Greding
"Und da bin i dahoam"

Bayerische Woche an der Gredinger Schule erlebt am Unsinnigen Donnerstag ihren Höhepunkt

23.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

So richtig krachen lassen es die Gredinger Pumpernickel im Pausenhof der Schule, wenn ihre Goaßln lautstark knallen (oben). Ausnahmsweise treten sie vor den Kindern ohne die markanten Holzmasken auf. Bei der Modenschau feiert unter anderen der Bayernkini Ludwig II. eine Auferstehung (links). Beim Maßkrugstemmen erweist sich am Ende Fabian (rechtes Bild, rechts) als Stärkster. - Fotos: Luff (2), Leykamm

Greding (HK) Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Nach diesem Motto ist heuer die Grund- und Mittelschule in der Woche vor den Faschingsferien verfahren. In China, Italien und der Türkei war man schon - diesmal ging's nach Bayern.

"Weil wir in Bayern zu Hause sind", nannte der Schulleiter Oswald Brigl den Grund hierfür. Noch dazu "liegt Greding im Herzen Bayerns". Was läge da näher, sich aus Greding jene Gruppe einzuladen, die gerade im Fasching für Aufmerksamkeit sorgt, zuletzt in der Fernsehsitzung "Fastnacht in Franken"? Und so schauten gestern Vormittag die Pumpernickel in der Schule vorbei.

Vor allem war es Jürgen Joos, der den Schülern die erst 2009 wiederentdeckte Brauchtumsgestalt näherbrachte. Er und seine Frau Stefanie waren im Kostüm gekommen, sogar Töchterchen Patrizia hatten den rot-grünen Überwurf im Stil der Pumpernickel übergeworfen. Den bekommen im Übrigen nur die Kinder der Pumpernickel, erklärte Joos, in einem Grundsatzbeschluss habe die Gruppe entschieden, dass es keine Kindergruppe geben solle; ein richtiger Pumpernickel muss mindestens 18 Jahre alt sein.

29 Personen stark sind die Pumpernickel heute, auch 8 Frauen stecken mittlerweile unter den furchterregenden Holzmasken. Ihnen allen gemein ist laut Jost, dass sie viel Zeit und Geld ins Kostüm investiert haben, rund 800 Euro koste das Gewand inklusive Maske. Die rote Borte müsse jedes Mitglied selbst anfertigen, rund 40 Meter seien pro Pumpernickel vernäht - "je nach Statur auch mehr". Pro Meter sei eine Arbeitszeit von etwa einer Stunde anzusetzen. Und wie viele Glocken sind angebracht? Die Schätzungen der Schüler begannen bei 50, doch sind es weitaus mehr, so Joos: 150. Und auch das könne sich je nach Statur des Pumpernickels verändern.

Im Pausenhof gaben Joos und drei seiner Mitstreiter noch einige Kostproben ihres Könnens und ließen die Goaßln knallen, was das Zeug hielt. Dass ihr Beispiel in Greding schon seit einigen Jahren auf fruchtbaren Boden fällt, stellten hernach einige Schüler unter Beweis und ließen es ebenfalls krachen, zum Teil mit eigenen Goaßln. Ein Junge, ausgerechnet mit der Edvard Munchs berühmtem Bild nachempfundenen Maske aus dem Film "Scream", haute sich dabei ordentlich auf den Rücken. Den Schrei verkniff er sich aber tapfer.

Nach der Pause läutete die Bläsergruppe der Schule unter der Leitung von Maria Weichbrodt mit der Sternpolka auf das dicht gestaffelte Programm über, dessen einzelne Punkte die Klassen und Gruppen in der Schulwoche vorbereitet hatten. Hierbei unterstrichen vor allem die Jüngeren, dass sie das Prädikat "Musikalische Grundschule" zu Recht tragen. So tanzten etwa Erst- und Viertklässer gemeinsam einen Zwiefachen. Andere Kinder sangen inbrünstig das Titellied der gleichnamigen BR-Soap "Dahoam is dahoam" - und stellten zudem sich und mit den Worten "Und da bin i dahoam" ihr Zuhause kurz vor. "Ich mache unheimlich gerne Hausaufgaben", sagte beispielsweise Benedikt und erntete für dieses Bekenntnis laute Buhrufe.

Stürmischen Applaus gab es dagegen für die Erst- und Achtklässer, die gemeinsam eine Modenschau zum Thema mit passenden Gstanzln darboten. Der bayerische Märchenkönig Ludwig II. machte den Anfang, gefolgt von der österreichischen Kaiserin Sissi, die immerhin aus Bayern stammte. Von Bier über das Oktoberfest und den Wolpertinger bis hin zu Albrecht Dürer, der Kunstikone Nürnbergs, stellten die Kinder Eigenheiten Bayerns in Kostümen heraus.

Zum Thema wurde der Wolpertinger gleich darauf auch in einem Sketch. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff? Ein Wahrsager aus dem Bayerischen Wald, ein aus verschiedenen Tieren zusammengewürfeltes Wesen oder eine Musikgruppe? Während darüber nachgegrübelt wurde, lud man schon wieder zum Tanz. Zur Musik der Biermösl Blosn ließen die Schüler im Wiegeschritt die amerikanisch-bayerische Freundschaft aufleben, bevor es grammatikalisch herausfordernd erklang: "Mia san vom Woid dahoam". Statt eines ganzen Waldes wurde dann ein einzelner Birnbaum besungen, natürlich der "in der greana Au". Während er sich im Wind wiegte, durfte zur "Münchner Gemütlichkeit" geschunkelt werden - unter Aufsicht des FBI. Vielleicht von der Wirklichkeit gar nicht so weit weg - Weißwurst und Infos zuzeln. Unter Freunden.

Kulinarisch ging es weiter: beim Brezenschnappen für die Grundschüler und beim Maßkrugstemmen, bei dem nur die Älteren mitmachen duften. Fabian hielt den Krug, in dem freilich nur Wasser war, am längsten in die Höhe. Beim "Schlaubayer"-Quiz kam es zum knallharten Duell zwischen Lehrer und Schüler: Das Rektorenduo Oswald Brigl und Gerhard Schuster versus Veronika und Maximilian. Beide Teams lagen ausgerechnet bei einer Textzeile der Bayernhymne um Buchstabenbreite daneben. Dafür wusste das Schülerduo im Gegensatz zu den Chefs immerhin den richtigen Texter: Michael Öchsner.