Greding
33 und kein bisschen leise

Ehemalige Prinzenpaare prägen Eröffnungsball der Gredonia Pumpernickel pressen Bürgermeister Preischl den Schlüssel ab

15.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Die Bambinis, die Kinder- und Juniorengarde jubeln beim gemeinsamen Auftritt am Eröffnungsball der Gredonia. - Fotos: Koller

Greding (HK) Wenn Pumpernickel durch den Saal toben, statt im Mund zu bröseln, wenn eine Putzfrau die Köpfe der Gäste poliert, statt den Boden zu schrubben und wenn sich altgediente Prinzenpaare mit den neuen Tollitäten ein Stelldichein geben, statt die Kronen an der Wand abzustauben - dann ist man beim Jubiläumseröffnungsball der Gredinger Faschingsgesellschaft Gredonia gelandet und darf den Start in die 33. Session mitfeiern.

 

Die wilden Gesellen, die alles andere als eine Brotsorte sind und bald wieder bei der "Fastnacht in Franken" zu sehen sein werden, sorgen schon lange vor dem Ball mit dem Anschnalzen für gute Stimmung. Auf die versteht sich auch das Musikduo Just Fun, das gleich zu Beginn des Abends im Gredoniaheim ordentlich einheizt und die Besucher von ihren Stühlen im voll besetzten Saal auf die Tanzfläche lockt.

Auf was sie sich in den kommenden Wochen alles freuen dürfen, wird beim Einmarsch der Aktiven deutlich. Und wie richtig gutes Tanzen geht, demonstriert der Narrennachwuchs der Gredonia, der den kompletten ersten Teil des Balls vereinnahmt. Da wirbelt erst die Bambini-, gleich darauf die Kinder- und dann die Jugendgarde über die Bühne, dass es nur so eine Freude ist.

Die Minis und die Funken dürfen dabei natürlich auch nicht fehlen. Die Tanzmariechen Laura und Rebecca wissen mit Akrobatik und Anmut gleichermaßen zu begeistern. Das erinnert so manche der ehemaligen Prinzenpaare, die zum Jubiläum allesamt eingeladen sind, spontan an ihre eigene "tolle Zeit".

Und so lassen es sich etwa Matthias I. und Daniela I. mit dem bürgerlichen Nachnamen Pfaller nicht nehmen, bei der folgenden Tanzrunde einfach die Bühne zu erklimmen. Der Präsident und Moderator des Abends, Alexander Hill, verwehrt es ihnen nicht, ganz im Gegenteil: "Oben ist auch noch Platz", sagt Hill zu den Tollitäten der Session 2011/12, während Just Fun die rote Sonne über Barbados aufgehen lässt.

Bei der Vorstellung der Paare will er es dann kaum glauben, dass dem Prinzen von einst sein schmuckes Gewand noch passt. Da habe wohl jemand "alles herausgenommen, was möglich war", sagte Hill schmunzelnd. Doch bevor sich die Regenten von damals und heute auf der Bühne austoben, tollt "Putzfrau" Ines Procter durch die Besucherreihen und poliert eifrige die Köpfe der Gäste. Sie denkt aber nicht, wie es ihrer Berufung gemäß wäre, ans WC, sondern an WW und die entsprechende Diät. Damit meint sie allerdings nicht "Weight Watchers", sondern "Whisky und Wodka". Von dem genehmigt sie sich auch gleich mal einen Schluck aus der umfunktionierten Rohrfreiflasche. Wer auf diese Weise abends abnimmt, kann am nächsten Morgen russisch reden, ist sie überzeugt.

Dann ist es auch schon so weit. Der Boden ist von der Dame sauber gewischt für den Höhepunkt des Abends: den Einzug und den Auftritt des Jubiläumsprinzenpaares, seine Tollität Stefan II. und ihre Lieblichkeit Yvonne I., auch als Ehepaar Bochnig bekannt. Mit Lichtstäben steht der ganze Saal Spalier, Hill lässt mit Knalleffekt Konfetti regnen und das Regentenpaar darf seine Zepter entgegennehmen. Zum Walzer dürfen sie diese aber gleich wieder ablegen.

