Erlangen
Im Kleinen schon gewaltig

Ausstellung zeigt Gewinnerentwurf der neuen Siemens-Welt – Realisierung bis Ende 2030

27.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

Erlangen (HK) Die Bauarbeiten für den neuen Siemens Campus in Erlangen sollen bereits im nächsten Jahr beginnen. Eine Ausstellung im Siemens-Forum präsentiert nun alle Entwürfe aus dem Architekturwettbewerb. Die Dimensionen des Gewinnerentwurfs sind selbst im Kleinen gewaltig.

Noch existiert die Siemens-Welt der Zukunft nur en miniature. Im Jahr 2030 soll die neue Firmenzentrale im Süden der Stadt allerdings schon vollendet sein. In einer aktuellen Ausstellung im Foyer des Siemens Forums werden noch bis zum 30. April alle Entwürfe des Architekturwettbewerbs gezeigt.

Im Mittelpunkt der Schau in der Werner-von-Siemens-Straße 50 steht der Gewinnerentwurf des renommierten Architekturbüros KSP Jürgen Engel Architekten aus Frankfurt. Die Dimensionen sind beeindruckend. Selbst das Architekturmodell hat gewaltige Ausmaße. Dutzende schneeweiße Bauklötze symbolisieren die geplanten Neubauten. Wie beim Computerspiel-Klassiker Tetris fügen sich die vielen L-förmigen Häuser wie Puzzleteile perfekt ineinander. Für Abwechslung sorgen Bauten, die aus der Vogelperspektive wie ein „U“ ausschauen. In den Himmel schießen die Gebäude nicht. Die Höhenentwicklung der Bebauung ist moderat, auf neue Hochhäuser wird in dem Gewinnerentwurf bewusst ganz verzichtet. Das bestehende soll als Solitär gestärkt werden.

Auch andere Gebäude werden in den Entwurf gekonnt integriert. Viele der bestehenden Gebäude dürfte man freilich – selbst wenn man wollte – gar nicht abreißen. Schließlich stehen zahlreiche Häuser des Forschungsgeländes wie das markante Hochhaus unter Denkmalschutz. „Die Einzeldenkmäler werden erhalten und schlüssig in die neu geschaffenen Freiräume eingebunden“, lobte die Jury den Gewinnerentwurf aus Frankfurt.

Als besonders gelungen empfand die Wettbewerbsjury die Gestaltung der Außenflächen. „Die Freiräume weiten sich immer wieder auf, wodurch sie eine hohe Differenziertheit erlangen“, sagte die Jury zum Freiraumkonzept des Siegerentwurfs. Grüne „Parkbänder“ durchziehen das Campus-Gelände in unterschiedlicher Ausformung. Sämtliche Bürogebäude sind zu diesen Freiräumen orientiert. Ein Boulevard verbindet zahlreiche Plätze, die vergessen lassen sollen, dass man sich hier in einem ehemaligen Industriegelände bewegt. Der Baumbestand soll entlang des Boulevards erhalten bleiben.

Architekt Jürgen Engel erläutert die wesentlichen Aspekte des siegreichen Wettbewerbsentwurfs wie folgt: „Wir freuen uns natürlich sehr darüber, die Gestaltung für den neuen Siemens Campus Erlangen zu übernehmen. Es war unser Ziel, die vorgefundenen Standortqualitäten in Erlangen mit unserem städtebaulichen Entwurf zu stärken.“ Vorhandene, teils denkmalgeschützte Siemens-Gebäude würden erhalten und in die neue Bebauung integriert. „Es soll ein grüner, lebendiger Campus entstehen, der sich der Stadt Erlangen öffnet und somit das Unternehmen mit dem städtischen und landschaftlichen Umfeld verzahnt.“ Der Siemens Campus solle neben einem ansprechenden Arbeitsumfeld auch Raum für Erholung, Entspannung, Kommunikation und Wohnen bieten.

Der Campus Erlangen ist mit einer Grundstücksfläche von rund 54 Hektar das größte Bauvorhaben des Siemens-Konzerns weltweit. Der Campus wird in insgesamt sieben Bauabschnitten realisiert. Der Baubeginn ist ab Herbst 2016 zunächst auf dem Gelände westlich der Günther-Scharowsky-Straße vorgesehen. Die Fertigstellung der ersten Gebäude soll 2018 erfolgen. Bis zum Jahr 2030 soll das komplette Projekt realisiert werden. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt rund 500 Millionen Euro. „Wir investieren hier, um die besten Köpfe der Welt zu uns zu holen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Joe Kaeser, bei der Präsentation des Siegerentwurfs im Januar diesen Jahres in Erlangen.

Beim genauen Hinsehen fällt auf, dass etwas fehlt: ein Zaun. Heute ist das Forschungsgelände im Süden der Hugenottenstadt noch hermetisch abgeriegelt. In der Campus-Welt der Zukunft wird es keine Zäune mehr geben. Die „geschlossene Siemens-Welt“ sei damit passé, so Kaeser.

Neben dem Gewinnerentwurf werden in der Ausstellung auch die unterlegenen Vorschläge in Modellen, Plänen und Skizzen präsentiert. Einblicke in die zweitägige Jury-Sitzung bietet ein kleiner Film, der im Rahmen der Schau ebenfalls gezeigt wird. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr geöffnet.