Greding
Auch nach 33 Jahren noch kein bisschen leise

Faschingsgesellschaft Gredonia feiert närrisches Jubiläum Eigener Saal ein großes Plus

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Foto: DK

Greding (HK) 33 Jahre. Oder einfach dreimal die närrische Zahl 11. So alt ist die Gredonia, die Gredinger Faschingsgesellschaft. Dieses Jubiläum prägt die Kampagne 2016/17; die Gredonia hat gut lachen, schließlich steht der Verein heute so gut da wie noch nie.

Ein eigenes schmuckes Vereinsheim und mehr als 330 Mitglieder, davon rund 160 Aktive: Der heutige Vorsitzende Alexander Hill - der im Karneval zudem als Präsident den Ton angibt - blickt stolz auf die Gruppe, die seit der Vereinsgründung 1984 wächst und gedeiht. Er selbst steht seit Anfang 2004 an der Spitze der Gredonia - und damit außerdem für den geradlinigen Weg, den die Narren in der Schwarzachstadt hingelegt haben. Lediglich vier Vorsitzende gab es in den gut drei Jahrzehnten des Faschingsvereins, Hill ist von ihnen allen am längsten im Amt.

Doch hätte er diesen Posten nicht inne, hätte nicht ein begeisterter Karnevalist Anfang der 1980er-Jahre versucht, dem etwas eingeschlafenen Gredinger Fasching wieder neues Leben einzuhauchen: Franz Haas. Freilich, Kappenabende und Bälle gab es seinerzeit noch zuhauf, damals mehr als heute. Doch fehlte die große Linie, jeder Verein kochte sein eigenes Süppchen. Ein Prinzenpaar hatte es in der Stadt letztmals 1971 gegeben - es bestand übrigens aus Helmut und Margit Hill, den Eltern des heutigen Vereinschefs. Haas rührte also die Werbetrommel für eine Institution, die darauf achten sollte, dass die närrische Jahreszeit an der Schwarzach nicht wieder einschläft. Am 5. Oktober hoben 34 Faschingsbegeisterte den neuen Verein aus der Taufe, Haas wurde der erste Vorsitzende des Vereins, der wenig später den Namen Gredonia erhalten sollte. Der Namensgeber erhielt für den Einfall seinerzeit eine Flasche Schnaps.

Man ging gleich in die Vollen, der Fasching 1984 wurde am 11. 11. gleich von der Gredonia eröffnet, es gab ein Männerballett - zum ersten und einzigen Mal - und nach 15 Jahren sah Greding wieder einen bunten Umzug in der Innenstadt. Der Verein begab sich auf Mitgliedersuche. Mit durchaus ungewöhnlichen Mitteln: Kassier war nämlich Josef Mayinger, der seinerzeit den Schrottplatz besessen hat. Wenn jemand seinen Müll dort abladen wollte, habe er mitunter 20 Mark verlangt - die gegen einen Mitgliedsantrag beim neuen Verein erlassen wurden, wie Hill erzählt. Es ging steil aufwärts. Bis es zu Streitereien kam. "Es gab genau die Probleme, die man nicht brauchen kann", sagt Hill, der seinerzeit davon noch nicht viel mitbekommen hat. Kompetenzstreitigkeiten, Eitelkeiten, verletzte Gefühle. Jedenfalls trat Haas Anfang 1986 urplötzlich zurück. Wenige Wochen später ließ er sich zwar wieder zum Vorsitzenden wählen, sein Gegenkandidat Egon Reinhard zog den Kürzeren. Doch Haas' ehemalige Führungsmannschaft machte nicht mehr mit.

Die Wogen glätteten sich, zwei Jahre später legte Franz Haas den Posten des Vereinschefs in die Hände von Hans-Joachim Stöcklin. Dessen Stellvertreter für zwei Jahre bis 1990 wurde Egon Reinhard. Weitere zwei Jahre später ließ sich Reinhard dann endgültig in die Pflicht nehmen, rückte an die Spitze und sollte die Faschingsgesellschaft in den nächsten Jahren maßgeblich prägen.

In den späten 80er-Jahren griffen ohnehin Leute ins Geschehen bei der Gredonia ein, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten dazu beitrugen, ihren Ruf als schlagkräftige Mannschaft zu festigen: Alex Hill beispielsweise ergriff in der Kampagne 1986/87 das Zepter des Kinderprinzen. "Es war eine schöne Zeit", erinnert er sich an die Anfangsjahre, als er erst als Prinz, dann als Kinder-Hofmarschall glänzte, "die Leute haben über meine Witze gelacht." Und so wohl auch seine Begeisterung für den Karneval gefestigt.

1988/89 trat auch erstmals die Hausfrauengarde in Erscheinung, die - verstärkt mit Männern aus dem Elferrat, was nicht gerade üblich war - bis 1999 über die Grenzen des Landkreises hinaus für Begeisterungsstürme sorgte. Und auch später, wenn sie sich zu bestimmten Gelegenheiten doch noch einmal zusammenfand. Überdies stellten deren Mitglieder ihre Aktivitäten nicht ein, helfen als Trainerinnen, Betreuerinnen und arbeiten im Vorstand mit. Die Freundschaften halten bis heute. Oftmals drängen sogar schon ihre Kinder in die Garden der Gredonia.

Auch aus der früheren Showtanzgruppe hat es einige Leute in die Verantwortung gedrängt - allerdings noch nicht in die Rolle des Prinzenpaars, vor allem die Männer zieren sich. "Die ehemalige Showtanzgruppe schwächelt", bedauert Hill, "einer müsste mal anfangen - dann wären wir sorgenfrei." Er geht davon aus, dass das Beispiel Schule machen würde, bis jetzt hätten alle noch "Schiss".

