Greding
Gemeinsam gegen den Knochenschwund

Die Reha-Sportgruppe-Osteoporose in Greding des VdK feiert ihr 25-jähriges Bestehen

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Sport und Spaß: Trainiert wird der Körper - heute mit kleinen Bällen - aber auch die Lachmuskeln. "Wir sind eine lustige Truppe", sagt Betreuerin Herta Kirchhof (2. von links). −Foto: Steimle

Greding (HK) Den Ball zusammendrückend oder auf einem Bein stehend kämpfen sie gegen den Knochenschwund. Gemeinsam sporteln hilft dagegen - und gemeinsam lachen. Darum treffen sich die Mitglieder der Reha-Sportgruppe-Osteoporose einmal in der Woche und das seit 25 Jahren.

"Den Ball vor den Brustkorb halten, großflächig umfassen und zusammendrücken", sagt Physiotherapeutin Sabine Mayinger und schaut in die Runde. "Den Druck halten", lautet die nächste Anweisung. "Das geht in die Schulter", sagt Betreuerin Herta Kirchhof und die ist ihre Schwachstelle. Darum macht sie die nächste Aufgabe - die zwölf Frauen sollen den Ball vor dem Bauch gerade nach vorne strecken und dann wieder herziehen - nicht mit. Das ist kein Problem, denn "jeder macht hier, was er kann". Über die Schmerzgrenze soll niemand hinausgehen.

Denn ein Handicap haben fast alle. "Hüfte, Knie, Schulter", zählt Kirchhof auf, bei einigen wurde das betroffene Körperteil auch schon ersetzt. Eine 77-jährige Teilnehmerin hat beispielsweise ein künstliches Kniegelenk. Sie bewege sich sehr gerne, sagt sie "auch wenn man sich manchmal überwinden muss". Sie ist von Anfang an mit dabei und ihr gefällt, dass es in der Gruppe "lustig zugeht". Außerdem "hat unsere Bine hat für jeden abgestimmte Übungen dabei".

"Der Schwerpunktliegt auf der Sturzprophylaxe."

Sabine Mayinger

 

Sabine Mayinger, die auch im TSV Greding engagiert ist und Trainerscheine nicht nur für den Reha-Sport, sondern auch für Qi Gong und die Rückenschule hat, überlegt sich für die Übungsstunde jedes Mal etwas Neues. Heute sind die Bälle dran, das nächste Mal wird vielleicht mit Bändern oder kleinen Hanteln trainiert. "Der Schwerpunkt liegt auf der Sturzprophylaxe, außerdem sollen die Muskeln gekräftigt und die Beweglichkeit erhalten und erweitert werden", erklärt sie. Das sei wichtig, gerade im Alter, denn Sport "wirkt der Osteoporose, dem Knochenabbau entgegen", sagt die Physiotherapeutin. Durch die Krankheit Osteoporose verlieren die Knochen an Dichte und werden porös, Beschwerden machen sich aber lange Zeit nicht bemerkbar. Der Schwund führt später zu starken Schmerzen. In der Gruppe haben nicht alle Osteoporose, wollen aber verhindern, dass es so weit kommt. Mit Sport und gesunder Ernährung lässt sich vorbeugen.

Kirchhof macht ihr ganzes Leben in Bewegung. "Gymnastik, Radfahren, Bergsteigen, Schwimmen", zählt sie auf. Hier im Kurs bekomme man viele Anregungen für Übungen, die man auch zu Hause machen könne, erklärt die 79-Jährige, dennoch freue sie sich jede Woche auf die Geselligkeit in der Runde. Außerdem gebe es eine Weihnachtsfeier und im Sommer, bevor der Kurs pausiert, ein Treffen. "Wir haben dann schon mehrere Male einen kleinen Spaziergang rund um den Kratzmühlsee und Übungen an der frischen Luft gemacht." Danach ging es gemeinsam zum Essen ins Restaurant. In diesem Jahr habe es allerdings den ganzen Tag geregnet. "Da sind wir nur zum Essen", sagt Kirchhof und lacht.

Die Gredingerin kann heuer ein kleines Jubiläum feiern. Seit 15 Jahren ist sie dabei und hat im Januar 2005 den Kurs als Betreuerin von Annemarie Nickl übernommen. Sie führt die Anwesenheitsliste und sammelt das Geld ein, das sie dem VdK übergibt. Mitglied im Sozialverband ist sie schon länger, ihr Schwiegervater war einer der Gründer "und so waren auch mein Mann und ich eingebunden".

Im Moment seien etwa 15 Damen in der Sportgruppe aktiv, früher seien es weitaus mehr gewesen, um die 40, sodass man sogar überlegt habe, zwei Kurse daraus zu machen. "Für viele hat die Krankenkasse damals die Teilnahme bezahlt", erinnert sich Kirchhof, "dann kam die Gesundheitsreform und die Kosten wurden in den meisten Fällen nicht mehr übernommen." Da seien dann einige nicht mehr gekommen und es habe seine Zeit gedauert, bis es wieder mehr wurden. "Mittlerweile ist es auch so, dass die Kasse in einigen Fällen doch wieder etwas bezahlt." Zusätzlich sprach Kirchhof Ärzte an und verteilte Reklamezettel.

Nun schulen die Frauen ihr Gleichgewicht. Auf einem Bein stehend tippen sie mit der Fußspitze auf den Ball, dann daneben. Gelächter gibt es, wenn der dann doch mal davonrollt. Mayinger räumt derweil Stühle aus dem Geräteraum. Die zweite Hälfte wird meistens im Sitzen absolviert, manchmal auch auf der Matte. Mit dem Ball zwischen den Knien heißt es von der Sitzkante aufstehen, die Arme nach vorne gestreckt. "Wir zwei schauen uns in die Augen", korrigiert Mayinger eine ihr gegenübersitzende Teilnehmerin lächelnd, deren Haltung ihr noch nicht gefällt, "das Brustbein geht zum Nachbarn hinüber und nicht in Richtung Boden."

Wenn der Kurs einmal ausfällt oder eine der Frauen mal fehle, "dann tut ihnen das nicht so gut, das merken die Frauen sofort", sagt Kirchhof. Dann geht es mit der nächsten Übung weiter - zwischen die Knöchel geklemmt wird sitzend der Ball angehoben. Wichtig sei, ist Kirchhof überzeugt, dass man gegen den Knochenschwund arbeiten könne "und sich nicht einfach mit seinem Gebrechen abfinden muss."

Die Reha-Sportgruppe-Osteoporose trifft sich mittwochs um 18.30 Uhr in der alten Schulturnhalle. Die Kosten - sofern sie nicht von den Krankenkassen übernommen werden - betragen für VdK-Mitglieder pro Stunde 2,50 Euro und für Nichtmitglieder fünf Euro. In dieser Woche sowie an Allerheiligen fällt der Kurs aus.