Greding
Schwere Zeiten für Gredinger Veranstalter

Tennisverband streicht hiesiges Jugendranglistenturnier - TC sagt wegen Feuerwehrjubiläum auch andere Altersklassen ab

15.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr
Der Tennisclub Grün-Weiß Greding richtet jedes Jahr im Frühsommer ein großes Turnier für begabte, junge Spieler aus. −Foto: Gert Sorgatz

Greding (HK) Manch einer der jüngeren Spieler kennt es gar nicht anders: Der Tennisclub Grün-Weiß Greding richtet jedes Jahr im Frühsommer ein großes Turnier für begabte, junge Spieler aus.

Damit ist es erst einmal vorbei: 2018 werden die Gredinger vom Bayerischen Tennisverband für ein Jugendranglistenturnier nicht berücksichtigt.

 

 

"Wenn wir den Zuschlag bekommen hätten, hätten wir dumm geschaut."

Daniel Geyer

 

Der Ärger war bei den Verantwortlichen des TC Grün-Weiß zunächst groß, vor allem beim Turnierleiter Gert Sorgatz. Doch ist er mittlerweile einigermaßen verraucht: "Wir können es nachvollziehen", sagt er mit ein bisschen zeitlichem Abstand. Umso mehr, weil die Gredinger mittlerweile gemerkt haben, dass das Ranglistenturnier just an dem Wochenende Ende Mai stattgefunden hätte, an dem die Freiwillige Feuerwehr ihr 150-jähriges Bestehen groß feiert. Die Lautstärke, die das Fest verursacht, wäre für die Tennisspieler ein echtes Problem gewesen. "Das kann man denen nicht zumuten", sagt Christian Hobauer, einer der drei Vorsitzenden des TC.

Und so ist man beim TC gar nicht mehr so sauer auf den Verband, der dem Verein das prestigeträchtige Jugendturnier gestrichen hat. "Wenn wir den Zuschlag bekommen hätten, hätten wir dumm geschaut", sagt der TC-Sportleiter Daniel Geyer. Aus einem einfachen Grund: "Da kommen richtig gute Spieler, die wollen vernünftige Bedingungen", erklärt Sorgatz. Hätte es also geklappt mit der 20. Auflage des Ranglistenturniers, wäre mit einiger Wahrscheinlichkeit das Renommee der Gredinger Turnierveranstalter angekratzt worden.

Weshalb die Gredinger gleich das gesamte Wochenende abgesagt haben. Von der Streichung betroffen sind eigentlich nur die Jugendturniere der Altersklassen U 12 bis U 16. Darunter gibt es noch keine Rangliste, im Nachwuchsbereich U 21 hat der TC Greding den Status für 2018 behalten - verzichtet aber darauf. Der Verband wertet den Jugend- und den Nachwuchsbereich als getrennte Turniere, allerdings haben die Gredinger die Wettbewerbe immer an einem Wochenende veranstaltet - und konsequenterweise vom "Jugend- und Nachwuchsturnier" geredet.

Die Erfolgsgeschichte des Gredinger Turniers bekommt nun also einen Knick. Im Jahr 1998 hat der TC Grün-Weiß Greding zum ersten Mal ein derart hochkarätiges Turnier ausgerichtet; Christian Hobauer, heute einer von drei gleichberechtigten Vereinsvorsitzenden, und der damalige Bürgermeister Franz Josef Lerzer hatten den entsprechenden Antrag gestellt. Aus gutem Grund: "Sebastian Lerzer war ein herausragendes Talent", schwärmt Hobauer noch 20 Jahre später. Ein Turnier zu Hause, bei dem er sich mit den Besten messen konnte, somit eine schöne Sache. Das Jugendturnier des Bayerischen Tennisbundes musste jedes Jahr wieder beantragt werden, "das ist jedes Jahr wieder spannend", sagt Hobauer. Diesmal gab es den Zuschlag also erstmals nicht.

