Roth
Fehlender Gegner "ist eine Anerkennung"

Wiedergewählter Landrat Herbert Eckstein feiert überwältigenden Sieg eher leise

25.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr
Einen ruhigen Wahlabend im Landratsamt verbringen Herbert Eckstein und seine Frau Elke Lades-Eckstein. −Foto: Luff

Roth (HK) Dass er es wieder wird, war keine Frage. Höchstens, auf welchen Rückhalt er bei den Menschen im Landkreis Roth bauen kann. Der könnte kaum größer sein: Mit sage und schreibe 96,13 Prozent wurde Herbert Eckstein gestern als Landrat wiedergewählt.

Jubel, Trubel, Heiterkeit ob solch eines Ergebnisses? Nicht bei Herbert Eckstein. „Es war ein ganz normaler Arbeitstag“, beschreibt er die Stunden des Wahltags – eines Sonntags natürlich. Für Eckstein sind auch diese Tage meist Arbeitstage. Und eine Zäsur würde diese fünfte Wahl, aus der er als strahlender Sieger hervorgeht, sowieso nicht werden, das war schon zuvor klar gewesen. Einen Gegenkandidaten gab es diesmal nicht.

Kürbismarkt in Büchenbach, Jubiläum des Bartimäus-Kindergartens in Hilpoltstein und nicht zuletzt die 70-Jahrfeier des VdK Roth, das waren nur drei der Termine, die dem alten und neuen Landrat so wichtig erschienen, dass er sie am Wahltag besuchte. Anderseits gesteht er ein: „Jede Wahl ist eine emotionale Herausforderung; schließlich prägt sie dein Leben für die nächsten Jahre.“

Emotional reagiert er am Abend auch auf eine andere Sache, die eher im privaten Bereich liegt. Deshalb schwänzt er sein eigentliches Vorhaben, gemeinsam mit dem SPD-Parteifreund Ben Schwarz in Georgensgmünd anzustoßen. Eckstein zieht kurzfristig ein Prosit im kleinen Kreis vor. Nicht ohne zuvor im Landratsamt nach dem Rechten zu sehen, in dem die Auszählungen aus allen Gemeinden peu à peu eintröpfeln. Seine Frau Elke Lades-Eckstein betätigt sich als Botin, bringt ihm die Ergebnislisten ins Büro, in dem der Landrat erst einmal über die Bundestagswahl grübelt.

Er habe die AfD schon im Vorfeld höher eingeschätzt als die offiziellen Wahlprognosen, sagt er. Denn in Gesprächen über die Wahl habe er oft gemerkt, dass Leute plötzlich geschwiegen hätten. Das Flüchtlingsthema habe eben viele Dinge überlagert. Obwohl die Koalition – und damit seine SPD – „auf Bundesebene im sozialpolitischen Bereich vieles erreicht hat“, findet Eckstein. Doch die soziale Gerechtigkeit sei diesmal eben „kein Machtwechselthema“ gewesen, zitiert er den Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter.

Er sei eigens nach Nürnberg gefahren, um sich Martin Schulz anzusehen, erzählt Eckstein. „Er war authentisch, hat mir gefallen.“ Aber der anfängliche Hype um den Kandidaten sei letzlich kontraproduktiv gewesen. „Da gab es kein festes Fundament“, sagt Eckstein, „du musst organisch wachsen.“

Schon ist er bei nüchterner Analyse bei sich selbst angelangt. Bei einem Mann, der von Wahl zu Wahl mehr Prozente eingefahren hat, obwohl er „nie Wahlkampf gemacht“ hat, wie er sagt. „Ich mache immer mein Zeug. Das schätzen die Leute.“

So sei die Wahl vor sechs Jahren, als er gegen den CSU-Kandidaten Robert Frank gut 76 Prozent der Stimmen geholt hat, die prägendste gewesen. Dieses herausragende Ergebnis „hat mich demütig gemacht“, sagt Eckstein. Er habe vier Wochen gebraucht, um es verarbeiten. Dass andere Parteien jetzt ganz auf einen Kandidaten verzichtet haben, sehe er als „Anerkennung und Wertschätzung“. Deshalb habe er sich im Vorfeld freigemacht von Gedankenspielen um Prozente. „In einer Zeit, in der die SPD in Bayern 15 bis 20 Prozent holt, wären schon 70 Prozent eine Wertschätzung.“

Das erste Ergebnis der Landratswahl flattert Eckstein um acht Uhr auf den Tisch. Es kommt aus Allersberg, er holt schon dort über 96 Prozent. Zwar gibt es immerhin 428 ungültige Stimmen, berücksichtigt werden aber nur die gültigen. Da haben lediglich 137 Leute andere Kandidaten auf dem Wahlzettel vermerkt. „Damit kann man leben, tät ich sagen“, kommentiert Eckstein eher achselzuckend.

Allmählich wird klar: Die Landratswahl wird für ihn ein voller Erfolg. Die „andere Art von Anspannung“, die er heute ohne Kandidaten spürt, fällt allmählich ab. Eckstein und seine Frau setzen sich ins Auto, fahren zur kleinen Feier mit engen Freunden und langjährigen Weggefährten. Kredenzt wird – wie könnte es anders sein – eine fränkische Brotzeit mit Presssack, Eckstein bleibt sich treu. In Roth werden sie vom SPD-Kreisvorsitzenden Sven Ehrhard überrascht. Über 96 Prozent sprächen für sich, sagt Ehrhardt. „Die Landratswahl versüßt uns als SPD den bitteren Abend.“