Greding
Die Sonne lässt sich nicht hervorlocken

Gredings Grundschüler weihen mit dem Obst- und Gartenbauverein stimmungsvoll den Osterbrunnen ein

26.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:30 Uhr

„Wir versuchen, die Sonne herauszutrommeln“, macht die Lehrerin Birgit Kirchhof (vorne, 2. von links) eine Vorgabe, die ihre Schüler trotz all der Energie, die sie ins Schlagen der Trommeln und den Gesang legen, bei der Feier vor dem Osterbrunnen nicht erfüllen können. - Foto: Luff

Greding (HK) Sie haben sich gestern Vormittag alle Mühe gegeben, gegen den Hochnebel und die Düsternis anzusingen. Doch eine echte Chance hatten die vielen Kinder nicht, die sich am Sebastiansbrunnen versammelt hatten. Dafür setzt jetzt ein Osterbrunnen einen Farbtupfer ins Grau.

Eigentlich ist Beethovens 9. Sinfonie durchaus in der Lage, jeden in gute Stimmung zu versetzen. Bei den Mitschülern, den Kindern aus dem Kindergarten St. Martin und den vielen Eltern und Großeltern gelingt das der Bläserklasse unter der Leitung von Maria Weichbrodt auch. Doch im Himmel will man an diesem Tag nichts wissen von der „Freude, schöner Götterfunken“, es bleibt trist. „Wir versuchen, die Sonne herauszutrommeln“, verspricht später die Lehrerin Birgit Kirchhof mit ihrer Rhythmusgruppe. Vergeblich. Oswald Brigl, der heute als Schulleiter und stellvertretender Bürgermeister in Personalunion gekommen ist, lobt dennoch die „tolle Stimmung“ und fragt sich, was denn erst los wäre, „wenn wir es geschafft hätten, die Wolken beiseite zu schieben“.

Ja, wenn das gelungen wäre, dann würden die rund 600 Eier noch wärmer leuchten als sie dies ohnehin tun. Die Frauen des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Greding und Umgebung haben sie an eine riesige Krone angebracht, die sie aus Buchs und Thuja fertigten. Bei den Eiern konnten sie auf den großen Fundus zurückgreifen, den Gertrud Fischer- Brigl in der Vergangenheit kunstvoll gestaltet hat. „Ganz tolle Sprüche“ seien auch darauf, ist dem Stadtpfarrer Richard Herrmann aufgefallen, der dafür wirbt, am Osterbrunnen einmal innezuhalten und die Eier genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Ei sei ohnehin ein Sinnbild für neues Leben, so Herrmann. Der Spruch auf dem Ei könne dem Leser als „Quelle für den Alltag dienen“, ganz so, wie ein Brunnen auch letztlich von einer Quelle gespeist werden müsse.

Der Brauch, einen Osterbrunnen zu schmücken, sei mittlerweile weit verbreitet, unterrichtet Oswald Brigl die Kinder. Eigentlich kommt er aus der wasserarmen Fränkischen Schweiz, doch auch der südliche Zipfel Mittelfrankens sei von Wasser nicht unbedingt verwöhnt gewesen. „Wir haben in der Gredinger Innenstadt drei Brunnen“, zählt Brigl auf. „Aus gutem Grund.“ Denn während heutzutage nur mal schnell der Hahn aufgedreht werden müsse, war die Wasserversorgung für unsere Vorfahren „ein mühsames Unterfangen“ – ganz so, wie es dies in anderen Teilen der Welt heute noch ist. „Wir sollten dafür dankbar sein“, sagte Brigl, „ohne Wasser würde es kein Leben auf der Erde geben.“ Das Wasser und das Osterfest bildeten ihm zufolge eine Einheit, beide stünden zusammen für das erwachende Leben.

Damit gibt Brigl das Stichwort für die Grundschüler. „Hey, hey, Frühling, wir freuen uns, dich wiederzusehen“, singen sie aus voller Brust. 214 Kinder haben sich an diesem Vormittag versammelt, um mit dem OGV die Einweihung des Osterbrunnens zu feiern, wie Klothilde Dienstbier von den rührigen Gartlern nachgerechnet hat. Die Grundschüler führen das zuletzt Geübte auf, die Kleinen vom Kindergarten sehen staunend zu.

Die Sonnenstrahlen und die Wärme fehlen zwar, doch wissen die Schüler genau, was passiert, wenn sich der Frühling Bahn bricht. Mit dem Gedicht „Die Tulpe“ des Kinderbuchautors Josef Guggenmos beschreiben sie, wie sich aus einer braunen Zwiebel in der Erde im Frühling eine wunderschöne Blume entwickelt. Das Lied von Stups, dem kleinen Osterhasen, singen die Kinder so schnell, dass der Lehrer Mathias Herrler an der Gitarre kaum nachkommt. Er kommt eben schwungvoll, der Frühling.