Greding
Aug’ in Aug’ mit der Geschichte

Dritte Ausbaustufe des Gredinger Archäologiemuseums eröffnet – "Kultureller Hotspot im ländlichen Raum"

30.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Foto: Andrea Karch

Greding (HK) Jetzt ist es fertig: Mit der Eröffnung der dritten Ausbaustufe ist das Archäologiemuseum Greding nun komplett. Mit viel berechtigtem Stolz ist gestern dieser Meilenstein in der Geschichte Gredings gefeiert worden.

Museumsleiterin Bettina Kempf ist erleichtert, und sie ist vor allem stolz: Viel Engagement und Herzblut hat sie in den vergangenen Jahren investiert, um das ehemalige Verwaltungsgebäude Marktplatz 8 nach dem Umbau und der Sanierung mit Leben zu füllen. Als Ort der kulturellen Begegnung hat sich das Haus in den vergangenen Jahren bereits bewährt, nun ist auch der geschichtliche Part vollendet. Zur bisherigen Ausstellungsfläche mit dem Fürstengrab als Mittelpunkt sind jetzt noch weitere fünf Räume dazugekommen, in denen die Besucher der Geschichte „Aug’ in Aug’“ gegenüberstehen können. Deshalb ist dieses Museum auch etwas Einzigartiges, wie Bürgermeister Manfred Preischl hervorhob. „Die Geschichte bekommt hier ein Gesicht“, sagte er mit Verweis auf die Inszenierungen und Figurinen, die anschaulich von der langen Siedlungsgeschichte im Schwarzachtal von der Mittelsteinzeit bis heute berichten. Die ersten Funde stammen vom Euerwanger Bühl und waren auch schon im Vorgängermuseum „Natur und Mensch“ zu sehen. Jetzt sind die originalen Reste einer Feuerstelle aber in einem mesolithioschen Zelt drapiert und werden von einem Wandbild ergänzt, das einer Höhlenmalerei nachempfunden ist. „Die Euerwanger Dorfmusik haben wir aber nicht deswegen eingeladen“, sagte der Bürgermeister scherzhaft. „Sondern weil sie gute Musik machen.“ Und die Musiker lieferten den passenden Rahmen für den Abschluss des Großprojekts Museum, das den Stadtrat schon rund zehn Jahre beschäftigt hat.

Auslöser für die Schaffung dieses Museums waren die zum Teil spektakulären Funde im Schwarzachtal in den Jahren 1995 und 1996. Ein Gebäude mit einem zeitgemäßen Museumskonzept war die Voraussetzung dafür, dass diese Funde auch dort ausgestellt werden können, wo sie entdeckt worden sind. Das ehemalige Verwaltungsgebäude, das schon das Museum „Natur und Mensch“ enthielt, war das richtige Haus dafür. Umgebaut hat das Gebäude, dessen Kern aus dem 17. Jahrhundert stammt, Architekt Michael Kühnlein, der gleichzeitig Kreisheimatpfleger im Landkreis Neumarkt ist. „Sie brauchen sich nicht zu verstecken, es ist super geworden“, rief Preischl in den überfüllten Sonderausstellungsraum des Museums.

Der Bürgermeister verschwieg aber auch nicht, dass dieses große Projekt mit einem Volumen von 3,1 Millionen Euro nur gestemmt werden konnte, weil es aus verschiedenen Fördertöpfen 2,3 Millionen Euro Zuschuss gegeben hat. Diese Investition habe sich aber gelohnt, weil dieses Museum eine ganz besondere Sicht auf die Vergangenheit ermögliche. Die Einheimischen könnten die Spuren ihrer eigenen Wurzeln suchen. Und Touristen könnten das Haus als einen Teil der regionalen Museumslandschaft kennenlernen, sagte Preischl und verwies auf die gute Zusammenarbeit mit den Museen in Thalmässing und Kipfenberg. Die Besucher könnten hier erkennen, dass der heutige Mensch das Ergebnis einer jahrtausendelangen Entwicklung sei. „Wir sind Teil einer Kontinuität. Ohne die Menschen, die vor uns waren, sind wir nicht denkbar.“ Preischl wünschte sich, dass viele Besucher sich auf eine „spannende und einzigartige Zeitreise“ im Museum machten. Das Haus wiederum solle als „kultureller Hotspot zur Stärkung des ländlichen Raums beitragen“.

Dass das Museum dieses Ziel erfüllen werde, davon zeigte sich Festredner Dieter Ofenhitzer, Ministerialrat im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, überzeugt. Dass die Inneneinrichtung des Hauses mit Mitteln aus dem Leadertopf gefördert worden sei, zeige ja schon, dass es einige Voraussetzungen erfülle. Er stuft schon allein den Ausbau in drei Stufen als innovativ ein, weil man dadurch das Gebäude bereits mit Mitteln aus der Städtebauförderung sanieren konnte, während die wissenschaftliche Auswertung der Funde in dieser Zeit vorangetrieben werden konnte. Zudem konnte die Öffentlichkeit seit der Eröffnung der ersten Stufe im März 2013 das Haus bereits nutzen. Innovativ sei auch die Museumspädagogik, die Kinder an die Geschichte heranführe. Eine weitere Voraussetzung für eine Leaderförderung sei die Vernetzung zwischen wissenschaftlicher Aufbereitung und Museumspädagogik, zwischen den einzelnen Fachstellen und zwischen städtebaulichen Aspekten und der Präsentation von Geschichte. Für die Gredinger hatte er ein großes Lob parat: Im Gegensatz zu anderen Projekten liege für das Museum die Endabrechnung bereits vor. Das ist die Voraussetzung für eine Ausbezahlung der Förderung und den Einstieg in die neue Förderperiode.

Dass die Leadermanager künftig Koordinatoren heißen, wertete Landrat Herbert Eckstein als Zeichen dafür, dass sein Wettern gegen diesen „Schickimickibegriff“ im Ministerium endlich gehört worden sei. Der Landart hob hervor, dass im Kreis Roth derzeit sehr viel im Bereich der Museen und Leaderprojekte investiert werde. Und angesichts des Kraftakts, den Kommunen und Kreis dabei oft bewältigen müssten, wünschte er sich oft andere Stellungnahmen der Ministerien und Fachstellen. „Man muss aus einer Nichtigkeit keine Wichtigkeit machen.“

Für Eckstein ist auch das Zusammenspiel von Ehrenamt und fachlichem Know-how eine Grundlage dafür, dass zum Beispiel Museen mit Leben erfüllt werden. Das Resumee des Landrats: „Ich bin stolz auf euch in Greding.“

Viel Neues erfuhren die Teilnehmer des anschließenden Rundgangs durch das Haus mit Wolfgang Steeger vom Büro Auge, das das Museumskonzept erstellt hat. Schon die Überblickstafel im Treppenhaus zeigt seinen Worten zufolge, „wie viel Geschichte auf engem Raum hier stattgefunden hat“.