Greding
Keine Sozialberatung für Asylbewerber

Diakonie ist abgesprungen Bürgermeister Manfred Preischl auf der Palme

23.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Bewohner sind da, der Sozialdienst nicht: Rund drei Wochen nach der Belegung der Gemeinschaftsunterkunft können die Asylbewerber noch immer nicht auf eine Beratung zurückgreifen. - Foto: Luff

Greding (HK) Nach dem langen Pfingstwochenende, am 6. Juni, hat die Regierung von Mittelfranken begonnen, Asylbewerber aus dem Landkreis Roth in die neue Gemeinschaftsunterkunft in Greding umzuquartieren. Eine Betreuung durch einen Sozialdienst gibt es dort allerdings bis heute nicht.

Manfred Preischl ist sauer. Richtig sauer. Auch wenn der Gredinger Bürgermeister das etwas diplomatischer formuliert: "Der Kragen ist ein bisschen dick", wählt er als Formulierung. Der Grund dafür ist die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber an der Industriestraße in Greding. Nicht die bislang 34 Menschen, die dort leben, sind der Grund für den Ärger, stellt er deutlich klar. Sondern der Betreiber: die Regierung von Mittelfranken. Sein Vorwurf: Die Bezirksregierung lässt die Menschen und damit auch die Kommune im Regen stehen. "Es fehlt eklatant an Betreuung", sagt Preischl. Auch wenn der Hausmeister helfe, so gut er könne. "Jeder Tag wirft Fragen auf", schildert Preischl.

In erster Linie bei den Asylbewerbern selbst, denen die Erfahrung mit deutschen Behörden und Formularen fehlt. Aber auch in der Stadtverwaltung. Viel bekomme das Einwohnermeldeamt ab: Identitäten müssten überprüft werden, persönliche Verhältnisse geklärt. Die monatlichen Zahlungen an die Asylbewerber würden über die Gredinger Stadtkasse abgewickelt. Doch wenn eine Familie mit einem Kind angekündigt sei, dann aber drei Kinder mitbringe - wie laut Preischl tatsächlich geschehen -, entstehe Chaos. Ob Kindergartenplatz, Schulpflicht oder Lehrmittelfreiheit: "Im Augenblick werden wir alleine gelassen." Der Bezug von Krankenscheinen sei ein weiteres Beispiel. "Das soll unterstützend durch die Kommune erfolgen", erläutert Preischl. "Wir aber haben keinerlei Hilfestellung."

Beim Einzug der ersten Asylbewerber hatte es vonseiten der Bezirksregierung noch geheißen, es gebe eine Zusage von der Diakonie Roth-Schwabach, den Sozialdienst zu übernehmen. Am 19. Juni dann hat die Regierung laut Preischl mitgeteilt, dass der Landesverband der Diakonie abgewunken habe. Eine neue Stelle in Greding zu schaffen, sei nicht möglich, da es keine Finanzierungszusage gebe. Seither herrsche Schweigen in Ansbach.

Karin Christ, die Pressesprecherin der Regierung von Mittelfranken, bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung, "dass die für die Gemeinschaftsunterkunft in Greding beantragte Asylsozialberatungsstelle vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration nicht genehmigt wurde". Der Schwarze Peter liege also beim Freistaat Bayern.

Wann ein Beratungsdienst endlich die Arbeit übernimmt, vermag Christ nicht zu sagen, es könne "zum jetzigen Zeitpunkt" weder eine Aussage zum Beginn, noch zum Umfang der Betreuung getroffen werden, so Christ am gestrigen Freitag. Es liefen "Abstimmungsgespräche". Mit wem? Mit niemand anderem als mit der Diakonie - die bekanntlich abgewunken hat. "Wir stehen nicht mit weiteren Organisationen in Verhandlungen", sagt Christ.

Wer die Arbeit übernimmt, ist für Preischl "sekundär. Wichtig ist, dass eine Betreuung da ist". Als noch der Landkreis sich um Asylbewerber in Greding in den dezentralen Einheiten gekümmert hat, habe die Betreuung geklappt, so Preischl. Einmal in der Woche sei ein Ansprechpartner hergefahren - der auch vom hiesigen Asylhelferkreis unterstützt worden sei. Er gehe davon aus, dass gerade in der Anfangszeit der Hilfebedarf der Asylbewerber größer sei, als wenn sich schon alles eingespielt habe. Der hiesige Asylhelferkreis sei weit davon entfernt, eine solche Betreuung leisten zu können, eher im Gegenteil. Im Gegensatz zur Zahl der Asylbewerber sei der Helferkreis nicht größer geworden. "Konzentriert euch auf das, was ihr könnt!", habe er den Ehrenamtlichen geraten.

Nicht verstehen kann der Bürgermeister auch, dass die Regierung den notwendigen Antrag auf Betreuung erst am 22. Mai gestellt habe. Langfristige Planung sieht ihm zufolge anders aus. Er findet den Systemwechsel traurig: Der Kreis habe mit der dezentralen Unterbringung einen Weg beschritten, der "hervorragend geklappt" habe. Dies sei nun offenbar erst einmal vorbei.