Greding
"Das Gesicht des Waldes wird sich verändern"

Forstwirtschaftsplan im Stadtrat vorgestellt: Fichte und Kiefer werden in den nächsten 20 Jahren Laubbäumen weichen

20.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr
Im Wald bei Kraftsbuch wurden im Juni zahlreiche Fichten außerplanmäßig gefällt, weil sie vom Borkenkäfer befallen war. Förster Josef Adam (links) und Forstwirtschaftsmeister Patrick Bauernfeind begutachteten das Schadholz und sprachen sich für eine Abkehr von Monokulturen aus. −Foto: Steimle

Greding (HK) Wer im Sommer durch den Wald gegangen ist, dem sind sie aufgefallen: Stapel von Fichtenstämmen. Der Anteil der Nadelbäume werde langfristig sinken, sagte Christian Kölling, Stellvertreter und Bereichsleiter Forsten vom AELF Roth, der dem Stadtrat den Fortwirtschaftsplan vorstellte.

Wie der Stadtwald in der Zukunft aussehen soll, darüber hat sich das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth (AELF) Gedanken gemacht - im Auftrag der Stadt. "Das ist eine gesetzliche Verpflichtung, da kommen Sie nicht darum herum", sagte Kölling. Alle 20 Jahre muss der Wirtschaftsplan, in dem festgeschrieben wird, was künftig wachsen soll, erneuert werden. Die Kosten dafür betragen 21 655 Euro. Für das AELF ist Greding wichtig, betonte der Experte, denn im Landkreis besitzt nur Roth mit 600 Hektar mehr Wald als die Stadt.

In den vergangenen 20 Jahren ist die Forstbetriebsfläche größer geworden: 1996 waren es etwa 368 Hektar, nun sind es 499. Für die Planung werde der Ist-Zustand geprüft, fuhr Kölling fort und in Absprache mit der Stadt die Zukunft gepflanzt.

Sicher ist: "Das Gesicht des Waldes wird sich verändern", sagte der Experte. Denn "der Borkenkäfer frisst die Fichten auf", lange, bevor diese planmäßig gefällt werden. 2010 mussten etwa 7300 Festmeter zwangsweise geschlagen werden, "das 3,3-fache der geplanten Jahresmenge". Die Trockenjahre 2003, 2006 und 2015 begünstigten den Schädling "und auch 2017 war es wieder brenzlig", so Kölling. In Zukunft wird es nicht besser aussehen: "Der Klimawandel macht Fichte und Kiefer zu schaffen", erklärte Kölling, wärmere Temperaturen und weniger Niederschlag sorgen dafür, dass sie sich immer weniger wohlfühlen werden. Ganz anders dagegen die Buche: "Sie hat einen anderen Temperaturbereich." Das gilt auch für das sogenannte "Edellaubholz, zu dem verschiedene Ahornarten, Eschen, Elsbeere und Speierling gehören." Sie seien auch deshalb gut geeignet, weil sie sich auf kalkhaltigem Boden wohlfühlen. Es sollen aber nicht nur Laubbäume für mehr Abwechslung sorgen: Mit von der Partie ist künftig auch die Douglasie.

1996 betrug der Anteil der Fichte im Gredinger Wald 59 Prozent und sank bis heute auf 41 Prozent. In die andere Richtung ging die Entwicklung beim Edellaubholz: Vor 20 Jahren betrug der Anteil fünf, nun sind es 21 Prozent.

"Wünschenswert wäre eine gleichmäßige Waldverjüngung", dies sei wirtschaftlich sinnvoller, sagte Kölling, doch dem macht der Borkenkäfer einen Strich durch die Rechnung. Dies zeigt ein Blick in die sogenannten ZE-Listen, die Abkürzung bedeutet "Zufällige Ergebnisse" und bezeichnet außerplanmäßige Einschläge. Selbst in "überwiegend planmäßigen Wirtschaftsjahren lag der ZE-Anteil bei 25 bis 33 Prozent des Gesamteinschlags." In den besonders schlechten Jahren müssen bis zu 87 Prozent vor der Zeit gefällt werden. Das bedeute nicht nur einen wirtschaftlichen Verlust, "sondern verlangt auch den Leuten, die da draußen arbeiten, viel ab", sagte Kölling.

In Zukunft werden immer weniger Nadelbäume im Wald wachsen. Machen sie heute noch mehr als die Hälfte aus, soll ihr Anteil bis 2036 stetig sinken, bis sie im Jahr 2100 nur noch ein Drittel ausmachen sollen.

Mathias Herrler (SPD) wollte wissen, wie Förster Josef Adam die Bäume gezählt habe und wie es mit den Erträgen bei der Buche aussehe. Kölling antwortete, dass Stichproben gemacht und diese hochgerechnet würden. Die Buche eigne sich nicht nur als Brennholz, sondern mit einer bestimmten Verleimung als Brettschichtträger im Baubereich. Markus Schneider (SPD) fragte, ob es schon Erfahrungen mit der hier nicht heimischen Douglasie gebe. "Sie hat sich bisher nicht als invasiv erwiesen", sagte Kölling, "sie verjüngt sich zwar, aber nicht aggressiv".