Für zu feige hält sich Bastian Koller eigentlich nicht. Doch auch den Geschäftsstellenleiter und dritten Vorsitzenden der Gredonia - und ehemaligen Showtänzer - drängt es nicht in die Prinzenrolle, er fühlt sich im Vorstand gut aufgehoben. Zumal es dort immer genug Arbeit gibt, wie er und Hill unisono versichern. Für Hill war vor allem die erste Zeit, als er mit 29 Jahren ein außergewöhnlich junger Vereinschef wurde, "eine harte Zeit". Er habe, mitten im Berufsleben stehend, nicht mehr den Zeitaufwand betreiben können wie sein Vorgänger Reinhard - und sich deshalb im Lauf der Zeit bemüht, die Verantwortung auf viele Schultern zu verteilen. Heute gebe es für die Deko einen eigenen Posten, für den Kinderfasching alleine seien drei Leute zuständig, ergänzt Koller: Das ist wie bei einem Unternehmen", sagt er. "Wir haben viele Abteilungsleiter - und das alles ehrenamtlich."

Nur eine Sache ist Hill noch nicht gelungen: Einen Nachfolger für eine seiner beiden Posten zu finden. Als Vereinschef zieht er mit seinen Vorstandskollegen das ganze Jahr über die Fäden, als Präsident steht er vor allem in der heißen Phase des Faschings als Kommunikator und Moderator in der Pflicht. "2008 haben wir die Satzung geändert", erzählt Hill, die beiden Posten könnten seither von verschiedenen Personen besetzt werden. "Aber es hat sich noch niemand gefunden."

Ist auch nicht weiter schlimm, schließlich verfüge die Gredonia über einen Haufen gut eingespielter Leute, die Verantwortung übernähmen, versichern Hill und Koller. Letzterer ist durch die Familie zur Gredonia gestoßen, die Eltern waren in der Hausfrauengarde, der Bruder einst der Kinderprinz. Heute ist Bastian Koller mit vollem Herzen dabei: "Man ist Teil des Ganzen, das ist die Motivation." Ein Faschingsverein unterscheide sich von anderen Vereinen schon dadurch, dass man sich nicht nur mehr oder weniger regelmäßig mal treffe, sondern dass man vor allem in der Faschingszeit ständig gemeinsam unterwegs sei. Die Gemeinschaft sei deshalb unvergleichlich, eine gute Stimmung untereinander unabdingbar. Dafür, dass es passt bei der Gredonia, führt Hill einen einfachen Umstand an: "Die Trainerinnen haben eigentlich alle schon bei uns getanzt." Sie blieben also dem Verein treu, in welcher Funktion auch immer.

Derart viele Leute sind nötig, denn Nachwuchssorgen kennt man bei den Narren nicht, im Gegenteil: "Wir haben schon eine Warteliste, auch aus den Dörfern", erzählt Koller. "Wir nehmen eigentlich nur neu auf, wenn Jugendliche verrutschen", also etwa von der Kindergarde zu den Junioren aufsteigen.

Angesichts dieses Andrangs ist es ein Glück, dass Egon Reinhard die Grundlage geschaffen hat, dass die Gruppen im eigenen Vereinsheim trainieren können. Eigentlich war seinerzeit geplant, in Kooperation mit den Sportlern des TSV und den Schützen der FSG ein großes Domizil zu bauen, ein Unterfangen, das bekanntlich gescheitert ist. Für den Architektenentwurf habe man 70 000 D-Mark fehlinvestiert, bedauert Hill noch heute: "Jetzt hat jeder seine eigenen Bude - zusammen geht in Greding eben nicht." Nur hat die Gredonia heute nach der Erweiterung des Domizils vor drei Jahren auch einen Saal, der auch der Stadt für ihre Veranstaltungen. Diese Kooperation bewirkte, dass sich der Verein nicht mehr ganz so arg strecken muss wie noch beim Bau des Hauses. "Es ist nicht auf Kante genäht", sagt Hill, "wir können unseren Gruppen noch Zuschüsse geben." Ohne Sponsoring und den Förderverein, der auf sein Betreiben 2009 gegründet worden ist, ginge es jedoch nicht.

Geld kommt auch in die Kasse, weil die Gredonia im Wechsel mit Thalmässing neuerdings alle zwei Jahre einen Brauchtumsumzug veranstaltet. Zu verdanken ist das vor allem den Pumpernickeln, einer Gruppe, die sich 2010 unter dem Dach der Gredonia gegründet hat. Für den Verein sei dies sehr gut gewesen, sagt Hill, die Pumpernickl "vertreten die Gredonia in Regionen, wo wir sonst nicht vertreten sind". Verbindungen zu Kipfenberg und zur alemannischen Fastnacht habe die Gruppe wiederbelebt. Überdies steht eine Formation, die beim Frankenfasching in Veitshöchheim im Fernsehen zu sehen ist, natürlich jedem Verein gut an, wenngleich Bastian Koller betont: "Bei uns haben alle Gruppen den gleichen Stellenwert."

Vor allem Egon Reinhard habe durch das Knüpfen von Kontakten der Gredonia schon Reputation verschafft, blickt Hill zurück. In vielen Dingen den Anfang gemacht. Heute agiere man auf Augenhöhe mit den älteren Vereinen aus Roth oder Allersberg, so Hill. Die Folge davon spürt der Geschäftsstellenleiter, der früher herumtelefonieren musste, ob die Gredonia auftreten dürfe. Heute sei es umgekehrt, sagt Koller: Die Leute rufen bei uns an."