Das Gredinger Ranglistenturnier - für die Qualifikation wurde die bayerische und die deutsche Rangliste gewertet - startete zunächst voll durch - was auch am "idealen Termin" lag, wie Hobauer sagt: dem letzten Wochenende vor den Pfingstferien. Teilnehmer konnten ihre Urlaubsfahrt zum Abstecher nach Greding nutzen. Diesen Vorteil bemerkten auch andere, so setzte der bayerische Verband die Bezirksmeisterschaften auf diesen Termin, die Teilnahme daran war für Kaderspieler Pflicht. "Wir wurden um eine Woche nach hinten verschoben", erzählt Daniel Geyer. Also mitten in die Ferien. "Das merkte man an den Teilnehmerzahlen."

Auch dass der durch Boris Becker und Steffi Graf ausgelöste Tennisboom längst vorbei war, merkte man im Weißen Sport. Der Verband zog die Konsequenz und stellte die Jugendarbeit um. Seit 2009 beruht sie im Wesentlichen auf zwei Säulen, erklärt Gert Sorgatz. Neben den Ranglistenturnieren wurden sogenannte Leistungsklassenturniere eingeführt. Je nach Erfolg werden Tennisspieler in eine Leistungsklasse von 1 bis 23 eingeteilt, ähnlich dem Handicap beim Golf. "Das ist an sich toll", sagt Hobauer: "Sie haben die Möglichkeit, gegen gleich starke Spieler zu spielen", ein guter Nachwuchsspieler könne auch gegen einen Erwachsenen antreten. Zudem habe der Einzelne Gewissheit, mindestens zwei Matches absolvieren zu können und nicht wie beim Ranglistenturnier eine Klatsche zu beziehen - und gleich wieder nach Hause zu fahren. Leistungsklassenturniere "nutzen vor allem schwächere Spieler", erklärt Geyer.

Auf der anderen Seite sind Leistungsklassenturniere eine Konkurrenz für die Ranglistenturniere, die Attraktivität der einen Sorte für die breitere Masse führte zu sinkenden Teilnehmerzahlen bei der anderen. Mit Konsequenzen, so Sorgatz: Habe es 2009 bei der Einführung der Leistungsklassen noch 70 Jugendranglistenturniere in Bayern gegeben, seien es 2017 noch 38 gewesen. Heuer werden es 34 sein, das Turnier in Greding zählt zu den vier gestrichenen. "Das war abhängig von den Teilnehmerzahlen", sagt Sorgatz. Die weit größeren Städte Weiden, Garmisch und Bamberg sind die drei anderen, die heuer leer ausgehen. "Wir sind also in guter Gesellschaft", sagt Geyer süffisant.

Ins Bockshorn jagen lassen sich die Gredinger Tenniscracks von dem Rückschlag aber noch lange nicht. Zum einen sei geplant, heuer mindestens ein Leistungsklassenturnier - an Pfingsten - zu veranstalten, so Daniel Geyer. Zum anderen werde der Antrag für ein Jugend- und Nachwuchsturnier auf jeden Fall wieder gestellt, sagt Christian Hobauer. Und fügt an: "Ich bin da gar nicht pessimistisch." Denn es gebe viele Bewegungen im Verband, weshalb sich eine Prognose gar nicht so leicht treffen lasse, was die Funktionäre vorhaben. TC-Spieler, Vorstandsmitglied und Oberschiedsrichter Peter Miehling als Mitglied der Sportkommission werde sich dafür einsetzen, sagt Hobauer.

Ein Stück weit könnte die Zukunft des Gredinger Turniers auch davon abhängen, wie sich der Weiße Sport entwickelt. "Tennis ist nicht mehr der Boomsport", gibt Gert Sorgatz zu bedenken. Vor allem jene Spieler, die nicht unbedingt die besten Aussichten hätten zu gewinnen, nähmen nicht mehr derart lange Anfahrten auf sich wie noch zu früheren Zeiten. So gebe es bei den Turnieren in Bayern "ein Nord-Süd-Gefälle" mit dem Zentrum der Landeshauptstadt München. Das bevölkerungsreiche Oberbayern kommt in Krisenzeiten eben vergleichsweise ungeschoren davon. Ob und wie es beim TC Grün-Weiß weitergeht, steht somit in den Sternen.