Wendelstein
Gemeinsam bis zur zehnten Klasse

Grünen-Landtagsabgeordneter Thomas Gehring plädiert in Wendelstein für Ganztagsschulen und mehr Lehrer

12.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:34 Uhr

Wendelstein (HK) Der Rother Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen beschäftigt sich mit der Bildungspolitik im Freistaat - und hat deshalb einen Vortragsabend mit dem Landtagsabgeordneten Thomas Gehring organisiert.

Gehring, der bildungspolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, plädierte in Wendelstein für einen fundamentalen Wechsel in der Bildungspolitik.

Er beleuchtete das Bildungssystem mit allen Vor- und Nachteilen, die sich aus dem bayerischen Bildungsweg ergeben. "Wir haben in Bayern als Alleinstellungsmerkmal eine Teilzeit-Vormittags-Schule", sagte er, "das ist einfach nicht mehr zeitgemäß. " Der verstärkte Ausbau von Horten und die verschiedenen Modelle der Ganztagsschulen seien zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber auf längere Sicht müsse eine Schulform gefunden werden, die es beiden Elternteilen ermögliche, berufstätig zu sein. Denn dass nur ein Elternteil arbeitet und der andere die Kinder- und Hausaufgabenbetreuung übernimmt, könne sich heute kaum mehr eine Familie leisten.

Ein weiterer Aspekt spricht aus Gehrings Sicht gegen ein Weiter so: "Auch wenn unsere Regierung das nicht wahrhaben möchte, so sind wir doch eine Einwanderungsgesellschaft - entsprechend wandeln sich die Anforderungen an die Schulen. " Folge der Halbtagsschule und vor allem auch des dreigliedrigen Schulsystems, das immer noch zehnjährigen Kindern eine Entscheidung über ihren weiteren Lebensweg abverlange, sei der "zweite bayerische Rekord": In keinem anderen Bundesland hingen die Bildungschancen so stark von der sozialen und kulturellen Herkunft der Kinder ab wie hier. "Damit muss endlich Schluss sein", forderte Gehring. Ganztagsschulen und längeres gemeinsames Lernen aller Kinder bis zur zehnten Klasse sieht er als Möglichkeit, die Chancenungerechtigkeit zumindest abzumildern.

Weiter stellte Thomas Gehring fest, dass sich auch die Schulen als Vorbereitung auf die Arbeitswelt auf die Digitalisierung einstellen müssten. So solle das Handyverbot an Schulen auf den Prüfstand kommen, denn mit diesem Medium arbeiteten und lernten bereits Kinder. Um sie für das Leben zu ertüchtigen, genüge es nicht, die Schulen mit Computern auszurüsten. Die Digitalisierung sei ein Umbruch vergleichbar der industriellen Revolution. Die jungen Menschen müssten gezielt auf den sinnvollen und kritischen Umgang mit den neuen Möglichkeiten vorbereitet werden.

"Nichts ist so wichtig, wie gut ausgebildete Lehrer", sagte Gehring schließlich. Der Nachholbedarf - auch in Bezug auf pädagogische Techniken - sei bereits bekannt und könne nur durch Veränderungen in der Ausbildung und durch gezielte Weiterbildungen gedeckt werden. Nach wie vor gebe es auch zu wenige Lehrkräfte, die Deutsch als Zweitsprache unterrichten können.