Der Tanz selbst gerät äußerst flott, einige Hebefiguren sind auch dabei. Dann entledigen sie sich der Schleppe beziehungsweise der Weste und legen beim stampfenden Beat von Dr. Albans "Sing Halleluja!" noch an Tempo zu. Mit Schwung lässt der Prinz seine Prinzessin über den Kopf sausen. Eine kleine Schrecksekunde, ein beherztes Nachfassen - alles in Ordnung. Bei der Zugabe die gleiche Figur noch einmal, jetzt passt alles perfekt. Da werden Erinnerungen an Dirty Dancing wach.

Doch dann wird es ernst: "Wir fordern den Rathausschlüssel!", dröhnt es durch den Saal. Aber Bürgermeister Manfred Preischl rückt den nicht so ohne weiteres heraus. Die Pumpernickel helfen nach - und wie! Der Rathauschef wird umzingelt und buchstäblich in die Höhe gepresst. Kurz vor dem Platzen aber lassen sie ab und der Schlüssel samt Regierungsgewalt wandert zu den Tollitäten.

Und die verraten auch gleich, was sie mit ihr anstellen werden. Da der Rufbus Greding zu wenig genutzt werde, solle mit ihm Roth, Rednitzhembach und Schwabach angebunden werden, damit die Bürger von dort das Gredinger Hallenbad nutzen können und jene Kommunen "kein eigenes bauen müssen".

Unverständnis zeigen die Regenten für die archäologischen Grabungen im Distelfeld. Weil man dort nur verkohltes Getreide findet und dabei obendrein "die Distel fehlt". Statt des steinzeitlichen Betts im Kornfeld empfiehlt das Paar etwas anderes und lobt den Rathauschef. Er habe statt eines Swingerclubs einen "heißen Punkt" am Marktplatz installiert.

Nicht nur dort gelte es den Verkehr anzuregen, denn die Krippenplätze wollen ja auch genutzt werden. Die Übernachtungszahlen aber gehen trotz allem zurück, "nur im Insektenhotel brummt es", weswegen die Hoteliers ihre Zimmer auch an flotte Käfer vergeben könnten. Falsch konzipiert seien die Laufwege im Stadtkern, sie sollten lieber "von Wirtschaft zu Wirtschaft" führen, "Handläufe sind dabei sehr wichtig".

Tempo könne die Sanierung der Toiletten in der Schule zudem dadurch aufnehmen, indem dort Stadtrat und Verwaltung künftig ihre Geschäfte verrichten. Und nicht zuletzt sollte man teure Baumaßnahmen wie Turmsanierungen künftig den Hausenern überlassen - denn dort sei für wenig Geld eine ganze Burg zu bekommen.

All diese Änderungen können die Tollitäten nun dank des Schlüssels auch durchführen, die entsprechenden Aktenordner habe er auf seinem Schreibtisch liegenlassen, sagte Preischl. Die Kasse sei aber schon geplündert. "Geld ist keines mehr da - und das könnt ihr voll ausnutzen." Die letzten Reste kann er am Abend noch Hill als Jubiläumsspende übergeben, bevor dieser die ehemaligen Prinzenpaare auf die Bühne bittet.

Dasjenige mit der am weitesten zurückreichenden Zeit der Regentschaft hört auf die Namen Helmut II. (Pürner) und Helga I. (Rumpf). Der Prinz aus der Session 1986/87 kalauert auch gleich los und lässt zwei Frauen sich unterhalten: "Mein Mann ist immer so deprimiert", sagt die eine. "Ein Depp ist meiner auch", erwidert die andere, "aber prämiert haben sie ihn noch nicht".

Dafür gilt es am Abend noch zahlreiche Narren im Gredoniaheim mit dem Jubiläumsorden zu prämieren. Wer genau hinsieht, merkt zudem, dass einige Gäste sich mit dem allerersten Orden zieren, der vor 33 Jahren ausgegeben wurde, als alles begann. Für ein furioses Finale zur Eröffnung sorgen schließlich die Spotlights.