Eysölden
Von Thalmässing aus in alle Welt

Beim Heimatabend deuten sechs Ensembles einen neu entdeckten Begriff jeweils anders

12.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr
Thalmässinger Heimatabend in Eysölden −Foto: Leykamm, Jürgen, Weimersheim

Eysölden (HK) Heimat kann Vieles bedeuten. Auf unterhaltsame Weise hat das am Samstag der Heimatabend in der Eysöldener Turnhalle unterstrichen. Sechs Ensembles näherten sich dem neu entdeckten Begriff musikalisch dabei auf recht unterschiedliche Weise.

Heraus kam ein Augen- und Ohrenschmaus für rund 250 Besucher. Ein Abend, der bewies, wie locker und kurzweilig der Umgang mit einem oftmals nicht ganz so einfachen Thema gelingen kann.

Schon zu Beginn spannten die jungen Musiker des Blechhaufens Thalmässing den musikalischen Bogen vom Lummer- bis ins Frankenland sowie von Santana bis zur Sternpolka. Eine knackige Mischung aus Stücken also, die bei einer solchen Veranstaltung klassischerweise zur Aufführung kommen, mit solchen, die auf ihre Weise Exotik versprühen. Ohne rosarote Brille, dafür mit rosaroten Panther, der ebenso durch den Saal tobte. Am Ende des kurzen Auftritts wussten die Nachwuchsmusiker die Stimmung noch einmal mit einem echten Kracher der gesungenen Polkamusik anzuheizen - sie baten Adelheid um einen Gartenzwerg. Die Bitte wurde zwar nicht erhört, aber aus hunderten Kehlen mitgesungen.

"Von A wie Alfershausenbis Z wie Zinkelmühle."

Carsten Hatzig

 

Carsten Hatzig ging darauf die Heimatsuche dann ganz anders an. Der Leiter eines Herrenchores, der sich vorwiegend aus Sängern des Männergesangvereins (MGV) Eysölden, aber auch einigen des Patenvereins aus Thalmässing zusammensetzte, blickte ins südliche Nachbarland. Dort hatte kein Geringerer als Mozart kurz vor seinem Tod das Bundeslied komponiert, das später zur Nationalhymne Österreichs wurde. Eigentlich hätte man ja auch das deutsche Pendant zu Gehör bringen können, so Hatzig. Doch aufgrund der aktuellen politischen Situation "sind wir da nicht mehr so ganz textsicher", merkte er süffisant an. So also gab es die Hymne aus der Alpenrepublik als Gruß an die Thalmässinger Partnergemeinde in Kärnten.

Heimat, das sei auch Gemeinschaft, wie sie der für den diesen Abend aus zwei Ensembles zusammengesetzte Chor pflege, so Hatzig. Aber auch die schöne Natur der Region - "von A wie Alfershausen bis Z wie Zinkelmühle". Das könne man etwa bei der besungenen "Morgenwanderung" erfahren. Der Wein bekam ebenso sein Loblied, denn neben dem Bier "gehört auch er zu Franken". Hatzig rührte zudem die Werbetrommel für einen gemischten Projektchor, der sich anlässlich des 120-jährige Bestehens des MGV Eysölden gerade formiert.

Nicht nur beide Geschlechter, sondern auch verschiedene Generationen sind im Orts- und Heimatverein Steindl vertreten, der mit einigen Tänzen in der Sporthalle für Stimmung sorgte. Das perkussiv eingesetzte Scharren mit den Füßen bei so mancher Polka gehörte da ebenso dazu wie der eine oder andere Juchzer. "Nachwuchssorgen habt ihr keine", zeigte sich Helmut Hölzel erfreut, der als Vorsitzender des gastgebenden TSV Eysölden den Abend moderierte; veranstaltet wurde der Heimatabend im Übrigen vom Thalmässinger Vereinsverbund. Damit die Sorgenfreiheit auch so bleibt, war auch der Gesamterlös des Abends für die Jugendarbeit in der Marktgemeinde Thalmässing bestimmt.

Sorgen um den Nachwuchs hat dank des Blechhaufens auch die Gruppe "Thalmässing Sound" eher wenige, auch wenn derzeit berufliche Gründe die Reihen etwas ausdünnen. Heiner Maurer, der Leiter beider Gruppen, knüpfte beim Auftritt des zweiten Ensembles daran an, wo er mit dem ersten geendet hatte. Das berühmte "Trompetenecho" verfehlte seine Wirkung auf das Publikum nicht. Mit dem Stück "Marching Europeans" weitete Maurer das Heimatempfinden auf den gesamten Kontinent aus. Aus dem Heimathafen stach man dann mit "La Paloma" in die See. Eigens für Bürgermeister Georg Küttinger gab es noch eine Zugabe.

Auf der Suche nach der Heimat begab sich der Chor aus der "Metropolregion Thalmässing", wie die Leiterin Doris Polinski sagte, erst vor die Haustür und schaute dann tief ins eigene Herz oder ganz nach oben - je nach Lesart. Hatte die gemischte MGV-Truppe noch die "Morgenwanderung" besungen, erfreuten sich nun die Thalmäs-Singers des Sonnenuntergangs und blickten musikalisch zugleich über den Horizont hinaus. Wer bei diesem Blick Orientierung gibt? Gott natürlich - als Leuchtturm des eigenen Lebens. So sang es der Chor auf englisch, "der Sprache der Engel" (Polinski). Auf deutsch ging es dann ins "Land der Ruhe" - der Gegenwart Gottes als Abglanz himmlischer Heimat.

Auf die Erde ober besser gesagt auf die Weltmeere zurück holte die Besucher schließlich der Seemannschor Thalmässing. In seinen Liedern riss es ihn immer zwischen Heim- und Fernweh hin und her. Mal ließ man wehmütig die Mundharmonika erklingen, dann ließ die Schiffsglocke die Mannen sich wieder auf die harte Realität an der Reling besinnen. Eine Insel kann etwas Schönes sein, aber noch schöner wäre es, wenn der "Kapitano" volle Fahrt aufnimmt - nach "Santiano" natürlich. Oder gleich nach Hamburg. In den Heimathafen. "Wann geht's wieder heimwärts?", so frage es der Chor passenderweise am Schluss. Die Antwort gaben die Besucher nach einem gelungenen Abend mit den Füßen.