Freystadt
Wenn Atomkraft auf den"Mogn" schlägt

Der Bairisch Diatonische Jodelwahnsinn überzeugt das Publikum in Freystadt mit viel Witz und Charme

04.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:50 Uhr

Der Bairisch Diatonische Jodelwahnsinn mit (v.re) Otto Göttler, Petra Amasreiter und Wolfgang Neumann in Freystadt - Foto: haz

Freystadt (haz) Frech, direkt, hintersinnig, melancholisch oder frisch von der Leber weg: Das Trio, das sich Bairisch Diatonischer Jodelwahnsinn nennt, hat die Besucher im voll besetzten Freystädter Spitalstadl begeistert und einmal mehr vermittelt: Der tägliche Wahnsinn hat viele Facetten.

Und weil immer jede Menge gejammert wird, wie Jodelwahnsinn-Gründer Otto Göttler augenzwinkernd verkündete, gab es zum Auftakt den "Jammerjodler € oder seine Interpretation Nummer zwei: "Doch eher einen Schrei, wenn sich einer mit dem Hammer auf'n Daumen haut. € Bevor es losging, teilte er dem Publikum noch mit: "Mia san des, was früher der Pfarrer in der Kirch' war, nur ohne katholisch und evangelisch." Sie wissen, wie es geht, ihre Gäste mitzunehmen und so verteilten sie zu Beginn Plastiktüten, die dann auf Kommando als Sophran- und Basstüten eingesetzt wurden. Sehr zur Gaudi der Zuschauer im Saal, die damit erste Töne versuchten. Es geht unter anderem um den Menschen, der damit seine Einkäufe nach Hause trägt, sie entsorgt, im schlimmsten Fall im Meer, vom Fisch, der die Tüte dann frisst "und mitsamt ihr auf'm Teller zammgfressn wird vom Mensch. € Thematisiert werden auch die vielen Weihnachtsgeschenke, die im Internet gekauft werden, und Käufer, die ausgefallene Geschenke suchen und diese auch finden, wie beispielsweise "einen braunen Baaz € vom Hund, Ross oder Rind: Einen Sch..dreck. Das Gute daran: "Schön verpackt war er. € Nicht ausgelassen wird "des Zeigl mit Atom €, das ihnen auf den "Mogn € schlägt und das Lob an die Politik, die die Wende mit Windrädern und Biogas eingeleitet hat. Auch das ständig durch den hohen Stromverbrauch überlastete Netz ist Thema. Ihr Rat: "Ihr solltet die Stromfresser erst gar net kaufa." Dazu philosophierten sie über Atomkraftwerke und was nachfolgende Generationen darüber denken mögen. Überspitzt und doch gut vorstellbar ist auch die Geschichte von der Sennerin der Nandl-Alm, die mit ihren SUV die Milch vom Discounter holt, welche sie den Touristen bei ihrem Almbesuch anbietet. "Ja, auf der Alm, da geht's modern her. € Anstelle von Hirten hütet sich das Vieh selbst mit einer Hüte-App, spinnen sie den Faden weiter. Es gibt kaum ein aktuelles Thema, dass die Drei nicht auf ihre ureigene Weise beleuchtet haben, immer gespickt mit der Kehrseite des Schönen und Bequemen. Einen Abend lang unterhielten sie damit ihr Publikum aufs Beste und zeigten ganz nebenbei, dass sie wahre Meister an ihren Instrumenten sind, mit denen sie ihr Kabarett untermalten.