt der Ernte im Spalter Anbaugebiet. Seit zwei Tagen rattern die Traktoren durch die Hopfengärten, reißen die prächtigen Reben von den Drähten und bringen die kostbare Fracht auf die Höfe. Einer davon ist das beschaulich in Hauslach bei Georgensgmünd gelegene Anwesen von Andreas Auernhammer. An der Einfahrt steht eine ausladende Kastanie vor historischem Fachwerkhaus.

Doch hinter dem Idyll steckt knochenharte Arbeit. Andreas Auernhammer hat zwei Wochen lang alle Hände voll zu tun, um die Ernte einzufahren. Erst vor vier Jahren hat er das Ruder von seinem Vater Heinz übernommen und betreibt den Hof damit in fünfter Generation. Aber ohne Eltern, Ehefrau, Schwestern, Schwiegermutter, Freunde und Saisonarbeitskräfte sei die zweiwöchige Ernte kaum zu schaffen, gibt der Junior zu. "Da helfen alle zusammen." Zumal er selbst im Hauptberuf als Zimmerer in Georgensgmünd arbeitet und sich die Anbaufläche von drei auf zehn Hektar mehr als verdreifacht hat. Auf dem fruchtbaren Boden sprießen ausschließlich feine Aromasorten wie der berühmte Spalt Spalter, Hallertauer mittelfrüh und Spalter Select.

Die Hopfenbauern rechnen mit einem Ertragsplus von 80 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr, in Relation zu einer durchschnittlichen Ernte wären es etwa 20 Prozent mehr. Die Zahl fällt so hoch aus, weil 2015 ein ganz schlechtes für die Hopfenbauern war, denn die langanhaltende Hitzeperiode hatte die Dolden schlicht und einfach ausgedörrt. Braun und schrumpelig hingen sie an den Ranken. "Heuer hingegen war das Wetter optimal", sagt Auernhammer. "Da lacht mein Herz." Jetzt müssen nur noch die inneren Werte stimmen, die für den Brauvorgang maßgeblich sind. Aber die Laboranalysen liegen erst am Wochenende vor.

Hitzesommer wie 2015 könnten durch den Klimawandel begünstigt öfter vorkommen. Deshalb setzt Auernhammer auf Bewässerung, bei 50 Prozent der Anbaufläche verlässt sich der Nebenerwerbslandwirt also nicht mehr auf die Natur. Schützenhilfe will hier der Behördenleiter Werner Wolf geben, der für das Spalter Anbaugebiet auf ein Pilotprojekt aus dem Münchener Landwirtschaftsministerium setzt. Von dort könnte Geld in den Landkreis fließen, profitieren soll nicht nur der Hopfen, sondern weitere Sonderkulturen wie Kirschen und Heilpflanzen.

Dem schlechten Erntejahr 2015 kann Auernhammer aber gute Seiten abgewinnen. Denn der geringe Ertrag habe den Weg freigemacht für langfristige Verträge mit guten Preisen. "Hopfen ist mein Leben", gesteht der 30-Jährige. "Aber wir wollen natürlich auch Geld verdienen." Und die Investition von fast 200 000 Euro in moderne Erntetechnik wie eine neue Darre - eine Trocknungsanlage - soll sich schließlich auch lohnen. Die Dolden müssen nicht mehr aufwendig auf dem Hopfenboden ausgelegt und langsam getrocknet werden, sondern kommen gleich am nächsten Tag in die Verpackung und ins Kühlhaus.

Im Spalter Anbaugebiet, das sich vom Landkreis Eichstätt über Spalt bis nach Neustadt-Aisch erstreckt, werden auf 367 Hektar Hopfen angebaut - von aktuell 55 Betrieben. Deren Zahl ist damit stabil geblieben. Zugenommen hat hingegen die Anbaufläche - um 13 Hektar. Die Ernteprognosen sind gut. Die deutsche Schätzkommission hat den Ertrag bei einem Besuch vor einigen Tagen auf 650 Tonnen taxiert.

Seine Ernte liefert Auernhammer wie viele Hopfenbauern der Region an die Spalter Hopfenverwertungsgesellschaft, die HVG. Deren Politik gelte ganz bewusst langfristigen Verträgen, wie Geschäftsführer Frank Braun unterstreicht. "Die Nachwuchspflanzer brauchen Sicherheit, um wirtschaften und investieren zu können."

Hopfen geht fast ausschließlich in Brauereien, er gilt als die Seele des Bieres und erzeugt den charakteristischen und erfrischenden Bitterton. Allerdings braucht es dazu gar nicht viel. Umgerechnet reichen vier Dolden pro Flasche, das entspricht einem Gegenwert von 0,4 Cent. Eigentlich nichts, wie HVG-Chef Frank Braun befindet. "Aber es ist die wichtigste Zutat", betont Andreas Auernhammer selbstbewusst.

Mit Recht, denn der Spalter Aromahopfen ist laut Frank Braun "das Feinste, das die Welt zu bieten hat, wenn es um traditionellen Hopfen geht. Und der Spalt Spalter ist das Nonplusultra". Das hat sich herumgesprochen, denn Abnehmer finden sich auf allen Erdteilen. "Wir verkaufen nach Australien, Neuseeland, Korea, China, in die EU und Russland", zählt Braun auf. Die Hälfte der Ernte gehe in den Export, die andere Hälfte bleibe in Deutschland. Ein wichtiger Zukunftsmarkt sei die USA und sogar in den Kongo liefere man den Rohstoff. "Das Flaschenbier erobert zunehmend die Märkte in Afrika."

Immer mehr Liebhaber fänden auch exotische Hopfensorten wie Callista, die eine intensiv fruchtige Note wie rote Beeren und Maracuja habe. Oder Cascade, mit einem intensiven Zitrusaroma. Mit einer Vanillenote kann laut Frank Braun hingegen Hersbrucker pur punkten. "Der ist hervorragend für malzige Biere wie dunklen Doppelbock geeignet."

Froh über die guten Erträge im Vergleich zum Hitzesommer 2015 zeigt sich die Hopfenkönigin Barbara Müller. "Nicht dass es heißt, in meiner Regentschaft gibt es nur schlechte Ernten", sagt sie schmunzelnd.