Greding
"In der Fantasie ist alles möglich"

Eichstätter Kinderbuchautorin Margit Auer liest vor Schülern aus Greding und Obermässing

03.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Sportliche Einlagen wie in der Schule der magischen Tiere lässt die Kinderbuchautorin Margit Auer (2. von rechts) in die Lesung einfließen. Damit kommt sie dem Bewegungsdrang der Kinder nach, die sich dann leichter auf den zweiten Teil des Vortrags konzentrieren können. - Foto: Luff

Greding (HK) Sie kann mittlerweile mit Fug und Recht als ein Star unter den Kinderbuchautoren Deutschlands bezeichnet werden: Margit Auer aus Eichstätt. Am gestrigen Freitag hat sie in der Gredinger Schule aus ihren Werken gelesen.

Ob die Grundschüler mit dem Begriff der Spiegel-Bestsellerliste schon etwas anfangen können? Wohl nicht. In dieser Liste werden die bestverkauften Bücher auf dem deutschen Markt in einer Rangfolge aufgeführt. Und in der aktuellen Liste liegt Margit Auers sechster Band der Reihe „Die Schule der magischen Tiere“ mit dem Titel „Nass und nasser“ auf dem zweiten Platz in der Sparte der Kinder- und Jugendbücher. Vom ersten Band der Reihe seien bereits 100 000 Stück verkauft, verkündet die Schriftstellerin stolz: „Wenn ich Musikerin wäre, würde ich eine goldene Schallplatte bekommen.“

Ein Ende des steilen Aufstiegs der Eichstätterin ist nicht in Sicht, kommt doch just an diesem Freitag nach Auflagen in mehreren europäischen Ländern in Japan der Erstling der „Magischen Tiere“ auf den Markt. Auer projiziert sogar das Buchcover an die Wand der Aula. Nebst den fernöstlichen Schriftzeichen sind dort zwei Kinder abgebildet, mit übernatürlich großen Augen, eben ganz im Stil der japanischen Mangas. „Die Illustrationen sind andere“, erklärt sie den Schülern – und erfährt prompt, wie bekannt das Buch auch in den Reihen vor ihr schon ist. „Das sind Benny und Ida“, erklärt eine Schülerin, die den Inhalt kennt. Doch ist diese nicht die Einzige, offenbar gehören Auers Werke zu den beliebteren in der Stadt- und Pfarrbücherei. „Wir haben fast alle Bände zum Ausleihen“, erklärt deren Leiterin Evelyne Hüttner, „bis auf den neuesten.“ Selbst dafür gibt es einen handfesten Grund: den Poststreik.

Doch liest Margit Auer natürlich nicht nur, weil ihre Bücher derzeit kaum an den Mann oder vielmehr ans Kind kommen. Sondern weil es einerseits gut fürs Geschäft ist, andererseits Kinder auf sehr unterhaltsame Weise an das Medium Buch herangeführt werden. Das ist auch die Intention des Gredinger Lions Clubs, der die insgesamt drei vormittäglichen Lesungen vor verschiedenen Klassen – auch aus Obermässing – finanziert. Die Eichstätterin erfüllt die Erwartungen in hervorragender Weise, in ihren acht Jahren Schriftstellertätigkeit ist sie längst zum Profi geworden. „An die 100 Lesungen“ werde sie heuer halten, verrät sie – und auf Nachfrage aus dem Publikum auch ihr Alter: 48 Jahre. „Da muss dann immer jemand sagen: ,Boah, die sieht ja voll jung aus.’“ Als ein Junge das tatsächlich tut, strahlt sie: „Danke – deshalb mache ich Lesungen.“

Im Wesentlichen geht es in der Buchreihe um exakt dieses Thema: Selbstbewusstsein. Denn in jedem der bislang sechs Bände – der siebte trägt Auer zufolge den Titel „Wo ist Mr. M.“ und kommt kurz vor Weihnachten auf den Markt – bekommen Schüler der Wintersteinklasse ein magisches Tier, das nicht nur mit den anderen magischen Tieren sprechen kann, sondern auch mit den Menschen. Die Tiere sind sorgfältig für jeden Einzelnen ausgewählt, sie helfen ihren menschlichen Freunden, Schwächen zu kompensieren und im Leben besser zurechtzukommen. Heute liest Auer aus dem fünften Band „Top oder Flop“ und führt unter anderem den Schimpansen Tingo ein, einen Gefährten für Yannick, der sich vor allem Mädchen gegenüber ziemlich affig verhält. Nach einer etwas ausgearteten Turnstunde, in der Yannick die „Weiber“ wieder mal kräftig ärgert, bekommt er allerdings einen Denkzettel verpasst.

Woher sie ihre Ideen nehme, fragt ein Junge Margit Auer. Das sei nicht schwer, erwidert sie, als dreifache Mutter könne sie aus dem Leben schöpfen. Sie habe beobachtet, wie eines ihrer Kinder mit dem Familienkater Camillo kuschelte und ihm seine Sorgen anvertraute. „Dann denke ich, es wäre doch cool, wenn die Katze antworten würde.“ Auch Freunde ihrer Kinder hätten Haustiere und erzählten von diesen. So bekomme sie immer wieder einen neuen Denkanstoß.

Die Kinder hören aufmerksam zu, bis zum fünften Band ist bislang augenscheinlich kaum jemand vorgedrungen. Immer wieder unterbricht die Schriftstellerin die Lesung, stellt Fragen, bezieht ihr Publikum ins Geschehen ein. Welche Tiere die Kinder denn gerne hätten? Die Jungen stehen auf Raubtiere wie Löwe, Leopard, Wolf und Gepard. Die Mädchen tendieren mit Hund, Katze und Pony zu einem realistischeren Szenario. Immerhin meldet ein Bub Zweifel an, ob ein Krokodil als Haustier – wie im Buch beschrieben – wirklich praktikabel wäre. Das nicht, antwortet Margit Auer und schlägt sogleich den Bogen zur Welt der Literatur im Allgemeinen: „Aber in der Fantasie ist alles möglich.“