Greding
Die Ingenieurskunst hinter WhatsApp

WTD 81 bringt Mädchen am Girls’ Day viele spannende Seiten der Technologie näher – Erdbeereis mit flüssigem Stickstoff

23.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Foto: Volker Luff

Greding (HK) Mehr Technologie geht fast nicht: Die Wehrtechnische Dienststelle (WTD) 81 auf dem Gredinger Kalvarienberg bietet hoch qualifizierte Ingenieursberufe zuhauf – und ist deshalb prädestiniert, beim Girls’ Day Mädchen für technische Berufe zu begeistern.

Wohl dem, der solch eine Medienwand besitzt: Wenn der WTD-Direktor Rainer Krug die 24 im Audimax versammelten Schülerinnen mit dem Organigramm der Dienststelle „langweilen muss“, wie er selbst sagt, gerät sogar der Vortrag zu einem Erlebnis. Während sich auf dem einen Monitorwürfel eine unbemannte Drohne erhebt, bahnt sich auf dem anderen ein Panzer bei Nacht seinen Weg durchs Gelände, auf dem dritten ist der Radarschirm der Luftraumüberwachung zu beobachten. Das ist zwar nicht unbedingt die Technik zum Anfassen, die Mädchen die Scheu vor einem sogenannten MINT-Beruf (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) nehmen soll. Doch Interesse weckt sie allemal.

Umso mehr, weil Krug die drei Hauptgeschäftsbereiche der WTD so erklärt, dass die hochkomplexe Technologie mit dem Erfahrungshorizont der Mädchen ab der neunten Klasse vereinbar ist: „Wenn ich eine WhatsApp-Nachricht an meinen Freund schicke, muss es ja irgendwie funktionieren“, beschreibt er etwa die Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen im Bereich Informationsübertragung und -verarbeitung. Satellitensignale sind für das Navi im Auto unabdingbar, doch gebe es Möglichkeiten, sie zu manipulieren. „Wir sind in der Lage, dass ihr meint, ihr seid nicht in Greding, sondern in München.“

Wie eine Position per Satellit bestimmbar ist, zeigte im Anschluss Dandy Schwenger, bei dem die Mädchen – aufgeteilt in vier Gruppen – dem Trend Geocaching nachspüren, allerdings mit Geräten, die auch die Truppe nutzt. Es habe größere Tasten und sei etwas fester gebaut, erklärt Schwenger, „weil ein Soldat es vielleicht auch bei minus 20 Grad benutzen muss“.

Wenige Meter weiter hat Michael Zwießler bereits experimentiert. Mit Erdbeeren und Zucker. Jetzt wartet die cremige Masse nur noch darauf, fertig zubereitet zu werden. Die Küche ist nicht unbedingt eine Männerdomäne; doch wird heute das Erdbeereis außergewöhnlich hergestellt: mit flüssigem Stickstoff. Er ist minus 200 Grad kalt, doch raucht es aus dem Topf heraus, als ob die Masse kochen würde. Der Stickstoff verdampft, fertig ist das Erdbeereis. Eine Wärmebildkamera zeigt, welche Autos auf dem nahen Parkplatz noch einen warmen Motor haben. Da ist es nur ein kleiner Schritt zu Wärme suchenden Lenkflugkörpern, mit denen sich die Ingenieure sonst beschäftigen.

In der EMV-Halle setzt Enrico Voigt vor allem auf Erklärungen, denn gerade testet die WTD die neuen Raketenwerfer des Systems Mars. Doch spielt die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) auch beim Blitz oder in der Mikrowelle eine Rolle. Einen Roboter auf Rädern dürfen die Mädchen ebenso bedienen wie am Schluss der Veranstaltung die Vorführung des Panzers Leopard miterleben.

„Es ist interessant“, sagt die Röttenbacherin Sarah Daichendt, die in Greding die Wirtschaftsschule besucht. Aber ob sie sich vorstellen kann, selbst einmal in die technische Richtung zu gehen, immerhin sind mittlerweile rund 10 der 180 Ingenieure an der WTD weiblich? Wohl nicht, „man braucht so viel Mathe“. So führen auch die ausgefeiltesten Vorführungen noch nicht zum schnellen Erfolg. Aber wer weiß? Steter Tropfen höhlt den Stein.