Hilpoltstein
Fipronil-Skandal freut Direktvermarkter

Hohe Nachfrage nach heimischen Eiern - BBV-Kreisobmann hofft auf Umdenken der Kunden

18.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr
Glückliche Eierverkäuferin: Barbara Kotzbauer aus Windsbach im Landkreis Ansbach freut sich über die guten Geschäfte auf den Bauernmärkten in Hilpoltstein, Roth und Allersberg. Ihre Familie überlegt derzeit sogar, den Betrieb – nicht zuletzt wegen der anhaltend guten Nachfrage – nochmals zu vergrößern. Derzeit gibt es dort 2000 Hühner im Stall. Deren Eier sind aktuell aber schnell ausverkauft. −Foto: Münch, Jochen, Postbauer-Heng

Hilpoltstein (HK) Der Lebensmittelskandal um die mit dem Insektengift Fipronil belasteten Eier freut die Hühnerhalter in der Region. Denn die Nachfrage nach heimischen Eiern ist in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Die Direktvermarkter fragen sich allerdings, wie lange der Trend hält.

Seit es in Hilpoltstein den Bauernmarkt gibt, also seit fast einem Vierteljahrhundert, kommt Barbara Kotzbauer jeden Freitag in die Burgstadt, um die Eier von ihrem Hof zu verkaufen. Doch so gut wie in den vergangenen Wochen gingen die Geschäfte noch nie. „Das Interesse ist wirklich enorm“, sagt die Frau aus Windsbach im Landkreis Ansbach. „Unsere Eier reichen im Moment kaum noch aus“, sagt Barbara Kotzbauer, die mit ihrer Familie nicht nur den Hilpoltsteiner Bauermarkt, sondern samstags auch Roth und Allersberg ansteuert. „Da muss ich im Moment schon gut einteilen.“

Zwischen 2000 und 2500 Eier hat die Direktvermarkterin in ihrem Verkaufswagen dabei, wenn sie nach Hilpoltstein kommt. „Mittags sind meistens alle Eier weg“, sagt sie. Selbst jetzt in der Ferienzeit, in der etwas normalerweise etwas ruhiger auf dem Bauernmarkt zugeht. Doch der Fipronil-Skandal treibt die Nachfrage nach oben. „Wir haben das sofort nach dem Bekanntwerden gespürt und merken das bis heute“, sagt Kotzbauer. „Viele Kunden sind wegen des Skandals sehr verunsichert und wollen jetzt unbedingt Eier aus der Region kaufen.“

„Die Leute brauchen zwar immer einen Skandal, damit sie auf die Lebensmittel aus der Region aufmerksam werden. Aber nach drei bis vier Wochen kaufen viele dann doch wieder im Supermarkt.“

Thomas Regnet

 

Über eine ähnlich hohe Nachfrage wie Barbara Kotzbauer aus Windsbach dürfen sich wohl auch viele Betriebe im Landkreis Roth freuen. Zumal die Wirtschaftsförderung im Landratsamt in dieser Woche auf den Lebensmittelskandal reagiert hat und nochmals speziell auf die 37 Direktvermarkter im Landkreis und der Stadt Schwabach verweist, die „original regionale“ Eier verkaufen. Diese Betriebe stünden „für eine artgerechte Tierhaltung, gentechnikfreie Futtermittel und eine transparente Produktionsweise“, heißt es in der Pressemitteilung. Eine Liste der regionalen Erzeuger und Hofläden hat die Wirtschaftsförderung unter www.landratsamt-roth.de/original-regional veröffentlicht.

Nicht auf der Liste der Eierverkäufer steht die Landmetzgerei Regnet. Trotzdem gibt es auf dem Hof in Göggelsbuch jetzt auch Eier zu kaufen. Gleich neben dem neuen Automaten, an dem rund um die Uhr verschiedene Wurstwaren und Grillfleisch erhältlich sind, sind nun auch Eier erhältlich. Ans große Geschäft denkt Thomas Regnet, der Junior am Hof, dabei aber nicht – auch wenn die Familie seit einigen Wochen mehr Legehennen als bislang hat. Bei etwa 40 Eiern pro Tag werde jetzt zwar der Eigenbedarf deutlich überschritten. „Aber wir sehen den Eierverkauf eher als Service für unsere Kunden“, sagt Thomas Regnet. „So richtig verdient ist damit nix.“

Die Eierproduktion sei schließlich ein schweres Geschäft, sagt Thomas Schmidt, Roths Kreisobmann beim Bayerischen Bauernverband, und rechnet einfach vor: Bei 1000 Hühnern im Stall komme man vielleicht auf 150 Euro pro Tag – an Einnahmen wohlgemerkt, nicht an Gewinn. „Da bleibt also kaum was übrig, wenn man das Futter abzieht und die Kosten für den Stall.“ Deshalb gebe es auf dem Eiermarkt auf der einen Seite die Großbetriebe, die gut und gerne auch mal 100000 Hühner haben, und auf der anderen Seite diejenigen, die den Eierverkauf als Mini-Betriebszweig ansehen.

So wie Schmidt selbst gebe es im Landkreis viele Landwirte, die „als Hobby“ noch zwischen 10 und 100 Hühner hätten. Der größte Eierbetrieb im Landkreis Roth ist laut Thomas Schmidt der Wagnerhof in Gustenfelden. „Der dürfte um die 10000 Hühner haben“, schätzt der Kreisobmann, „und damit ist das vergleichsweise noch ein kleiner Fisch“. Trotzdem könne sich dieser Betrieb gut behaupten, weil er den Weg der Direktvermarktung eingeschlagen habe. Wie bei Barbara Kotzbauer aus Windsbach, die auf dem Hilpoltsteiner Bauernmarkt steht, werden die Eier in Gustenfelden nicht nur einzeln verkauft, sondern auch zu Nudeln oder Eierlikör verarbeitet.

Fraglich ist für den BBV-Kreisobmann Thomas Schmidt jedoch, wie lange die aktuell hohe Nachfrage anhält. Es wäre zwar wünschenswert, wenn es bei den Konsumenten ein grundsätzliches Umdenken gebe, sagt Schmidt. doch der Effekt des Fipronil-Skandals könne auch schnell wieder schwinden. Dieser Meinung, die auch Metzger Thomas Regnet teilt: „Die Leute brauchen zwar immer einen Skandal, damit sie auf die Lebensmittel aus der Region aufmerksam werden. Aber nach drei bis vier Wochen kaufen viele dann doch wieder im Supermarkt.“