Greding
Ordnende Hand im Mischwald

Rother Forstamt bietet Privatleuten Hilfestellung bei natürlicher Verjüngung

22.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Etwa zehn Jahre alt sind die brusthohen Buchen im Wald von Ferdinand Kraus (2.v. r.) auf dem Pfaffenberg. Allmählich wird es Zeit, Struktur in den jungen Bestand zu bringen – dafür werben Philipp Kirchlechner, Harald Gebhardt, Josef Adam und Hans Stromberger (von links). - Foto: Luff

Greding (HK) Neudeutsch könnte man von einer Win-win-Situation sprechen: Der Besitzer eines Privatwaldes, der seinen Bestand mithilfe der Bayerischen Staatsforsten verjüngt, wird unterstützt. Und bei der Behörde ist man froh, dass man den Wald voranbringen kann.

Nichts ist so gut, dass es nicht noch besser werden könnte. Nach diesem Motto verfahren die Forstmänner am Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (AELF) in Roth. Denn der Pfaffenberg auf der Anhöhe von Greding in Richtung Kraftsbuch ist schon jetzt ein Wald, der jeden Forstmann erfreut, wie Harald Gebhardt, der Bereichsleiter Forsten am AELF, erklärt. Von der Fichte geprägt, finden sich dort auch viele Buchen und sehr viele andere Bäume. „Ein Mischwald, wie man ihn sich vorstellt“, sagt Gebhardt. Damit das aber auch in 100 Jahren trotz des Klimawandels der Fall ist, gibt es einiges zu tun.

Vorgenommen hat sich das der Besitzer eines Waldes auf dem Pfaffenberg: Ferdinand Kraus aus Grafenberg. Mithilfe der Experten vom Amt setzt er auf natürliche Verjüngung seines Baumbestandes – ganz ohne Zaun. Damit das reibungslos funktioniert, arbeiten eine ganze Reihe von Leuten Hand in Hand mit Kraus. Zum Beispiel der Jäger Karl-Heinz Neuner. Er habe zugesagt, dass er die Abschussquote auf jeden Fall erfüllen werde, erzählt Gebhardt. Somit lässt sich der Wildverbiss reduzieren. Die Triebe, die dennoch von Rehen gefressen werden, kann Kraus locker verschmerzen: „Es sind so viele Pflanzen da“, sagt er und deutet mit der Hand auf das Areal vor sich, wo zahllose kleine Buchen aus dem Waldboden sprießen. Etwa zehn Jahre alt ist dieser Bestand. Gekommen ist er von allein, gepflegt wird er jetzt im Verbund.

Denn auch die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Heideck-Schwabach sitzt bei dem Projekt mit im Boot. Wenn die Bäume größer werden, schauen sich Experten vom AELF um und entscheiden, wo man durchforsten muss – also einige Bäume herausnehmen, damit die jungen Pflanzen sich mit genügend Licht gut entwickeln können. „Wenn ein Besitzer das nicht leisten kann, übernimmt das die FBG“, erklärt Harald Gebhardt. Und Hans Stromberger von der FBG ergänzt: „Wir zeichnen die Bäume, die gefällt werden müssen, aus“, zudem stehe der FBG ein Harvester zur Verfügung, mit der die Arbeit schnell erledigt ist. Zu guter Letzt kann die Forstbetriebsgemeinschaft auch noch die Vermarktung des Holzes übernehmen. „Die Marktsituation ist nach wie vor gut“, weiß Stromberger. Ideale Gelegenheit also, den Wald jetzt auf Vordermann zu bringen.

Sämtliche Beteiligte zueinander zu bringen, ist die Aufgabe von Philipp Kirchlechner, der beim AELF für das Projekt „Natürliche Waldverjüngung“ zuständig ist. „Wir wollen, dass Waldbesitzer das Angebot nutzen“, sagt Kirchlechner. Er biete eine kostenlose Beratung als Entscheidungshilfe, ob man überhaupt tätig werden müsse. Zudem gebe es für den Waldbauern eine Förderung, „weil waldbauliche Vorarbeiten geleistet werden“. Manchmal funktioniere die Waldverjüngung – vor allem die artenreiche – eben nicht von alleine, weil schlicht das Licht auf dem Boden fehlt, ergänzt der in Greding zuständige Revierförster Josef Adam. „Die Bäume stehen in Konkurrenz zueinander, hier kann man steuernd eingreifen.“

Frühere Generationen haben im Idealfall auch schon auf den Artenreichtum geachtet, allerdings waren damals die Waldbesitzer noch auf sich allein gestellt. Im Areal von Ferdinand Kraus etwa finden sich auch einige alte Lärchen, die wohl eigens dort gesetzt und gepflegt worden sind – denn die Lärche benötigt vergleichsweise viel Licht. „Sie ist aber als Nutzholz sehr gefragt“, freut sich Kraus heute.

Bei der Waldarbeit denke man immer in langen Zeiträumen, bestätigt Förster Josef Adam. Bei dem Projekt gehe es darum, die Vielfalt in den heimischen Wäldern zu erhalten und beispielsweise auch der Gredinger Mehlbeere, die nur im hiesigen Raum vorkomme, Platz zu geben. Darüber hinaus hat die natürliche Verjüngung des Baumbestandes einen unschätzbaren Vorteil, weiß Harald Gebhardt: „Das Saatgut der alten Bäume ist einfach besser.“