Greding
Pflegetipps für das Vorzeigebaby

Beim Rathaussturm in Greding erlebt der Fasching noch einmal einen Höhenflug

17.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:38 Uhr

 

Greding (HK) Kurz vor Torschluss dreht die Gredonia beim Rathaussturm noch einmal kräftig auf und lässt den Fasching mit all seinen Variationen hochleben: Ob spritzige Tänze, spitze Reden, prunkvolle Orden oder lustige Sketche – gestern hat es an gar nichts gefehlt.

Dabei wird die erste Lachsalve eigentlich ganz unabsichtlich ausgelöst: Dem kleinen Jakob passiert etwas, vor dem sich sogar die ganz großen Künstler fürchten. Mitten im Tanz der Bambinigarde muss der knapp Vierjährige aufs Clo. Dringend. Und dieses Bedürfnis kann auf keinen Fall warten, wie er seiner Mama klar macht. Sollten die Blüten, die er als Gärtner gießen und damit aufwecken sollte, den Tanz verschlafen? Aber die Hilfe ist nicht weit: Gredoniamitglieder helfen sich untereinander gerne aus und so schlüpft flugs Bürgermeister Manfred Preischl in Jakobs Rolle, bis der sich wieder unter seine Blüten mischen konnte.

Der Bürgermeister hat dazu gestern auch genügend Zeit, hat er doch im Rathaus während des Faschings eh nichts zu sagen. „Die Regierungsgewalt liegt noch in den Händen der Gredonia.“ Das reibt deren Präsident Alexander Hill Manfred Preischl auch ganz deutlich unter die Nase. Den Finger in diese Wunde legt auch Landrat Herbert Eckstein, der Schwarzachkönigin Stefanie eine Amtskette umhängt Bei der Prunksitzung, bei der alle drei Bürgermeister gefehlt haben, hat er sie nämlich mit Flaschendrehen zur vierten Bürgermeisterin der Stadt Greding gekürt. „Und sie war die beste Bürgermeisterin, die Greding je hatte“, behauptet der Landrat. Er weiß auch warum: „Ich habe ihr alle ihre Wünsche von den Augen abgelesen,“ versucht er, den Bürgermeister neidisch zu machen.

Eine vierte Bürgermeisterin hat Greding nun, ein Prinzenpaar noch nicht – auch wenn die Bediensteten der Stadt alles daran setzen, das zu überspielen. „Prinzessin der Stadt“ oder „Prinz der Stadt“ steht auf den T-Shirts, die sich die Angestellten zur Tarnung übergestreift haben. Aber so viele Prinzessinnen oder Prinzen braucht nicht einmal Greding. Das Auswahlverfahren ist – dem Fasching sei Dank – ein ganz besonderes. Präsident Hill ruft eine Damenwahl für den Schneewalzer aus. Stadtbaumeister Johann Schmauser ist am schnellsten vergeben und fegt mit Christine Beck übers Parkett. Damit erwerben sich die beiden gleich eine Anwartschaft auf das Amt des Prinzenpaars. Vor allem, nachdem sie bei der Ordensverleihung demonstriert haben, dass sie eine natürliche Begabung für diese Aufgabe haben.

Eigentlich hätte geschäftsleitender Beamter Michael Pfeiffer aber ein Anrecht auf den Posten des Prinzen, hatte er doch am gestrigen Faschingsdienstag Geburtstag. Pfeiffers raffinierte Strategie, sein Geld zusammenzuhalten und sich den Geburtstagsempfang beim Rathaussturm in Greding geben zu lassen, nötigt dem Landrat Respekt ab ebenso wie das Durchhaltevermögen der Gredonia, die wohl die Faschingsgesellschaft sei, die am meisten unterwegs gewesen sei. „Ihr habt eine Supersession hingelegt“, lobt er. Allerdings kann er sich ein paar Sticheleien nicht verkneifen. „Greding wird von Obermässing aus regiert“, behauptet er sehr zum Missfallen der Zuhörer, rudert aber gleich wieder zurück. aber zumindest eines will er noch anbringen: Die Obermässinger Prinzessin Christina habe ihm einen Super-Haarschnitt verpasst, sagte er und lüftet seine Reggae-Kappe. „Bei dieser Frisur kann ich mich vor Angeboten kaum retten.“

Kaum zu retten wird wohl das Vorzeigebaby Manni sein, wenn sich die Fernsehzuschauer an die Pflegetipps halten, die ihnen auf verschiedenen Kanälen gegeben werden. Wenn man zwischen einem Fußballspiel Greding gegen Obermässing, einer Dokumentation über die Pferdezucht der Steinmetz-Ranch, einem Boxkampf Viergutz gegen Pfeiffer, der Sendung „Kleine Wunder, großes Glück“ auf RTL2 und Tipps zur Obstverwertung nach dem Buch von Monika Gemeinhardt und Irmgard Bauer mit der Fernbedienung hin- und herzappt, kann das Ergebnis schon sehr überraschend sein. Dann werden 135 Kilogramm des Boxers zum Normalgewicht für Babys, das gebadet werden soll, wenn das Wasser kocht. Plötzlich sind die krummen Beine der Rasse nur ein Schönheitsfehler des Babys, das pro Tag mehrere Eimer Wasser und etliche Ballen Heu pro Tag braucht. Und wenn das Baby durch den Fleischwolf gedreht wird, dann „haben Sie Pferdeäpfel“.

Auch wenn die Zuschauer dieses Fernsehmarathons bezweifeln, dass „bei dieser Behandlung der Erfolg nicht ausbleiben wird“, kann sich die Hausfrauengarde über frenetischen Beifall freuen. Den ernten auch die Garden, die Mini-Tanzmariechen und die Spotlights für ihre Tänze, die sich auch am Ende des Faschings noch voller Temperament und Elan zeigen.