Greding
Sinterterrassen als Fotokunstwerke

Ausstellung gibt ungewöhnliche Einblicke ins Kaisinger Tal – Schau bis 3. August im Gredinger Museum

23.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Die Begeisterung für die Sinterterrassen im Kaisinger Tal vereint den pensionierten Gymnasiallehrer Bernd Reitberger (links) und den Gredinger Arzt Alois Rudhart. Während der eine Fotos geschossen hat, hat der andere den Bachlauf mit der Videokamera verfolgt. - Foto: Leykamm

Greding (HK) Kieselsteine auf dem Grund. Darüber kleine Wasserpflanzen. Sich in der Strömung brechendes Licht. Dahintreibende Blätter auf der Oberfläche des Kaisinger Baches. Und all dies auf einem einzigen Foto. Zu sehen ist es gemeinsam mit 60 anderen im Gredinger Archäologiemuseum.

„Wasserspiele am Kaisinger Bach“ – so ist die Ausstellung überschrieben, die noch bis Sonntag, 3. August, im Gredinger Museum zu sehen ist. Bei der Vernissage am Dienstagabend sorgte zudem ein Film mit Impressionen über dieses idyllische Gewässer für Aufmerksamkeit. Gedreht hat ihn der Gredinger Allgemeinmediziner Alois Rudhart; ihm ist es gelungen, in einem 15-minütigen Werk den Charakter des Wasserlaufs beeindruckend einzufangen.

Die verschiedenen Passagen werden mit ruhigen Übergängen feinfühlig in Szene gesetzt. Das Plätschern und andere Naturgeräusche sind dabei ebenso zu hören. Im Zusammenspiel mit meditativer Klaviermusik aus der Feder von Maurice Ravel lässt dies den Zuschauer in einen Gemütszustand eintauchen, als wäre er tatsächlich im Kaisinger Tal.

Das Tal ist „einer der schönsten Flecken unserer Großgemeinde“, wie Gredings Bürgermeister Manfred Preischl an der Vernissage unterstrich. Das konnte Bernd Reitberger aus Roth nur bestätigen. Der pensionierte Gymnasiallehrer und leidenschaftliche Hobbyfotograf bekam im letzten Jahr von seinem Sohn einen Kalender geschenkt. Mit einem Bild aus dem Kaisinger Tal, dem Beschenkten bis dato unbekannt. Doch er fing sofort Feuer. In ihren Dimensionen seien die dortigen Sinterterrassen freilich nicht mit ihren monumentalen Verwandten bei der türkischen Kleinstadt Pamukkale zu vergleichen, so Reitberger. Dafür sei die Lage des mit jenen Kalkgebilden durchzogenen Kaisinger Baches inmitten eines Tobels umso faszinierender.

Und so hatte sich der Pädagoge im Frühling 2013 aufgemacht, dort zu fotografieren. Die verschiedenen Stimmungen und Besonderheiten im Lauf der vier Jahreszeiten galt es festzuhalten. Rund 1500 Bilder sind dabei entstanden, 60 von ihnen hängen nun großformatig im Museum. Bei den Aufnahmen ging es Reitberger aber nicht um das reine Abbilden der Natur. Ganz bewusst fing er die verschiedenen Lichtspiele mit der Linse ein und ließ mit ihr die kleinen Wellenbewegungen des Wassers im Moment erstarren. Beides verschmolz zu kunstvollen, impressionistisch anmutenden Kompositionen. Die Ergebnisse hätten ihn teils selbst verblüfft: „Monet lässt grüßen, Hundertwasser auch.“

Die verschiedenen Ebenen der Bachmotive werden durch die Licht- und Wasserspiele zusätzlich in ihrem Effekt bestärkt und erweitern die vorhandene um eine virtuelle Mehrdimensionalität. Reitberger betonte in diesem Zusammenhang, dass er die Fotos nicht digital nachbearbeitet habe, wie man vermuten könnte.

Mit seiner Begeisterung blieb er nicht lange alleine. Sondern er steckte damit Alois Rudhart an, mit dem er des Öfteren gemeinsam musiziert und der seinerseits leidenschaftlicher Hobbyfilmer ist. So zogen beide gemeinsam los und begannen, auch eher unbekannte Ecken des Kaisinger Baches in bewegten und ruhenden Bildern festzuhalten. Einige der letzteren sind zudem im Film geschickt eingearbeitet.

Akustisch wird der Streifen nicht nur mit Ravel untermalt, sondern auch durch Kompositionen von Gerold Schulz. Er ist wie Reitberger Mitglied im Rother Vokalensemble Flimmer-Glimmer-Shimmer, das auch die Vernissage umrahmte und sich der Veranstaltung gemäß zu ihrem Auftritt in Die Kai-Singers umbenannte.

Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Museums zu sehen. Aber sie gibt es auch zum Mitnehmen: Der Film Rudharts ist dort für zehn Euro zu erwerben, ein Bildband Reitbergers mit Motiven aus dem Kaisinger Tal für 30 Euro.