Greding
Das Leiden aus nächster Nähe

Noch zehn Tage bis zum Challenge: Am Kalvarienberg erleben die Zuschauer die Mühen der Sportler hautnah

01.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

Langsame Radfahrer, schnelle Läufer: Nirgendwo sonst auf der Strecke ist es so leicht wie auf dem Kalvarienberg in Greding, den Athleten Tipps mit auf den Weg zu geben.

Greding (HK) Der Ausnahmetag im Landkreis Roth ist heuer der 12. Juli. Dann gibt es wieder kaum ein Durchkommen im Süden, wegen des Triathlons werden die Straßen gesperrt. Die Verkehrsproblematik ist Fluch und Segen zugleich für das Stimmungsnest am Gredinger Kalvarienberg.

Man nennt sie Eisenmänner und -frauen, in Anlehnung an den traditionsreichen Ironman auf Hawaii, der Wiege des Triathlonsports. Doch auch in Greding müssen sie Jahr für Jahr unter Beweis stellen, dass sie hart sind. Denn hier wartet die härteste Steigung der gesamten Radstrecke des Challenge auf die Triathleten aus aller Welt. Bei fast zwei Kilometern Länge und einer durchschnittlichen Steigung von zehn Prozent trennt der Gredinger Hausberg alljährlich die Spreu vom Weizen. Erst kommt das steile Stück vom Ortseingang bis zur Basilika St. Martin. Wenn der Radfahrer aber denkt, das Schlimmste ist geschafft, dann zieht sich die Strecke am Berg. Nicht mehr ganz so steil – aber quälend lange.

Des einen Leid, des anderen Freud: Der Südzipfel der Radstrecke ist für viele Fans ob der zahlreichen Straßensperrungen an diesem Tag zwar schwer erreichbar, doch wer hierher gefunden hat, der wird für die Mühe reich belohnt. Hier zeigen die Athleten Zähne: der eine, weil er hier erst richtig merkt, dass er gut unterwegs ist, dass die Beine leicht sind; der andere, weil er aus dem Sattel steigt und sich förmlich hochbeißt.

Kein Wunder also, dass Max Dorner von der Triathlonabteilung des TSV Greding, seit Jahren Moderator im Stimmungsnest am Kalvarienberg, festgestellt hat: „Zu uns kommen viele Trainer der Spitzenleute.“ Nirgends auf der 90 Kilometer langen Radstrecke, die die Athleten zwei Mal absolvieren müssen, sind sie derartig langsam unterwegs wie in Greding. Deshalb schaffen es Trainer an dieser Stelle, neben ihren Schützlingen herzulaufen und ihnen die eine oder andere Instruktion mit auf den Weg zu geben.

Zupass kommt ihnen dabei auch die – im Vergleich zum Solarer Berg in Hilpoltstein – geringe Zuschauermenge. Zwar werden es Jahr für Jahr ein bisschen mehr, vor allem auf der zweiten Runde gibt es entlang des Streckenabschnitts schon geschlossene Reihen, doch zieht die Massen eher das volksfestartige Treiben in Hilpoltstein an – mit viel Trubel, doch ohne Bewegungsfreiheit für die Fans am Straßenrand. Und ohne den großen sportlichen Reiz, wie Dorner findet: „Das ist ein Hügel“, sagt er über den Solarer Berg, „wir haben den echten Berg.“

Dennoch: Jahr für Jahr muss das Stimmungsnest in Greding beim Challenge mit derselben Problematik kämpfen: Am Ende des Wettkamps wollen die meisten Besucher in die Kreisstadt nach Roth fahren, wo die Sportler nach acht, zehn, zwölf Stunden erschöpft ins Ziel laufen. Weil aber am Tag des Challenge praktisch der gesamte südliche Landkreis für den Autoverkehr gesperrt ist, liegt Greding eben etwas zu weit abseits. Andererseits ist Greding der ideale Einstiegsort für Triathlonfans aus Eichstätt, Beilngries und Ingolstadt.

Und erlebt heuer vielleicht auch noch ein klein wenig mehr Stimmung als sonst, denn die harte Moderatorenarbeit wird gleich auf drei Schultern verteilt. Neben dem Routinier Dorner greifen auch Michael Högn, der Vizepräsident des örtlichen Faschingsvereins Gredonia, und Alfons Schock aus Burgoberbach zum Mikrofon. Der moderiert sonst immer den Duathlon in seiner Heimatgemeinde, auch in Eckersmühlen und an der Rother Lände war er schon an der Laufstrecke im Einsatz. Platz nehmen werden die drei Moderatoren zum zweiten Mal auf einer mobilen Bühne des Sponsors N-Ergie.

Ist Dorner an der Reihe, können sich Fans und Athleten wieder freuen, Begrüßungen in Sprachen aller Herren Länder zu hören – das ist sein Markenzeichen. Sein Ziel sei es, möglichst jeden Sportler in seiner eigenen Sprache anzufeuern, eine Menge Floskeln hat er sich schon angeeignet. Wenn er die Sportler mit einem Spruch in der Muttersprache überrascht, „dann geht ein Ruck durch den Körper“, hat der Moderator beobachtet. Extramotivation am härtesten Anstieg des Rundkurses.

Kümmern will sich Max Dorner auch wieder um die „Drei-Tages-Gredinger“, wie er die Athleten nennt, die für den Challenge in der Großgemeinde ein Domizil gefunden haben. Fünf bis sechs Dutzend Sportler aus der ganzen Republik und dem Ausland, die – oftmals mit Familie und Betreuern – hier wohnen. Wenn solch ein Drei-Tages-Gredinger sich anschickt, den Kalvarienberg zu erklimmen, feuert ihn Dorner ebenso enthusiastisch an wie einen Starter aus dem Landkreis Roth. Es ist ein Stück Dankbarkeit dafür, dass er sich in der eigenen Gemeinde niedergelassen hat – da ist Dorner ganz Stadtratsmitglied und Repräsentant Gredings.

Als solcher steht er allerdings nicht allein, das Stimmungsnest ist ein gutes Stück Gemeinschaftsarbeit. Die jungen Cheerleader der Gredonia wedeln fröhlich mit ihren Pompons und die Sambatruppe Chinelos aus Hausen gibt mit ihrem rhythmischen Trommeln den Sportlern den passenden Kick für den steilen Anstieg.