Greding
Letzte Chance für Mitsprache

Erneute Einspruchsfrist gegen Stromtrasse endet Mitte Mai – Jetzt auch Kernstadt Greding in Gefahr

21.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr

Große Masten, über die der Strom von Norden nach Süden transportiert wird: Das ist der Albtraum der Trassengegner. Die Bundesnetzagentur feilt gerade am Bundesbedarfsplan. Gegen dessen zweiten Entwurf ist bis Mitte Mai ein Einspruch möglich. - Foto: Luff

Greding (HK) Neue Pläne, alte Gefahr: Die Stadt Greding erneuert ihren Protest gegen die Gleichstromtrasse. Der Stadtrat hat sich dafür einstimmig ausgesprochen. Denn auch der jetzige Entwurf birgt für die Kommune einige Unwägbarkeiten, wie Max Dorner (SPD) erläuterte.

Der Gredinger Ortssprecher Max Dorner ist der Experte der Stadt für die Stromtrasse, war auch in einer Sitzung des Energiedialogs, den die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ins Leben gerufen hatte, eingebunden. In seiner Bewertung des jetzigen zweiten Entwurfs der Bundesnetzagentur zeigte er sich hin- und hergerissen. „Er ist ein Schritt zurück zur Grobplanung“, sagte er. Statt eines bevorzugten Trassenverlaufs, der das Gredinger Gemeindegebiet durchschnitten hätte, werde nun wieder mit ungenauen Planungsellipsen gearbeitet.

Die Trasse könne nach heutigem Stand also auch 30 Kilometer entfernt gebaut werden und Greding nicht berühren. „Dort werden sich die Menschen aber genauso wehren“, gab er zu bedenken. Überdies sprächen einige Gegebenheiten dafür, dass die als Gleichstrompassage Süd-Ost bekanntgewordene Trasse – die in der hiesigen Gegend jetzt plötzlich Korridor D heiße – doch durch Gredinger Gebiet führe. Dorners Warnung und seine Werbung für Protest fielen deshalb eindeutig aus: „Macht alle mit!“ Es sei im Planungsprozess die letzte Chance, auf die politischen Akteure einzuwirken, „das ist ein ganz wichtiger Moment“. Ist der Bundesbedarfsplan erst einmal entwickelt, ist die Sache gelaufen. Die Einspruchsfrist endet laut Dorner am 15. Mai.

Die Stromtrasse soll Dorner zufolge nun in Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt beginnen und in Gundremmingen im schwäbischen Landkreis Günzburg in Bayern enden, Start- und Endpunkt sind also verschoben worden. Die Hochspannungsleitung könnte zum Teil über bestehende Trassen führen, neue Masten werden laut Dorner bevorzugt an Autobahnen oder Eisenbahnlinien gebaut. Bayreuth, Pegnitz, Nürnberg, Großhöbing, dort gebe es solche Verkehrsachsen. Jetzt machte Dorner aber noch eine neue Gefahrenstelle aus, bisher sollte die Trasse nämlich zwischen Günzenhofen und Schutzendorf abknicken und Richtung Westen führen. Dieser Plan sei vom Tisch, da die Flugplätze in Schutzendorf und auch in Waizenhofen mittlerweile als Ausschlussgebiete definiert seien. „Wo kommt der Schwenk nach Schwaben? Das ist die spannende Frage“, sagte Dorner. Eventuell direkt bei der Kernstadt Greding.

Massiver Protest ist laut Max Dorner angebracht. Allerdings müsse dieser etwas anders organisiert sein als beim ersten Entwurf. Damals war von einigen Organisationen ein Musterbrief aufgesetzt worden, den Gegner der Stromtrasse unterschrieben und an die Verantwortlichen geschickt haben. Mehr als 26 000 schriftliche Einwendungen sind Max Dorner zufolge bei der Bundesnetzagentur eingegangen. Doch rund 95 Prozent dieser Protestnoten seien als Massenbrief abgetan worden, auf die man nicht eingehen musste. Deshalb gibt es nun eine andere Strategie: „Es darf nicht wieder ein Massenbrief sein“, sagte Dorner. Am besten sei es natürlich, wenn möglichst viele Gegner eigene Formulierungen für ihre Sorgen und Ängste oder andere Begründungen fänden. „Es muss allgemein argumentiert werden“, sagte Dorner auch. Gegen die Notwendigkeit der Leitung. Denn egal, wo eine Stromtrasse letztlich verlaufe, betroffene Menschen gebe es überall. „Unsere Betroffenheit interessiert keinen.“

Er habe selbst eine Begründung geschrieben, die man als Vorlage verwenden könne. Diese ist auch auf der Homepage der Stadt unter www.greding.de eingestellt.

Darüber hinaus stellte er die Internetseite www.stromautobahn.de vor, auf der sich einzelne Bürgerinitiativen zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen haben. Hier würden Textbausteine angeboten, aus denen sich jeder einen individuellen Einspruch zusammenbasteln könne. Alle drei Tage würden die Textbausteine verändert, so Dorner.

Warum zwar die kleinen Flugplätze, nicht aber die Wehrtechnische Dienststelle (WTD) 81 auf dem Kalvarienberg als Ausschlussgebiet angesehen werde, erkundigte sich Michael Beringer (CSU). Das Verfahren sei noch nicht so weit gediehen, dass die WTD angehört worden sei, so Bürgermeister Manfred Preischl. Dennoch drängte Beringer darauf, dass die Kommune auf die WTD verweisen solle. „Die Arbeitsplätze dort oben sind uns wichtiger und müssen geschützt werden.“