Eysölden
Wie "Obelix" den Bauern hilft

Gallier steht Pate für eine Sojabohnensorte – Als Tierfutter in Bayern und im Landkreis immer beliebter

06.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

„FarmSaat“-Regionalleiter Stefan Lösch zeigt sich zuversichtlich, dass in zehn Jahren große Züchtungserfolge zu verbuchen sein werden, wenn der politische Rückenwind weiter anhält. - Foto: Leykamm

Eysölden (lkm) Den gallischen Comic-Kraftmeier mit dem blauweiß gestreiften Beinkleid kennt jeder. Seit geraumer Zeit tummelt sich Obelix nun auch auf den Agrarflächen hierzulande. Nämlich als Namenspate einer Sorte Sojabohnen, an die sich garantiert kein Wildschwein heranwagt. Dass die Schweine einen Bogen um Obelix machen, geschieht allerdings nicht aus Angst, gebraten zu werden. Den Tieren ist die Hülsenfrucht schlicht zu bitter. Mehr zur Bohne erfuhren gut 30 Interessenten bei einem Sojafeldtag bei Eysölden.

Bekannt ist natürlich, dass die Geschmacksnerven landwirtschaftlicher Nutztiere dem Energielieferanten Soja sehr wohl zugetan sind. Doch hier gilt es einiges zu beachten, wie Kathrin Schuster vom Fachzentrum Rinderhaltung am Rother Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) zu berichten wusste. Des hohen Fettgehalts sollte sich der Landwirt bei der Fütterungsmenge immer bewusst sein. Während die Mägen der wiederkäuenden Rinder mit dem puren Soja gut zurecht kommen, braucht dieses als Fressen für die Schweine etwas Aufbereitung. Für sie müssen die Bohnen getoastet werden.

Entsprechende Einrichtungen sind jedoch in weiter Ferne. Der Maschinen- und Betriebshilfsring Roth will hier Abhilfe schaffen, wie Geschäftsführer Harald Winter bei der Veranstaltung in Aussicht stellte. Man überlege derzeit zwei Varianten: Zum einen die Rekrutierung einer mobilen Toastanlage, die dann über den Ring ihre Runden über hiesige Felder drehen könnte. Zum anderen gebe es die Option der Zusammenarbeit mit den umliegenden Trocknungen.

Die Anlage in Hilpoltstein habe zwar derzeit „mit anderen Problemen zu kämpfen“, so Winter. In Frage käme aber auch eine Kooperation mit den Einrichtungen in Ellingen und Windsbach, wo die Herstellung von Soja-Cobs das Toasten ersetzen könnte.

Mit großer Hitze kommt die Hülsenfrucht übrigens nicht erst nach der Ernte gut zurecht, sondern auch schon während des Heranwachsens der Pflanze. Hiervon konnte an dem Feldtag am eigenen Feld der Eysöldener Georg Bernreuther ein Lied singen. Das vierte Jahr in Folge baut er auf den 1,7 Hektar entlang der Straße in Richtung Weinsfeld Soja an. Es sei „erstaunlich, wie gut die Bohnen heuer die Hitze ertragen haben“, betonte der Landwirt. Um eine Wunderbohne handelt es sich freilich auch nicht: Das Wachstum der Pflanze schränkte der fehlende Regen auch hier stark ein.

Die zunehmende Klimaveränderung an sich macht den Standort Bayern für die Sojabohne indes immer attraktiver. Und sie bietet viele weitere Vorteile, wie Bernreuther als einer der Soja-Pioniere im Landkreis aus eigener Erfahrung weiß. Die Pflanze habe sich als unproblematisch und pflegeleicht erwiesen, auch müsse sie sich keiner tierischen Schädlinge erwehren. Außer etwas Unkrautbekämpfung seien keine Pflanzenschutzmaßnahmen nötig.

Das sind Pfunde, mit denen der gesamte Freistaat wuchern will. Der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner forciert seit Jahren den Anbau heimischen Sojas, der durch die jüngste EU-Agrarreform und ihre Greening-Bestimmungen zusätzlichen Auftrieb bekommen hat. Die Bemühungen tragen Früchte: 2011 noch wurde in Bayern auf 3000 Hektar Soja angebaut, 5000 waren das Ziel, heuer sind es bereits über 7000.

Es kommt „allmählich Bewegung in die Sache“, zeigte sich die Pflanzenbauberaterin Elisabeth Remlein vom Rother AELF erfreut. Denn der Trend gilt auch für den Landkreis Roth. Nach bescheidenen Anfängen sind es derzeit 17 landwirtschaftliche Betriebe, die immerhin schon auf 55,77 Hektar Soja anbauen. Neben Bayern ist auch das Nachbarbundesland Baden-Württemberg um die Bohne bemüht. „Der Schwerpunkt des deutschen Soja-Anbaus liegt in Süddeutschland“, konstatierte Remlein.

Soll sich der positive Trend fortsetzen, dann muss allerdings auch die Politik weiterhin mitspielen, machte der Agraringenieur Stefan Lösch deutlich. In den vergangenen Jahrzehnten sei es eher in die entgegengesetzte Richtung gelaufen, bedauerte der Regionalleiter der Firma „FarmSaat“. Die Züchtung guter Sorten wurde auf Eis gelegt, stattdessen der Import aus den Vereinigten Staaten forciert.

Nun könnten die geänderten politischen Rahmenbedingungen für einen Aufschwung für das heimische Soja sorgen. Denn sie ermöglichen weitere züchterische Optimierungen der Pflanze. „Wenn das so weitergeht, haben wir in zehn Jahren richtig leistungsstarke Sorten“, sagte Lösch zuversichtlich. Erweise sich der politische Rahmen aber als instabil und nicht nachhaltig, könnte diese gute Entwicklung auch ganz schnell wieder im Sand verlaufen.