Greding
Zepterwechsel wird kein "Waterloo"

Bejubelte Übergabe der Insignien beim Eröffnungsball der Gredonia Prinzenpaar will Tunnel unter dem Marktplatz

14.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Foto: Jürgen Leykamm

Greding (HK) Der Eröffnungsball der Faschingsgesellschaft Gredonia beginnt und endet mit einem "Waterloo", wenn auch ganz im Gegensatz zum sprichwörtlichen Sinn: Zuerst gespielt von der Just-Fun-Band als Stimmungsbringer für die Tanzrunden, am Ende als fulminante Zugabe der hauseigenen Showtanzgruppe namens "Spotlights". Dazwischen liegen vier mit Höhepunkten gespickte Stunden.

Der Einzige, der an einem solchen Abend im vollen Saal des Gredoniaheims sein eigenes "Waterloo" erleben muss, ist der Bürgermeister. Denn Manfred Preischl versucht zwar mit so manchem Trick, die Übergabe des Rathausschlüssels zu verhindern, hat aber gegen die Übermacht der peitschenschwingenden Brauchtumsgruppe der Pumpernickel keine Chance. So will der Rathauschef am Ende gleich zwei Monate den Türöffner abgeben - und die Fastenzeit gleich noch mit dazugeben. Aber Markus I. und Sandra I. bekommen noch mehr. Denn dank des in jüngster Vergangenheit seltenen Umstandes, dass es auch in der letzten Session ein Prinzenpaar gab (Stefan II. und Yvonne I.), kommt es zur ersten Zepterübergabe in Greding seit sieben Jahren. Entsprechend laut ist der Jubel bei der Weitergabe der Insignien.

Nach einem Prinzenwalzer zwischen Klassik und Boogie sind die neuen Machthaber bei ihrer Ansprache um ein neues Regierungsprogramm nicht verlegen: Allen Senioren verordnen sie E-Bikes, die Stadtratsmitglieder werden zur Fahrt im "Gemeindemobil" verdonnert. Im Nachklang an den Tag der Bundeswehr soll die WTD ihren Faschingsball wieder aufleben lassen, aus rein semantischen Gründen verweigert das Paar aber ein gemeinsames Baugebiet von Greding und Hausen, die beide zum "Grausen" verschmelzen würden.

Der Verkehr am Marktplatz soll eine Etage tiefer gelegt werden - wie der in Industriestraße. Damit spielen die Regenten auf den neuen Swingerclub an: Dessen Gebäude biete "oben die Alternative für Deutschland, drunter die Alternative für den Ehepartner", so die weitere Anspielung auf den Belegungsplan der letzten Zeit.

Richtig bissig schießen sich die Zepterinhaber auf die Unsitte ein, dass der Spielplatz an der Heinrich-Herold-Anlage eher von "Flaschenkindern" statt Buben und Mädchen beehrt wird. Stattdessen könne man doch die zur Umgestaltung freigegebene Ecke Langgasse-Badergasse für genannte Klientel modifizieren: "Vom Laufweg zum Saufeck".

Das Lokalkolorit kommt beim Publikum bestens an, ebenso wie die neue Bambinigruppe, die zum Auftakt des Balls einen flotten Piratentanz hinlegt. Die Kindergarde übt sich mit ihrem Hexentanz im Besenflug und die Teeniegarde feiert das nasse Element in allen seinen Spielarten: vom Wassertropfen übers Meer hin zum Eis.

Auch die Solisten wissen zu begeistern. Die Minis (Nele Bohn und Elena Geidel) glänzen schon im zarten Alter durch Akrobatik, die älteren Tanzmariechen wie Rebecca Miess, Lena Lehr und Laura Preischl legen noch eins drauf und die Prinzengarde sorgt für das richtige aristokratische Flair.

Sein erstes Gastspiel zelebriert in Greding der Burgthanner Kabarettist Jörg Kaiser. Der "frotzelnde Franke" zeigt sich erleichtert, dass im Publikum nicht nur rote Narrenkappen zu sehen sind, denn das erinnere ihn beim Blick von der Bühne doch immer sehr an "Legehühner in Bodenhaltung". Als Mittvierziger ist er derzeit dabei, seine Kumpels zu trösten, deren Körper sich verändert. Was der Geoevolution entspräche: "Kontinentalplatten verschieben sich, Berge entstehen." Diäten hingegen könnten gefährliche Folgen bei Männern haben, denn die "nehmen nicht am Bauch ab, sondern an der Stimmung". In einem Fall habe das sogar zu dem zweifelhaften Erfolg geführt, dass einer seiner Freunde "auf einen Schlag 62 Kilo los geworden ist - seine Frau".

Als beide Zeiger der Uhr stramm auf die Zwölf zuwandern, gerät der Auftritt der Spotlights zum weiteren erhofften Höhepunkt. Allerdings lässt Moderator und Gredonia-Präsident Alexander Hill die Damen vor der Bühne reichlich zappeln, denn er wird lange schmerzlich vermisst. Doch die Truppe weiß sich zu helfen und legt aus dem Stegreif einen Line-Dance hin. Dann aber ist es so weit und sie dürfen endlich ihre Version des ABBA-Musicals "Mamma Mia" zur Aufführung bringen, was einen fulminanten Schlusspunkt bildet. Danach aber darf das Publikum aber noch lange in den neuen Tag hinein tanzen.