Greding
Kirche im Wohnzimmer und im Wirtshaus

Synode des Dekanats auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen – Inspiriert von der Church of England

02.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Nicht jeder kann alles anbieten: Kooperationen zwischen den verschiedenen Gemeinden sind in der heutigen Zeit unabdingbar, wie Beate Krauß (links), die Pfarrerin von Alfershausen und Heideck, auch der Dekanin Ingrid Gottwald-Weber demonstriert. - Foto: Leykamm

Greding/Thalmässing (HK) Über neue Ausdrucksformen von Kirche in der heutigen Zeit, haben die Synodalen des Dekanats Weißenburg in der jüngsten Synode in Eysölden sinniert. Hierbei ließ man sich auch wieder von der Church of England inspirieren – wie schon beim jüngsten Reformationsfest.

Gottesdienste in bewährter Form zu festen Zeiten in prunkvollen Gotteshäusern zu feiern, dieses Konzept christlicher Spiritualität scheint mehr und mehr ausgedient zu haben. Neue Wege beschreitet die Church of England. Von deren Beispiel versucht man im Dekanat Weißenburg, das sich über Thalmässing bis nach Greding erstreckt, zu lernen. Denn dort hat man trotz großer finanzieller Abhängigkeit von den Gottesdiensten gewagt, deren sicheren Rahmen zu verlassen.

Entstanden ist eine christliche „Bewegung an der Basis“, wie der Pfarrer Friedemann Büttel sagte; eine Bewegung, die auf neue, den Lebenswelten der Menschen entsprechende Formen kirchlichen Lebens setzt. Diese aber sollten nicht etwa zur Kirche hinführen, sondern: „Sie sind Kirche“, machte der Geistliche deutlich.

Wie es sich anfühlt, sich unter geänderten Vorzeichen zu treffen, konnten die Synodalen dann in einzelnen Workshops in Kindergarten- und Küchenräumen in Eysölden erfahren. Zwischen Spüle und Spielturm grübelten sie da, ob und wie neue Wege zu gehen seien. Es fehlten beispielsweise Konzepte, um Teenager nach ihrer Konfirmation weiterhin für die Kirche zu begeistern, machte die Religionspädagogin Susanne Burkhardt in einem der Arbeitskreise deutlich. Doch auch das Interesse der Erwachsenen schwinde, der Glaube „wandert immer mehr ins Private ab“, sagte Pfarrer Hans Rohmer.

Ob neue Ausdrucksformen überhaupt einen Gegentrend einläuten können, wurde zugleich hinterfragt. Denn Neuerungen seien meist für jene interessant, die ohnehin am Gemeindeleben teilnehmen. Wer der Kirche bereits fern steht, suche dort eben gerade die alten und vertrauten Muster. Sonst fühlten sich diese Menschen nicht aufgehoben, lautete etwa ein Argument. Seitens der Kirche müsse man aufpassen, dass nicht nur auf „die gute Show“ gesetzt werde. Inhalte sollen also nicht zu kurz kommen, deswegen sei Zielgruppenorientierung wichtig.

Neue Formen, die dies beherzigen, gebe es schon, wie die Pfarrerin Sibylle Bloch erklärte und einige Beispiele wie Liegestuhl-Gottesdienste oder die Aktion „Sommerkirche“ anführte. Hier müsse man Flexibilität etwa in punkto Zeiten und Musik beweisen. Die Organisation erfordere gute Teamarbeit.

Überhaupt sei Vernetzung sehr wichtig, kam es im Workshop von Pfarrer Matthias Heckel zur Sprache: zwischen den Generationen, den Konfessionen und auch zwischen den einzelnen Gemeinden, wo dies durch die Pfarrstellenkürzungen ohnehin nötig geworden sei. Die Kooperation sei auch deswegen unabdingbar, weil „nicht jeder alles anbieten kann“, erklärte die Hausherrin, Pfarrerin Beate Krauß. Andererseits aber sollen ja gerade die verschiedenen Zielgruppen zu ihrem Recht kommen, deutete sie einen möglichen Weg zu mehr Diversifizierung an.

Ganz auf den Glaubensgründer besann sich Pfarrer Thomas Lorenz, der Jesus zitierte: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Genau das sei Kirche im Sinne von Gemeinschaft der Gläubigen. Und diese Form könne überall praktiziert werden, „im Wohnzimmer oder im Wirtshaus“. Dort sei die Kirche dann auch ganz nah bei den Menschen, die sie zu erreichen suche. In diesem Zusammenhang dürfe auch der diakonische Aspekt nicht vergessen werden und sollten die Arme gegenüber anderen weit ausgebreitet werden: „Wir müssen eine Willkommenskultur entwickeln.“