Greding
Verlegener Blick in die Kamera

Fotoausstellung im Museum zeigt Aufnahmen aus dem vorigen Jahrhundert – Alltagskleidung

31.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:07 Uhr

 

Greding (HK) Der Blick ist verlegen und neugierig, die Haltung stolz und gelassen, das Lächeln verschmitzt und selbstbewusst: Die Fotografien, die an diesem Wochenende in Greding ausgestellt sind, dokumentieren die ganze Bandbreite bäuerlichen Lebens und Arbeiten im vorigen Jahrhundert.

Der Gredinger Trachtenmarkt steht heuer unter der Überschrift „Alltagstracht, Werktagskleidung“. Und genau die ist auch auf den Fotos zu sehen, die am heutigen Samstag und morgigen Sonntag im Erdgeschoss des Archäologiemuseums in Greding gezeigt werden. Um zu wissen, wie die Alltagstrachten einst ausgesehen haben, müssen die Trachtenforscher detektivisch auf Spurensuche gehen. Denn im Gegensatz zu den repräsentativen Festtagstrachten, die auf Kupferstichen oder Lithografien festgehalten oder Museen vermacht wurden, wurde die Alltagskleidung nicht gemalt und endete nach vielfachem Flicken und Ausbessern oft als Putzlappen.

Als verlässliche Informationsquelle über das Aussehen der Alltagskleidung dienen Fotografien, auf denen die Menschen des vorigen Jahrhunderts bei ihrer Arbeit abgelichtet wurden. Die Stadt Greding hat für diese Ausstellung in ihrem Archiv gestöbert und wahre Schätze hervorgezaubert. So kann man auf einer um 1940 entstandenen Aufnahme die Bäuerin Maria Weiß aus Herrnsberg beim Hüten sehen oder Ann Brand aus Herrnsberg, die mit einem ganzen Packen gesammelter Äste auf dem Rücken direkt in die Kamera blickt. Die Familie Gegenfurtner aus Kraftsbuch hat sich 1950 mit Ziegen und Hund in Pose gesetzt. Richtiggehend Modell stehen 1933 auch die Helfer vor der Dreschmaschine beim Meierwirt in Kaising. Während die Erwachsenen eine Bierflasche in der Hand halten, umklammern die Kinder ein Butterbrot. Ein Bild lädt besonders zum Rätselraten ein: Es zeigt Hopfenzupfer und soll 1928 bei Greding entstanden sein.

Viele interessante Aufnahmen stammen auch aus dem Nachlass der Fotografin Erika Groth-Schmachtenberger (1906 bis 1992), die Menschen bei ihrer Arbeit oder in ihrem gewöhnlichen Lebensumfeld abgelichtet hat.

Sowohl die Gredinger Bilder als auch die von Erika Groth-Schmachtenberger vermitteln einen Eindruck von der Schlichtheit und Zweckmäßigkeit ländlicher Arbeitskleidung. Männer hatten eine Kombination aus Hose, Hemd und Jacke beziehungsweise Weste an, Frauen trugen Rock und Hemd, Mieder und Kopftuch. Sowohl bei Frauen als auch Männern schützten Schürzen die Kleidung vor Verschmutzung. Schuhe hatte allerdings nicht jeder.

Die Ausstellung im Erdgeschoss des Museums, in der auch Trachten an Figurinen zu sehen sind, ist heute und morgen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt in die Fotoausstellung im Erdgeschoss ist frei.