Greding
"Schrapnellen" verhängen Höchststrafe

Hausfrauengarde rächt sich am Landrat Beim Rathaussturm tobt das Foyer

28.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

Der Landrat muss so lange Witze erzählen, bis einer lacht. Das hat sich die Hausfrauengarde als Strafe ausgedacht. Dann darf er auch seinen Maulkorb abnehmen. Die Garden zeigen beim Rathaussturm noch einmal ihre Tänze, während die Putzfrauen Elisabeth und Maria über den Dreck im Rathaus schimpfen und allerlei ausplaudern. - Fotos: Karch

Greding (HK) Am letzten Tag der Session läuft die Faschingshochburg Greding noch einmal zur Hochform auf. Nicht nur beim Faschingszug, sondern vor allem beim Rathaussturm.

Hohlgeschosse aus dem Ersten Weltkrieg? Das sind die Mitglieder der Gredinger Hausfrauengarde auf gar keinen Fall. Kein Wunder, dass sich Landrat Herbert Eckstein im vergangenen Jahr keine Freunde bei den Damen machte, als er sie als "Schrapnellen" bezeichnete. Der konnte die Aufregung gar nicht verstehen, ist diese Bezeichnung in seinen Augen doch eine Liebkosung. Er hat allerdings das Pech, dass die Damen sehr nachtragend sind und sogar überlegen, ob sie ihn teeren und federn und dann beim Faschingszug mitschleppen sollen.

Manfred Preischl, der seine Hausfrauengarde liebt - zumindest dann, wenn sie nicht allzu vorlaut ist -, schlägt sich deshalb beim Rathaussturm auf die Seite der beleidigten Damen und verpasst Herbert Eckstein gleich zu Beginn einen Aufkleber "Kommunale Verkehrsüberwachung" als Maulkorb. Und dabei ist der Landrat doch schon in weiser Voraussicht und auf Milde hoffend mit einem Mundschutz gekommen. Ecksteins Ehefrau Elke fragt in seinem Namen an, ob er noch etwas sagen darf. Doch das wird ihm prompt verwehrt. "Das war ein kurzes Grußwort", kommt es ganz trocken von Gredonia-Präsident Alexander Hill.

Der hat zuvor mit seiner ganzen Mannschaft das Rathausfoyer gestürmt. Naja, gestürmt haben nur die Bambini- und die Kindergarde, der Rest war - kein Wunder am letzten Tag im Fasching - eher gemächlich unterwegs. Im nächsten Jahr, so Hausherr Preischl, werde das kein Problem mehr sein: Dann bringt der Aufzug die Pumpernickel in den ersten Stock.

Im Foyer wird es allmählich eng. Von Jahr zu Jahr wollen mehr Zuschauer die Gredonia noch einmal in ihrer ganzen Vielfalt sehen, die Garden, die Tanzmariechen und natürlich auch Yvonne I. und Stefan II., das Prinzenpaar. Für die beiden königlichen Hoheiten hat der Bürgermeister noch eine besondere Überraschung parat: "Mein Schreibtisch ist leer geräumt. Ich habe die ganze Arbeit einpacken lassen." Und dieses Paket werde er ihnen nach dem Faschingszug überreichen.

Endlich lässt Preischl auch die Katze aus dem Sack und beichtet, warum die kommunale Verkehrsüberwachung - ein Thema, das die Stadtmitarbeiter so verinnerlicht haben, dass sie es zu ihrem Faschingsmotto gemacht haben - für Greding so wichtig ist. Bis zum August muss sie so viel Geld in die Kasse spülen, dass der Stadtrat drei Wochen auf Klausurtagung nach Mallorca fliegen kann.

Die zwei Putzfrauen Elisabeth und Maria werden da wohl nicht mitfliegen dürfen, vor allem nicht, nachdem sie so viel Intimes aus dem Rathaus ausgeplaudert haben. Wenn das Prinzenpaar zu Besuch war, sei das Haus ein richtiger Saustall, alles voller Konfetti, leeren Chipstüten und Flaschen, berichten sie empört. Und im Sitzungssaal sei die Luft immer furchtbar stickig, weil dort die Köpfe so rauchen.

Als gute Putzfrauen räumen sie aber nicht nur den Dreck weg, sondern bekommen auch mit, was alles so hinter den Kulissen läuft. So sind sie überzeugt, dass der Fischl Rudi nur deshalb als Stadtrat aufgehört hat, weil er so vergesslich geworden ist, dass er mit seinem alten Hut in die Stadtratssitzung gegangen ist und mit Oswald Brigls neuer Kopfbedeckung wieder heim. Ihr Fazit: Brigl ist schuld, dass Fischl nicht mehr im Stadtrat ist. Dafür gebe es jetzt einen ganz feschen neuen SPD-Stadtrat. "Neue Besen kehren gut", freut sich die Elisabeth, die Maria sieht das ein wenig anders: "Die alten sehen den Dreck besser." Die beiden Damen haben aber nicht nur ihre Augen überall, sondern auch ihre Ohren. So haben sie gehört, wie Kindergartenkinder die Funktion des Rathauses erklärt haben: "Da wohnt der Bürgermeister drin, wenn er nicht gerade auf einem Geburtstag ist."

Bevor sie Feierabend machen, wischen und sprühen sie noch kräftig. So kräftig, dass Alexander Hill verwundert sagt: "Der Manfred hat gesagt, heute regnet's nicht." Der Gredonia-Präsident kann sich aber gleich darauf wieder richtig freuen, zeigt sich doch, dass Kaplan Dominik Pillmayer ein würdiger Ehrenmützenträger ist. Der zeigt sich gut vorbereitet und erklärt, dass Donald Trumps Politikverständnis aus seiner Kindheit kommt. Pillmayer verspricht auch, den Faschingszug zu begleiten, "als seelsorgerischer Beistand". Und er wird dafür sorgen, dass das Wetter hält. "Herr Bürgermeister, das mit dem Regen kriegen wir hin."

Fast nicht hingekriegt hätte die Hausfrauengarde den Sketch zum Rathaussturm, fehlt ihnen doch beim Workshop dazu die zündende Idee. Dafür plaudern sie aus dem Nähkästchen, so dass die Zuschauer von Grete Preischl erfahren, dass der Bürgermeister nur im Rathaus ein "Wonneproppen" ist. "Daheim ist er ein Sonnengott." Der schaut fassungslos zu seiner Frau, die gerade mit ihren "Kolleginnen" anstößt und murmelt: "Ich brauch' jetzt auch was zu trinken." Die Zuhörer erfahren, dass Stadtmitarbeiter im Schwulenclub gelandet sind und geküsst wurden und dass der Verkehr in Greding zunimmt. Lisa Greiners Mann sieht das anders. "Der Franz sagt, wir haben zu wenig Verkehr."

Und dann ist er gleich noch einmal dran, der Landrat. Blumen hat er nach seinem Ausrutscher geschickt, die bei der Meier Helga gleich zum Ehekrach geführt haben. Aber Blumen reichen den gekränkten Seelen nicht. Ihre Strafe: Der Landrat muss so lange Witze erzählen, bis endlich mal einer lacht. Und dann lachen sie doch noch alle miteinander.