Greding
Ein (Rück)Blick auf den Alltag

Arbeitsgwand ist zentrales Thema beim 19. Trachtenmarkt in Greding – Gäste aus dem Limousin

29.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:07 Uhr

Viel zu staunen für Jung und Alt gibt es auch heuer wieder beim Gredinger Trachtenmarkt - Foto: Karch

Greding (HK) Die karierte Socke ist längst zum Markenzeichen geworden: Bereits zum 19. Mal werden sich am Wochenende die Trachtenträger und die Trachtenforscher sowie Händler und Künstler zum Gredinger Trachtenmarkt treffen.

Beim Anblick des Bildes, das den neuen Flyer ziert, muss Michael Ritter, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Landesvereins für Heimatpflege, immer wieder schmunzeln. Von der karierten Socke, dem Symbol für den Trachtenmarkt, zieht sich ein roter Faden zu einer Fotografie. Eine alte Bäuerin – in ihrem Arbeitsgwand und mit Strickzeug in der Hand – scheint den Strumpf gerade um zusätzliche Reihen verlängern zu wollen. Auf dieses Arbeitsgwand, auf die Alltagstracht, wird beim Trachtenmarkt am kommenden Wochenende der Fokus gerichtet.

Doch das ist gar nicht so einfach: Während die prächtigen Festtagstrachten wie ein Schatz gehütet wurden, wurden die Alltagstrachten abgetragen, immer wieder geflickt und ausgebessert. „Und wenn sie kaputt waren, wurden sie noch als Putzlappen verwendet“, sagt Evelyn Gillmeister-Geisenhof, die Trachtenberaterin des Bezirks Mittelfranken. Anders als die Festtagstrachten landete das Arbeitsgwand auch nie im Museum – denn da gibt man ja nur etwas Schönes ab, so Gillmeister-Geisenhof.

Umso glücklicher schätzen sich die Organisatoren des Trachtenmarktes, für eine Ausstellung zu diesem Thema, einem „vernachlässigten Bereich der Trachtenpflege\", fündig geworden zu sein. Die freiberufliche Fotografin Erika Groth-Schmachtenberger (1906 bis 1992) hat im Laufe ihres über 50-jährigen Berufslebens Menschen in ihrem Alltag, Brauchtumsveranstaltungen oder auch Städte und Landschaften fotografiert. Ein Teil ihrer rund 300 000 Negative wurde dem Landesverein für Heimatpflege überlassen. Zum Trachtenmarkt wird nun in einer Ausstellung eine Auswahl von Fotografien präsentiert, die den einfachen Menschen bei der Arbeit zeigen. Zusätzlich hat die Stadt Greding für diese Ausstellung historische Fotografien aus Greding um Umgebung zur Verfügung gestellt. Ergänzt wird die Ausstellung durch originale Alltagstrachten aus verschiedenen Regierungsbezirken.

In ihrer Alltagstracht zeigen sich auch die besonderen Gäste zum Trachtenmarkt: Eine Gruppe aus dem Limousin – der mittelfränkischen Partnerregion – wird sich in Greding präsentieren, mit einem Stand sowie mit Tanz und Musik vertreten sein. „Die Gäste aus dem Limousin werden der Stadt Greding Frankreich ein Stückchen näherbringen“, sagt Bürgermeister Manfred Preischl mit einem Augenzwinkern, schließ-lich würde er gern eine Städte-partnerschaft eingehen. Zu Gast sein werden aber auch Besucher von der Insel Föhr, die ihr vom Deutschen Trachtenverband zur Tracht des Jahres 2012 gekürtes Gwand vorstellen.

Auch wenn laut Michael Ritter die Grundstruktur des Trachtenmarktes jedes Jahr die gleiche ist, gibt es nicht nur Altbewährtes. „Wir sind immer wieder gefordert, uns etwas Neues zu überlegen“, sagt Bürgermeister Manfred Preischl. „Und wir machen uns bereits Gedanken über den Markt im nächsten Jahr, den 20.“

So wie der Markt ist auch die Tracht selbst einem ständigen Wandel unterworfen. „Tracht war nie etwas Statisches“, sagt Ritter und Evelyn Gillmeister-Geisenhof ergänzt: „Tracht hat sich immer auch am Schönheitsideal der jeweiligen Zeit orientiert.“ Ausgehend von diesem Gedanken hat der Bezirk Mittelfranken 2009 die Marke Pro Tracht gegründet, unter dem zeitgemäße tragbare Tracht angeboten wird. Immer wieder kommen neue Modelle dazu wie ganz aktuell ein Kostüm als Kombitracht.

„Pro Tracht läuft unheimlich gut“, kann Evelyn Gillmeister-Geisenhof stolz berichten. Und das Angebot wird jetzt wieder erweitert. Waren anfangs nur Frauentrachten angeboten worden, kamen dann die Männertrachten dazu. „Die Nachfrage ist ungebrochen.“ Und jetzt gibt es auch eine Tracht für Kinder. „Deswegen sind wir immer gelöchert worden“, berichtet die Trachtenberaterin. Das Gwand für die Mädchen, das im Trachtenpavillon vorgestellt wird, orientiert sich an der Werktagstracht und kann dank eingenähter Falten und Biesen „mitwachsen“.

Wie Goldhauben, Hohlspitzen oder Federkielstickerei ent-stehen, können die Besucher in den aufgebauten Werkstätten am Trachtenmarkt verfolgen. Unter der Überschrift „Plissee is schee“ gibt es eine Handwerksvorführung. Zum ersten Mal wird heuer auch das Archäologie Museum der Stadt in den Markt mit einbezogen. Hier sind unter anderem Ausstellungen und auch Handwerksvorführungen zu finden.

Ein Highlight für sich ist jedes Jahr das Rumlumpen, bei dem am Samstagabend Musikanten durch die Wirtshäuser am Marktplatz ziehen. Als Stammgäste dabei sind die Dudelsack-Kapelle aus Ledce in Tschechien und die Tanngrindler Musikanten aus Hemau. Für den richtigen Ton zum Trachtenmarkt werden auch die Franzosenmusik aus dem schwäbischen Krumbach sowie die Musiker der Trachtengruppe Eglantino Do Limouzi aus dem Limousin sorgen. Musik gibt es aber auch tagsüber, beispielsweise am Stand der Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik oder mit Ernst Schusser vom Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern, der die Besucher dazu einlädt, die Moritaten mitzusingen. Und damit alle Besucher bei diesem Mammutprogramm bei Kräften bleiben, gibt es heuer zum ersten Mal eine besondere Spezialität, einen Ochs am Spieß.