Greding
Stumme Zeugen der Heimatgeschichte

Altmühl-Jura organisiert Exkursion zu Kleinoden rund um Greding – Otto Heiß führt Gruppe

06.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Das reich gestaltete Arma-Christi-Kreuz an der Kirche Maria Hilf in Linden ist eine der insgesamt acht Stationen, die die Gruppe mit Otto Heiß besucht. - Foto: Lund

Greding (HK) Die Heimat einmal mit anderen Augen betrachtet haben mehr als 40 Teilnehmer bei einer Exkursion zu Kleinoden rund um Greding.

Otto Heiß, passionierter Heimatforscher und Ehrenbürger der Stadt, führte die Gruppe, die aus dem ganzen Gebiet der Regionalinitiative Altmühl-Jura kam, auf die westliche Jurahöhe. Dort wurden die Ausflügler von Gredings Bürgermeister Manfred Preischl begrüßt, der auch Vorsitzender des Vereins Altmühl-Jura ist. „Greding ist reich“, sagte Preischl. „Reich an Flurdenkmälern.“

Mehr als 250 Kleindenkmäler gebe es in den Gemeindeteilen und der Stadt, die sowohl durch private Initiative als auch durch öffentliche Mittel sorgsam gepflegt würden. Erst vor kurzem wurden die Freifaltigkeitskapelle in Untermässing – erbaut 1877 – und das Kreuz am Kalvarienberg wieder sorgsam aufgewertet, wie der Stadtchef erläuterte. Er freue sich sehr, so Preischl, dass sein Vorvorgänger im Amt die Geschichte der Kleinode rund um Greding erforscht habe und nun sein Wissen weitergebe. Otto Heiß habe hier vor allem die jüngeren Mitbürger im Blick, damit dieses Wissen eben nicht verloren gehe. Flurdenkmäler würden häufig nicht die gebührende Aufmerksamkeit erhalten und hinter anderen Kunst- und Baudenkmälern verblassen.

„Flurdenkmäler sind Zeugnisse menschlichen Lebens und erinnern an vergangene Generationen“, hob Otto Heiß deren Bedeutung für die Heimatgeschichte heraus. Geprägt durch die Kultur und religiöse Tradition sei im Lauf der Jahrhunderte eine große Vielfalt an Formen von Kleindenkmälern entstanden.

An acht ausgewählten Stationen lernten die Heimatkundler dann einige Beispiele kennen. Früher seien die Flurdenkmäler – wie der Name schon sagt – in der Flur gestanden, eben außerhalb der Stadt, erklärte Heiß. Durch den städtebaulichen Wandel jedoch seien sie immer weiter an besiedelte Flächen herangerückt. Bildstöcke und Kapellen hätten – wie zum Beispiel die jetzige Florianskapelle neben dem Gredinger Feuerwehrhaus – neue Standorte erhalten und seien so dem Abbruch entgangen. Die Anlässe, zu denen Kreuze, Marterl oder Kapellen gestiftet worden sind, spiegeln laut Heiß menschliche Schicksale wieder. Das Feldkreuz an der Straße Greding-Kraftsbuch etwa sei aus Dankbarkeit für die heile Rückkehr aus Kriegsgefangenschaft errichtet worden.

Wenige hundert Meter weiter starben zwei Kinder bei einer Explosion, die ein verirrter Sprengkörper nach dem Zweiten Weltkrieg verursacht hatte. Das Marterl erinnert noch heute daran und mahnt zum Frieden. „Ich komme oft hierher und diese Schicksal bewegt mich jedes Mal aufs Neue“, offenbarte Heiß seine Gefühle.

Auch Grenzsteine, wie südlich von Linden einer zu finden ist, gehören zu den Flurdenkmälern. Karl Heinz Richter, ebenfalls begeisterter Heimatforscher, erklärte, dass diese um das Jahr 1818 errichtet worden seien, nachdem Napoleon die Gebietsgrenzen neu festgelegt hatte.

Weitere Stationen der Exkursion waren die Wallfahrtskirche Maria Hilf mit dem Arma-Christi-Kreuz, das Steinkreuz sowie das Primizkreuz in Euerwang. Zum Abschluss stieg die Gruppe den 595 Meter hohen Euerwanger Bühl hinauf. Der heitere Ausgang eines Unglücksfalls ist dort auf einer Votivtafel beschrieben. Heiter endeten mit einem „Sonnwendschnaps“ auch die eindrucksvollen Geschichtsstunden von Otto Heiß.

Bereits zum zweiten Mal hatte die LAG Altmühl-Jura zu einer Exkursion eingeladen. Ende März führte Gebhard Sandner eine ebenso große Gruppe zu einer Auswahl Tittinger Flurdenkmäler. Weitere Exkursionen in den anderen Altmühl-Jura-Gemeinden sind vorgesehen.