Erlangen
"Manhattan" will Kinomärchen schreiben

Auslaufender Pachtvertrag bringt Lichtspielhaus in die Bredouille Neuer Ort als Alternative

29.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:59 Uhr

Roter Teppich und Tykwer-Premiere: Das Manhattan hat schon viel gesehen, nun droht es aber für immer zu verschwinden. ‹ŒArch - foto: Böhner

Erlangen (HK) Das Programmkino "Manhattan" in Erlangen wird wohl im nächsten Jahr schließen müssen - wenn nicht noch ein kleines Wunder geschieht.

"Manhattan" steht in Erlangen für Kino und nicht für Häuserschluchten und Wolkenkratzer. Nun bahnt sich in dem Lichtspieltheater ein reales Drama abseits der Leinwände an. "Wir suchen einen Ort für unser Kino!" Mit diesem Hilfeschrei haben sich die Betreiber, Elisa Coburger und Peter Zwingmann, nun an die Öffentlichkeit gewandt.

Hintergrund des sich abzeichnenden Überlebenskampfes ist ein schnöder Pachtvertrag, der im September nächsten Jahres ausläuft. Über einen neuen Vertrag habe man sich nicht einigen können, sagen die Betreiber, die das vor 34 Jahren von Wolfram Weber (Cinecittà Nürnberg) gegründete Haus seit zehn Jahren führen. Ein Grundstück für ein neues Kinogebäude hätte man bislang ebenfalls vergeblich gesucht, erklärt Peter Zwingmann (48) im Gespräch mit dieser Zeitung. Der "Plan B" sieht derzeit also auch nicht nach einem Happy End aus.

Die Betreiber schlagen deshalb jetzt öffentlich Alarm. Unter www.manhattan-freund.de" class="more"%> können sich Kinofans zum Manhattan im Internet öffentlich bekennen. Zahlreiche Kinohelden wie der österreichische Schauspieler, Josef Hader, unterstützen die Aktion. "Ich wünsche mir für die Erlangerinnen und Erlanger, dass sie auch weiterhin in ihrem Manhattan-Kino Filme abseits des Mainstreams anschauen können", schrieb der bekannte Schauspieler (Das ewige Leben) an die virtuelle Unterstützer-Pinnwand des Kinos. Auch die lokale Kulturprominenz setzt sich für den Erhalt des Hauses ein. Für die Intendantin des Theaters Erlangen, Katja Ott, bedeutet das Kino beispielsweise "eine Insel" im Meer der Konsumpaläste in der City.

Aufgeben, bevor der Abspann läuft, will das "Manhattan" nicht. Bevor der Vorhang fällt, bleibt den Betreibern immerhin noch etwas Zeit. Nicht gänzlich unwahrscheinlich, dass der Hilfeschrei des Kinos doch noch erhört wird. Zumal überraschende Wenden im Kino keine Seltenheit sind. Peter Zwingmann setzt alles daran, dass sein Plan B doch noch aufgeht.

Der Favorit für den erhofften neuen Kinostandort ist das Hallenbad am Frankenhof, das bald abgerissen werden soll. Die Stadt hat bereits beschlossen, dass aus dem Frankenhof ein neues Kulturzentrum werden soll. Was auf der Fläche des abrissreifen Hallenbades entsteht, ist dagegen noch unklar. Das begehrte Grundstück gehört den Stadtwerken. Zwingmann geht davon aus, dass dort "Luxuswohnungen entstehen, wenn die Stadt nicht eingreift". Kulturreferent Dieter Rossmeissl sagt, dass er sich freuen würde, wenn neben dem geplanten Kulturzentrum das Manhattan-Kino ein neues Zuhause finden würde. Wobei die Betonung auf dem Konjunktiv liegt. Das Problem sei, dass die Stadt einem privaten Kinobetreibern kein Grundstück schenken könne.

Geschenkt wollen die auch nichts. Zwingmann hofft vielmehr darauf, dass die Stadt seine Neubaupläne bei der Ausschreibung berücksichtigt. Das Kalkül: Andere Interessenten könnten so das Nachsehen haben. Dieser Plan, das weiß auch Zwingmann, kommt allerdings einem Drahtseilakt gleich, der bis zum Ende spannend bleibt. Ein Thriller ist genauso nervenaufreibend. Bis dahin wollen die Beitreiber ihre ganze Kraft den "Lamm-Lichtspielen" (Link: www.lamm-lichtspiele.de" class="more"%>) widmen. Auf den zwei Leinwänden dort sollen noch mehr Filme gezeigt werden, wenn die drei Säle im Manhattan-Kino tatsächlich bald geschlossen werden müssen.

Eine allerletzte Möglichkeit, das Manhattan zu retten, bleibt freilich noch. "Vielleicht bietet uns ja ein privater Kinofan ein Grundstück an", hofft Zwingmann augenzwinkernd. Märchengeschichten sind schließlich wie für das Kino gemacht.