Forchheim
Kunstvoller Körnerteppich

Marianne Wiegärtner schmückt liebevoll den Forchheimer Altar

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Einen Körnerteppich mit dem Thema "Barmherzig wie der Vater" hat Marianne Wiegärtner zum Erntedankfest gestaltet. Ab Sonntag schmückt er die Forchheimer Pfarrkirche. - Foto: haz

Forchheim (haz) Seit 1980 kümmert sich Marianne Wiegärtner aus dem Freystädter Ortsteil Forchheim um den Erntealtar, der alljährlich zum Erntedankfest in der örtlichen Pfarrkirche Sankt Ägidius aufgebaut wird. Vor 15 Jahren hat sie angefangen, auch einen Körnerteppich zu legen.

In diesem Jahr hat sie das Motto "Barmherzig wie der Vater", das Leitwort des Heiligen Jahres, gewählt und das stilisierte Motiv des aus diesem Anlass erschienenen Flyers auf ihrem einen Quadratmeter großen Kunstwerk umgesetzt. Doch bis es so weit ist, braucht es eine Anlaufphase, fast nach dem Motto "Nach dem Erntedankfest ist vor dem Erntedankfest". "Ich sammle das ganze Jahr über Körner in Küche, Garten, Wald und Feld, auch Früchte, die sich eignen, trockne sie und bewahre sie in verschließbaren Gefäßen auf, damit kein Ungeziefer hinkommt", erklärt Marianne Wiegärtner ihre umfangreiche Sammlung. Ihre Werkstatt quillt über mit Schraubgläsern und Dosen, in denen sie ihre bunten Zutaten hortet.

In diesem Jahr hat sie helle und dunkle Kürbiskerne verwendet, Hirse, zweierlei Mohnsamen, Quinoa, Samen von Rittersport, getrocknete rote Beeren oder Reiskörner. "Wenn ich mich für ein Motiv entschieden habe, rechne ich es auf die Größe meiner Unterlage um und überlege, was ich alles dazu brauche", erzählt sie. Die fertige Skizze wird auf die hölzerne Unterlage aufgetragen und die entsprechenden Körner werden mit Leim Schicht für Schicht aufgebracht.

Etwas leichter hat sie es inzwischen mit den Inschriften. Während sie früher die gleichgroßen Buchstaben selber hat austüfteln müssen, fertigt ihr heute Sohn Michael die Vorlagen auf dem Computer. Je nach Motiv braucht sie mindestens drei Tage, bis alle Körner an Ort und Stelle sind. Vor dem Fest bringt sie es mithilfe der Familie zur Kirche und baut es vor dem Volksaltar auf.

Bereits im Vorfeld hat sie mit Nachbarn und Bekannten gesprochen, die ihr Blumen, Früchte und Gemüse aus Feld und Garten zur Verfügung stellen, damit sie ein reichhaltiges Erntearrangement um den Körnerteppich drapieren kann. Noch bevor die Getreidefelder abgeerntet worden sind, war sie mit ihrem Fahrrad unterwegs und hat Getreideähren mit nach Hause genommen. Daraus hat sie eine Erntekrone und eine -pyramide geflochten, die zum Kirchenfest die beiden Seitenaltäre zieren. "Außerdem habe ich zwölf Kränze geflochten als Wandschmuck an den Apostelleuchtern." Sollte jemand einen Erntedankkranz mit nach Hause nehmen wollen: Dafür hat sie ebenfalls vorgesorgt und etliche Exemplare gebastelt, die gekauft werden können. Den Erlös gibt sie für die laufende Kirchenrenovierung weiter.

Thematisiert hat sie in all den Jahren beispielsweise als Motiv den Jugendwelttag mit dem Papst, das Gedenkjahr für Heilige wie das der Elisabeth von Thüringen oder das von Bruder Konrad. Die Forchheimer Kirche oder das Wappen des Papstes gestaltete sie mit den Körnern. Für dieses Kunstwerk erhielt sie sogar ein Dankschreiben aus Rom.

Wenn am Entedanksonntag die geschmückte Kirche die Gläubigen erfreut, schweifen ihre Gedanken zum nächsten Fest im Kirchenjahr. Mit dem Binden des Adventskranzes und der Gestaltung des Kirchenraumes zum Weihnachtsfest geht ihr arbeitsreiches, selbst gewähltes Hobby und ehrenamtliches Engagement, an dem sie nach all den Jahren so viel Freude hat, wie eh und je in die nächste Runde.