Greding
Das Staunen nicht verlernt

04.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:27 Uhr

Gottes Segen wünscht dieses Überhandtuch, das einst so oder so ähnlich in jeder Küche zu finden war - Fotos: Karch

Greding (HK) Der Gredinger Trachtenmarkt ist weit mehr als nur eine Gelegenheit zum Kaufen oder Verkaufen. Im Mittelpunkt dieser Börse für Trachtenliebhaber stehen der Erfahrungsaustausch und das Sehen und Gesehenwerden.

Die Trachtenträger, die jedes Jahr am ersten Septemberwochenende nach Greding kommen, sind es gewohnt: Unzählige Male müssen sie an diesen zwei Tagen vor Gredings historischen Gebäuden posieren und für Fotos Modell stehen. Sie haben auch keine Berührungsängste, wenn wildfremde Menschen an ihren Miedern, Hauben, Brusttüchern oder Rockschößen herumfingern, um Machart oder Materialien zu erkunden.

Gleichzeitig haben sie selbst aber auch das Staunen nicht verlernt: Wenn eine Tracht zu sehen ist, die bisher noch nicht in Greding dabei war, erkundigen sie sich interessiert nach der Herkunft oder loben: „Das ist eine schöne Haube.“ Sie selbst wissen am besten, wie aufwendig die Erhaltung der Tracht sein kann und wie viel Durchhaltevermögen es erfordert, bei 30 Grad im Schatten mit Wollstoffen, schweren Hauben und Strickstulpen unterwegs zu sein.

Während die erwachsenen Marktbesucher sich für die Trachtenträger und die Demonstration alter Handwerkskunst erwärmen, sind für die Kinder die Tandler Barbara und Peter Krauth aus Eberhardszell der Hingucker. Sie können ihren Blick gar nicht mehr von den bemalten Steckenpferden lösen, die aus der großen Kerm herausragen. Die Beiden kennen diese Blicke, sind sie doch schon Stammgast auf dem Trachtenmarkt. Wie oft sie schon in Greding waren, wissen sie schon gar nicht mehr. „Seit dem dritten oder vierten Markt sind wir dabei“, schätzt Peter Krauth.

Das erste Mal hat Tobias Dübler aus Sachsen-Anhalt seinen Stand in Greding aufgebaut und zeigt seine Knöpfe, die alle aus heimischem Holz sind, aus Kirsche, Flieder, Holunder oder Zwetschge.

Um Knöpfe dreht sich alles im Trachtenpavillon, in dem man erfährt, dass man 1906 für das Aufnähen eines Gros (144 Knöpfe) in Heimarbeit fünf Pfennige bekommen hat. Das Gros war damals das Maß aller Dinge, nach dem auch bezahlt wurde. Und die Besucher des Marktpavillons wissen jetzt auch, was eine Steinnuss ist: Sie ist die Frucht einer südamerikanischen Palmenart und war ein natürlich gemusterter Knopf.