Greding
Wasser kommt künftig aus Hirschberg

Versorger strukturiert sein Gebiet um: Dörfer um Röckenhofen werden aus Hochbehälter beliefert

29.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

Greding/Thalmässing (HK) Ungewohnt knapp ist die jüngste Entscheidung des Wasserzweckverbandes Jura-Schwarzach-Thalach (JST)-Gruppe ausgefallen. 15 Verbandsräte stimmten am Mittwochabend dafür, die Versorgung von Röckenhofen, Kleinnottersdorf, Viehhausen und weiterer Dörfer auf neue Beine zu stellen.

Gleichzeitig votierten jedoch elf Mitglieder des Verbandes in der Sitzung in Großnottersdorf dafür, alles beim Alten zu belassen. Jedenfalls gab es eine Entscheidung, die hatte der JST-Geschäftsführer Arno Bitterwolf auch eindringlich angemahnt: Die Pumpen für die Bergzone Nord – in der der Bereich um Röckenhofen versorgt wird – „sind unser Sorgenkind“, sagte er, „wir gehen fast auf der Felge“. Eine der drei Pumpen, die der Versorgung der Zone dienen, ist bereits kaputt, die anderen nach 40 Jahren nicht mehr in bestem Zustand. Eile ist geboten.

Doch schon beim vorangegangenen Treffen im November hatten viele Verbandsräte Bauchschmerzen gehabt, sich für eine der beiden Varianten zu entscheiden; umso mehr, weil es seinerzeit nur einen ungefähren Kostenüberblick gegeben hat. Also gab man eine Wirtschaftlichkeitsberechnung in Auftrag um zu untersuchen, ob der Pumpenaustausch oder die Umstrukturierung via Hochbehälter Hirschberg der kostengünstigere Weg sei.

Das Ergebnis der Studie, das Johann Lang vom Ingenieurbüro Petter vorstellte, brachte paradoxerweise zum Vorschein, dass man auf die Wirtschaftlichkeit nicht achten müsse: „Nach 60 Jahren liegen beide Varianten auf einem Niveau“, stellte Lang nämlich fest. Auf diesen langen Zeitraum müsse man die sogenannten Projektkostenbarwerte vergleichen. Die Größenordnung des Projekts belaufe sich in sechs Jahrzehnten auf rund 560 000 Euro, der Unterschied betrage lediglich 9000 Euro – Unwägbarkeiten wie die Entwicklung der Stromkosten nicht einmal berücksichtigt.

Überraschend waren die Zahlen für das Gremium durchaus – vor allem die Investitionskosten, die jetzt anfallen, nicht erst in 60 Jahren: Vor zwei Monaten war man davon ausgegangen, dass die Umstrukturierung der Bergzonen Nord und Ost – die jetzt beschlossen wurde – mit rund 190 000 Euro zu Buche schlägt. Eine schlichte Erneuerung der drei Pumpen im Wasserwerk Hausen sollte lediglich rund 50 000 Euro kosten. Die Summe im ersten Fall blieb nun gleich, die Pumpen kosteten laut Lang jetzt aber plötzlich 125 000 Euro. Nicht nur Michael Beringer aus Röckenhofen meldete deshalb „Klärungsbedarf“ an.

Tatsächlich kosten drei neue Pumpen laut Lang etwa 45 000 Euro. Die müsse man zwingend austauschen. Allerdings müsse man dann auch neue Armaturen einbauen, neue Anschlüsse schaffen und nicht zuletzt einen neuen Druckstoßbehälter bauen. Dies alles trage zur enormen Kostensteigerung bei.

Der Verbandsvorsitzende Ludwig Eisenreich hatte die Studie vorab bereits durchgeforstet und beruhigte die Versammlung: „Es ist nachvollziehbar“, erklärte er.

Gerade der enorme Kostenunterschied hatte den Zweckverband im November noch davon abgehalten, eine Entscheidung pro Umstrukturierung zu treffen, obwohl die Experten vom Ingenieurbüro dafür plädiert hatten. Jetzt rückten für die meisten Verbandsräte die Vorteile dieser Lösung in den Vordergrund. An deren Spitze steht die Versorgungssicherheit etwa von Röckenhofen, Österberg und Kleinnottersdorf auf Gredinger Gemeindegebiet. „Wenn in Hausen etwas ist, ist diese Zone trocken“, warnte der Geschäftsführer Arno Bitterwolf. Soll heißen: Da das Wasser hierher direkt aus dem Wasserwerk in Hausen gepumpt wird, darf es im Tal keinerlei Schwierigkeiten geben. Nach der beschlossenen Umstrukturierung gelangt das Wasser künftig erst einmal in den Hochbehälter Hirschberg. Gibt es im Wasserwerk Probleme, ist dort noch genügend Wasser gespeichert, um die Gredinger Dörfer für mindestens einen Tag zu versorgen. Sogar ohne größere Anstrengungen, da es wegen des Gefälles mit ausreichend Druck in Röckenhofen ankommt. Für die zufriedenstellende Versorgung der weiteren Orte ist in Röckenhofen eine neue Druckerhöhungsanlage nötig.

Die sollte der bisherigen Planung zufolge eigentlich an der Staatsstraße platziert werden – zwischen dem Dorf und seiner neuen Siedlung. Dagegen wandte sich jedoch erneut der Ortssprecher Michael Beringer, wegen der dann mangelnden Einsehbarkeit der Abzweigung könne es für Autofahrer gefährlich werden, sagte er. Dass die Umstrukturierung wirklich nötig sei, bezweifelte Beringer zudem: „Wir hatten in der Vergangenheit nicht bewusst ein Versorgungsproblem.“ Zumindest bei der Standortfrage nimmt der Zweckverband Rücksicht: Dieser müsse vor dem Bau der Anlage mit Beringer abgesprochen werden, sagte Eisenreich.