Greding
"Die Häuser sind alle noch da"

Fotoausstellung mit historischen Bildern im Rathaus dokumentiert auch weitgehend erhaltene Bausubstanz in der Altstadt

05.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Damals war's: Die Besucher der Vernissage zur Fotoausstellung "100 Jahre - 100 Bilder" erinnern sich gerne an ihre eigene Kindheit zurück, wenngleich die Bilder noch weit älter sind. Die Gredinger Ansichten wurden allesamt vor 1929 gemacht. - Foto: Leykamm

Greding (HK) Wer wissen will, wie Greding in alten Zeiten einmal ausgesehen hat, der kommt bei einem Besuch der Wanderausstellung "100 Jahre - 100 Bilder" im Rathausfoyer auf seine Kosten. Noch bis Freitag, 30. Dezember, sind die großformatigen Werke dort zu bestaunen.

Im Anschluss an die Schau in Greding zieht die Ausstellung weiter, am Ende wird sie in allen Jura-2000-Gemeinden zu sehen gewesen sein. Im März ist als nächster Ort Berching an der Reihe. Allerdings werden dort wieder einige andere Bilder zu sehen sein, weil sich die Schau immer wieder der ausstellenden Kommune anpasst. Die jetzige Schau legt somit ihren Schwerpunkt auf Greding, von der Stadt an der Schwarzach sind besonders viele Bilder aufgehängt.

Das Bildmaterial an sich entstammt gänzlich dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München. Dort hatte der Beilngrieser Heimatkundler Leonhard Beitler vor rund zwei Jahren nach Fotos für das virtuelle Museum seiner Heimatstadt nachgefragt. Bei seinen Recherchen entdeckte er dabei geschichtsträchtige Aufnahmen aus der gesamten Jura-2000-Region. Sie sollten von deren Bewohnern auch bestaunt werden können, befand Beitler, sprach in den Gemeinden vor und fand etwa in der Gredinger Kulturreferentin Bettina Kempf eine rührige Befürworterin des Projekts. Ihr Engagement habe letztlich den Ausschlag gegeben, dass es verwirklicht werden konnte, lobte der Initiator.

Die Eröffnung der Ausstellung konnte Ende September in Beilngries gefeiert werden, Dietfurt schloss sich an, Greding ist nun die dritte Station. Im neuen Jahr wird die Ausstellung nach Berching und Breitenbrunn ein weiteres Mal in Beilngries zu sehen sein.

In Greding sind es 34 großformatige Fotografien, die in die Vergangenheit entführen. Die Gesamtzahl liege bei rund 140 Bildern, sagte Beitler. Es sind also keine "100 Bilder", wie der Titel der Ausstellung verspricht. Auch die "100 Jahre" stimmen nicht so ganz. Die älteste Fotografie, die im Rathausfoyer zu sehen ist, reicht nämlich sogar bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Mit dem Slogan habe er vor allen Dingen neugierig machen wollen, gestand Beitler.

Die Aufnahmen aus dem Raum Greding entstammen den Jahren vor 1929. Genaueres lasse sich bis auf die wenigen Fälle von genauer Datierung nicht mehr sagen. Einige der Fotos entstanden jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch vor dem Ersten Weltkrieg. Die Bilder selbst sind der Initiative des Prinzregenten Luitpold von Bayern (1821-1912) zu verdanken, einem Freund der schönen Künste. Er ließ im damaligen Königreich Bayern sämtliche Kunst- und Kulturdenkmäler fotografisch erfassen. Dieser Auftrag wurde auch noch posthum verwirklicht, für den Raum um Greding noch in der Zeitspanne bis 1929.

Im Jahr 2003 war es dann die bayerische Staatsregierung unter Edmund Stoiber, welche die Fotografien digitalisieren ließ. Aus diesem reichen Schatz des Landesamts für Denkmalpflege konnte sich Beitler bedienen. Dessen Dank dafür galt bei der Vernissage Markus Hundemer, dem Leiter des Bildarchivs. Unter dessen Regie war einst die Digitalisierung vollzogen worden, zudem hatte er die Archivtüren bereitwillig geöffnet. Hundemer war sich des Wertes der historischen Ansichten sehr wohl bewusst. Sie seien "festgehaltenes Licht vergangener Zeit". Der Anblick veranschauliche "die Dimension des Verlusts und den Wert des erhalten Gebliebenen". So schreibt Hundemer im Faltblatt zur Ausstellung, bei deren Verwirklichung Beitler vom Obereichstätter Fotostudiochef Martin Hetzer unterstützt worden ist - der übrigens nicht nur mit der Kamera scharf schießt, sondern auch bei den Gredinger Schützen. Hetzer zeigte sich bei der Ausstellungseröffnung begeistert von der Schärfe und Tiefenwirkung der Fotografien sowie deren Detailreichtum, unter anderem bedingt durch Belichtungszeiten von mehreren Sekunden oder gar Minuten.

Aus diesem Grund erzählen die Werke wahre Bildgeschichten. Von Kindern, die verstohlen in die Kamera spitzen. Oder von einem entlaufenen Huhn, das unter einem Tor durchwatschelt. All dies "braucht eine bestimmte Darstellungsgröße", so Hetzers Begründung für das Großformat, das bei der Vernissage viele Besucher vor einem einzelnen Werk minutenlang verharren ließ. Die Männer von der Euerwanger Dorfmusik etwa, die nicht nur die Veranstaltung musikalisch umrahmten, sondern von der Aufnahme ihrer Heimatkirche nicht genug bekommen konnten.

Der Wiedererkennungswert war auch bei anderen Gebäuden sehr hoch. Was einen einfachen Grund hatte, den Gredings stellvertretender Bürgermeister Oswald Brigl benannte: "Die Häuser sind alle noch da." Bei einer solch langen Zeitspanne sei dies keine Selbstverständlichkeit. Auch die Stadttürme, die viele der Aufnahmen prägen und die von der Stadt aufwendig instand gehalten werden, erschienen durch die Fotografen in neuem Licht. Es sei "uns aufgetragen, dieses Vermächtnis zu erhalten", sagte Brigl. Dies mache die Ausstellung bewusst. Den Vertretern des Stadtrats sei zu empfehlen, durch ihren Besuch "den Blick für die Vergangenheit zu schärfen". Ähnlich sah dies die stellvertretende Landrätin Edeltraud Stadler. Das Gezeigte ermuntere, auch in unseren Tagen mit offenen Augen durch die Heimat zu gehen. Die Bilder zeichneten sich vor allem dadurch aus, dass sich auf ihnen sowohl bei naher Betrachtung als auch bei etwas Abstand viele Details entdecken ließen: "Und das alles ohne Photoshop - da kann man vor den Fotografen von damals nur den Hut ziehen."

Alle Fotografien verbleiben nach dem Ende der Wanderausstellung übrigens in den jeweiligen Gemeinden. Wer Interesse habe, eine der alten Ansichten zu kaufen - das ist allerdings nicht ohne weiteres möglich - der solle auf die Stadt oder die Herren Beitler und Hetzer zukommen, empfahl Oswald Brigl: "Da wird sich dann ein Weg finden."