Fürth
Lautstarkes Zeichen gegen Fremdenhass

Pfeifkonzert und "Haut ab!"-Rufe: Rund 1500 Menschen demonstrieren in Fürth gegen Aufmarsch von Rechtsradikalen

31.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Foto: DK

Fürth (HK) Rund 1500 Menschen haben am Samstag in Fürth gegen einen Aufmarsch von Rechtsradikalen demonstriert. Ganz in der Nähe des Versammlungsorts der rund 80 Personen aus dem rechten Spektrum wohnen über 700 Asylbewerber in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in einem ehemaligen Möbelhaus.

 

Simon hätte ins Freibad gehen können. Stattdessen steht er mit vielen Fürthern an diesem Samstag auf der Straße. „Ich will ein Zeichen setzen gegen Rechts. Ich finde es super, dass so viele Leute heute in Fürth auf die Gegendemonstration gekommen sind“, sagt der 24-Jährige aus Nürnberg und hält ein selbst gemaltes Transparent hoch. „Seid ihr noch ganz knusprig“ steht darauf in großen Lettern.

So wie Simon denken offensichtlich viele Menschen in Fürth. Bei hochsommerlichen Temperaturen haben sich um zwölf Uhr zahlreiche Gegendemonstranten zu einer Kundgebung getroffen. Dazu aufgerufen hatte das Fürther Bündnis gegen Rechts. Auch die Partei „Die Linke“ hatte eine Gegendemonstration angemeldet. Viele halten Schilder wie „Refugees welcome!“ in die Luft.

Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) sagt, er sei stolz auf alle, die zu der Gegendemonstration gekommen seien. Derweil ist von den Rechten immer noch nichts zu sehen. Dafür sind viele Fürther auf den Beinen und demonstrieren gegen Fremdenhass. Viele haben bunte Regenschirme aufgespannt – nicht nur, um sich gegen die sengende Sonne zu schützen, sondern auch um ein Zeichen zu setzen.

Sichtlich zufrieden zeigt sich das Stadtoberhaupt, dass der Aufmarsch der Rechtsextremen im Vorfeld der Kundgebung erheblich verkürzt werden konnte. Ursprünglich hätten die rechten Demonstranten bis 20 Uhr gegen die angebliche „Asylflut“ protestieren wollen. Nun sei der braune Aufmarsch schon um 16 Uhr vorbei. Später wird die rechte Demo sogar eine Stunde früher als geplant beendet. Doch der Reihe nach.

Die Kundgebung der Rechtsradikalen in der Nähe einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber findet Jung „erbärmlich“. Glücklicherweise würden die Rechten nicht direkt an der Flüchtlingsunterkunft in dem ehemaligen Möbelhaus Höffner vorbei marschieren. Jung verurteilt die rechte Demo trotzdem als „Provokation“ und verweist auf das ungleiche Kräfteverhältnis zwischen den beiden politischen Lagern. „Dort demonstriert nur eine Handvoll, hier sind wir Tausende“, sagt Jung und zeigt auf die vielen Menschen mit den bunten Plakaten.

Gegen 13 Uhr treffen – von der Polizei begleitet – rund 80 Demonstranten aus der rechtsextremen Szene im Fürther Stadtteil Ronhof ein. Sie sind nach Angaben der Polizei mit einem Linienbus zum Versammlungsort gebracht worden, um einen direktes Aufeinandertreffen mit den zahlenmäßig überlegenen Gegendemonstranten zu verhindern. Etwas verloren wirken die Rechtsradikalen hinter der massiven Absperrung der Polizei. In der Sonne glänzen die kahlen Köpfe der Rechten. Es werden Fahnen geschwenkt und leise Parolen skandiert.

Nicht zu überhören ist dagegen das große Pfeifkonzert und die „Haut ab!“-Rufe, mit dem die Gegendemonstranten die Rechtsradikalen in Fürth empfangen. Die Polizei ist nach eigenen Angaben mit mehreren hundert Einsatzkräften vor Ort, um für einen friedlichen Ablauf zu sorgen.

Während die Masse der rechten Demonstranten überschaubar ist, haben sich die Gegendemonstranten auf den gesamten Stadtteil Ronhof verteilt. Überall entlang der Erlanger Straße stehen sie mit ihren bunten Plakaten zusammen. Die Polizei schätzt die Zahl der Gegendemonstranten zunächst auf über Tausend.

„Ich finde es klasse, dass so viele Menschen da sind“, freut sich Hans Brenner vom Bündnis gegen Rechts. Später sprechen die Einsatzkräfte sogar von rund 1500 Gegendemonstranten. Darunter seien auch rund 100 Personen aus dem linksautonomen Spektrum gewesen. Trotzdem zieht die Polizei am Abend ein positives Fazit. Das Konzept der „Trennung durch Sperrgitter mit dahinter befindlichen Sicherheitszonen“ ist laut Polizei aufgegangen.

Nur bei der Abschlusskundgebung der Rechtsradikalen seien Gegenstände geflogen. Gegendemonstranten hätten zwei Flaschen geworfen, teilte die Polizei mit. Verletzt worden sei dabei niemand.