Greding
"Wir sind nicht zugeknöpft"

04.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:27 Uhr

Vor viel Publikum präsentieren die Thüringer beim Gredinger Trachtenmarkt ihre Altenburger Bauerntracht - Fotos: Karch

Greding (HK) Auch in seiner 18. Auflage hat der Gredinger Trachtenmarkt nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Tausende von Besuchern genossen am Wochenende diese Messe für alle, die etwas mit Tracht zu tun haben.

„Der Trachtenmarkt war immer noch eine gute Gelegenheit zum Gscheiterwern“, sagt Martin Wölzmüller trocken und erntet von den Zuhörern dafür beifälliges Lachen. Gern wollen die Besucher des Marktes „gscheiter wern“, schließlich sind sie an diesem Wochenende extra nach Greding gekommen, um sich über alles, was sich um das Thema Tracht dreht, zu informieren. „Bei diesem Markt finden Sie lauter Fachleuchte, die etwas von Tracht verstehen“, appelliert der Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege an die Besucher, dieses Angebot auch anzunehmen.

Der Blick über den schon zu Beginn des Marktes am Samstagvormittag überaus gut gefüllten Marktplatz freue ihn, sagt Wölzmüller, zeige ihm das doch: „Tracht ist Thema.“ Und das sei nicht nur so, weil das Oktoberfest vor der Tür stehe.

Landesverein für Heimatpflege, Bezirk Mittelfranken und die Stadt Greding bemühten sich nun schon zum 18. Mal in guter Zusammenarbeit, mit diesem Markt die Vielseitigkeit und Vielfalt der Tracht zu zeigen. Der Markt sei eine Messe, die alle zusammenbringe, die etwas mit Tracht zu tun hätten, Hersteller, Händler, Schneider, Trachtenträger und viele andere mehr. Und Wölzmüller lädt alle Besucher dazu ein, sich anstecken und sich die Tracht noch mehr nahebringen zu lassen.

„Zwei Tage voller Neuigkeiten und Erfahrungsaustausch warten auf Sie“, verspricht Bürgermeister Manfred Preischl den Gästen bei der Begrüßung. Beim Blick in die Runde stellt er fest, dass alles da sei, was in der Trachtenszene Rang und Namen habe. Stolz präsentiert er sich in seiner fränkischen Tracht für Männer, die im vergangenen Jahr beim Trachtenmarkt erstmals offiziell vorgestellt worden ist.

Mit seiner fränkischen Tracht tritt auch Bezirkstagspräsident Richard Bartsch ans Mikrofon und nutzt einen Kniff, um sich seiner Jacke, die bei der strahlenden Sonne viel zu warm ist, zu entledigen. Er weist einfach darauf hin, dass alle Frauen die Weste als schönsten Teil der Männertracht empfinden würden. Bartsch freut sich darüber, dass die Männertracht so gut ankomme, wundert sich darüber aber eigentlich nicht. „Sie ist nämlich etwas für alle Männer, für die Ausgewachsenen wie mich, aber auch für die Schlanken“, meint er augenzwinkernd.

Vollmundig verkündet er: „Greding ist heute und morgen die Hauptstadt Bayerns, am Montag können’s in München wieder regieren.“ Bartsch stellt auch die Leistung und das Engagement derer heraus, „die dazu beigetragen haben, dass hier Altbewährtes und Neues betrachtet und gekauft werden kann“. In eigener Sache wirbt er für die Consumenta in Nürnberg. Dort präsentiert der Bezirk wieder die fränkische Tracht für Frauen und Männer und feiert zugleich 25 Jahre Trachtenforschungsstelle.

Deren Leiterin Evelyn Gillmeister-Geisenhof versichert in Anspielung auf das Motto des Trachtenmarktes in diesem Jahr „Haken, knöpfen, nesteln“, dass „wir am Trachtenmarkt nicht zugeknöpft sind“. Der Trachtenmarkt habe auch keine Ösen und Haken.

Er hat nur einen Wermutstropfen: Die angekündigten Gäste aus Andalusien haben ihren Besuch abgesagt, weil ihr Land sparen muss. Martin Wölzmüller versichert den Zuhörern, dass er sich wirklich bemüht habe, für Ersatz zu sorgen und einen Flamenco einzustudieren. „Aber die Ergebnisse waren zu dürftig.“ Deswegen verzichte er darauf, das Gelernte vorzuführen. „Seien Sie froh darüber!“

Besondere Gäste gibt es aber trotzdem: Die Trachtengruppe aus Altenburg in Thüringen, die ihre Bauerntracht vorstellt und gleichzeitig für das Deutsche Trachtenfest wirbt, das im nächsten Jahr in Altenburg gefeiert wird. Die ganz besondere Tracht, bei der die Einflüsse der spanischen Hofmode noch deutlich zu sehen sind, wurde als Tracht des Jahrs 2011 ausgezeichnet. Mit viel Witz stellen sich die Altenburger vor und sorgen damit dafür, dass die Besucher „gscheiter wern“.