Erlangen
Gartenschau wird zum Streitthema

Ärger nach erfolgreicher Bewerbung Erlangens: Bürgerinitiative will Veranstaltung verhindern

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Mit der Gartenschau soll mehr Grün nach Erlangen. Denn trotz des prächtigen Schlossgartens (im Bild die Orangerie) mangelt es der Boomstadt an der Regnitz an ausreichend Grün- und Freiflächen. - Foto: Stadt Erlangen

Erlangen (HK) Nach der erfolgreichen Bewerbung gehen die Vorbereitungen für die Landesgartenschau in Erlangen in die nächste heiße Phase. Im Zentrum dürfte dabei die Bürgerbeteiligung stehen. Denn es gibt bereits Kritik an den Plänen. Eine Bürgerinitiative will das Vorhaben verhindern.

In acht Jahren soll Erlangen aufblühen. Besonders im Regnitzgrund will die Hugenottenstadt bei der Landesgartenschau im Jahr 2024 mit viel Grün punkten. Die Flussauen bei der Wöhrmühlinsel sollen "zu einem grünen Bindeglied" zwischen der Innenstadt und dem Stadtwesten entwickelt werden. So hat es die Stadt in ihrem erfolgreichen Bewerbungsschreiben formuliert.

Genau daran entzündet sich die Kritik einer neu gegründeten Bürgerinitiative, die die Blumenschau im Landschaftsschutz- und Überschwemmungsgebiet stoppen will. "Es wird eine Unterschriftensammlung für einen Bürgerentscheid gegen die Gartenschau geben", kündigt Frank Höppel, ÖDP-Stadtrat und Sprecher der Bürgerinitiative "Stopp die Landesgartenschau", am Mittwoch gegenüber dieser Zeitung an. Mindestens 6000 Unterschriften wolle man ab Dezember in Erlangen sammeln, um die Gartenschau per Abstimmung zu verhindern. Derweil treibt die Stadt die Pläne weiter voran.

Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) ist seit dem Zuschlag im Mai die treibende Kraft hinter dem Projekt. "Danke an alle, die bisher mitgearbeitet haben. Bis 2024 gibt es viel zu tun! Packen wir es an", freute sich Janik im Frühjahr, als Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) der Hugenottenstadt die frohe Botschaft offiziell überbrachte. Auch die FPD in der Ampelkoalition im Erlanger Rathaus ist für die Gartenschau. Selbst der grüne Koalitionspartner ist trotz ökologischer Bedenken dafür. Grünen-Stadtrat Harald Bußmann verweist besonders auf die städtebaulichen Chancen, die eine Gartenschau bietet. Nach der Schau soll rund um den Großparkplatz ein neues Stadtquartier entstehen.

Die Idee dahinter ist denkbar einfach. Die ebene Parkfläche zwischen Bahnhof und Autobahn soll verschwinden. Stattdessen sollen Parkhäuser entlang des Frankenschnellwegs gebaut werden. Dadurch sollen Stellplätze für die wirtschaftlich wichtigen Shopping-Touristen aus dem Umland erhalten bleiben. Gleichzeitig sollen auf den frei werdenden Flächen Wohnräume entstehen. Wie das ganz genau aussehen soll, ist noch offen. Immerhin hat man im Rathaus schon einen Namen für das neue Quartier rund um den heutigen Großparkplatz gefunden: "Regnitzstadt".

Nur mithilfe der Landesgartenschau sei es laut Grünen-Stadtrat Bußmann finanziell für die Stadt möglich, drei Ziele gleichzeitig zu erreichen. Erstens würde eine Freizeitfläche in Citynähe realisiert. Damit, so das Kalkül, würden die restlichen Flächen entlang des Flusses von der Bevölkerung verschont. Zweitens könnte im Rahmen des Projektes eine Brücke über die Autobahn finanziert und gebaut werden. Damit könnte die Innenstadt näher mit dem Stadtwesten zusammenwachsen. Drittens würde der Großparkplatz langfristig verschwinden. "Ich sehe die Gartenschau als Mittel zum städtebaulichen Zweck", betont Bußmann deshalb. Die "unvermeidliche Blümchenschau" nehme man nebenbei in Kauf. Auch die CSU in Erlangen ist für die Gartenschau. "Städtebaulich ist das eine Riesenchance, die Innenstadt mehr an den Wiesengrund zu bringen", sagt beispielsweise CSU-Stadtrat Jörg Volleth. Fehlende Freiräume und Grünflächen seien in Erlangen ein Riesenproblem.

Alle Befürworter verweisen auf die kräftige Finanzspritze des Freistaats für die Schau. Ohne das Geld aus München könnte Erlangen sich eine Gartenschau wohl nicht leisten, sind sich die meisten einig. Viele Befürworter verweisen wie CSU-Stadtrat Volleth auf das Positivbeispiel Bayreuth. Die dortige Gartenschau ist gerade mit einem Besucherrekord erfolgreich zu Ende gegangen. Über Eintrittsgelder versuchen die Gartenschaustädte die Investitionskosten zu amortisieren. In Bayreuth ist dieser Plan offensichtlich aufgegangen.

Gartenschaukritiker wie ÖDP-Mann Höppel verweisen dagegen auf das Negativbeispiel Traunstein. In Oberbayern sei die geplante Landesgartenschau 2022 im Frühjahr per Bürgerentscheid abgewählt worden. Gleiches wünscht sich Höppel für Erlangen. Er lehnt den geplanten Standort nicht nur aus ökologischen Gründen ab. Höppel findet, das Areal sei wegen der Nähe zur Autobahn aufgrund der Lärmbelastung unattraktiv. Weder für eine Gartenschau noch für eine spätere Freizeitnutzung sei die Fläche geeignet.

Derweil geht das Thema Landesgartenschau in die nächste heiße Phase. In der kommenden Woche beschäftigt sich der Umweltausschuss mit den Plänen. Eine zentrale Rolle wird wohl die Bürgerbeteiligung spielen. Dahinter dürfte das Kalkül stecken, der Kritik der Gartenschaugegner schnell den Wind aus den Segeln zu nehmen. Im Erlanger Stadtrat sind neben der ÖDP beispielsweise auch die Freien Wähler gegen die Gartenschau. Bereits Ende des Monats soll das Projekt im Stadtrat auf der Tagesordnung landen. Hier haben die Befürworter der Schau eine große Mehrheit.