Hilpoltstein
Eine gute Figur im Damensattel

Erste Reitstunde für die Pfalzgräfin 2017 Gudrun Reichard – Keine Angst vor Pferden

28.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr
Schon nach wenigen Versuchen hat Gudrun Reichard den Bogen raus und übt bereits das huldvolle Grüßen. −Foto: Unterburger

Hilpoltstein (ub) Nein, Angst vor Pferden hat sie nicht, sagt Gudrun Reichard, die designierte Pfalzgräfin Dorothea Maria.

Sie ist da ganz cool. Mit ihren Töchtern Stefanie und Julia ist sie angereist, um ihre erste Reitstunde zu absolvieren. „Und prompt haben wir die Einfahrt durch den Torbogen zum Reitstall in den Klosterhof verpasst und mussten umkehren“, lacht sie. Die frischen Karotten, die sie dabei haben, gibt es erst am Schluss als Belohnung – für den Vierbeiner namens „Angie“.

 

Alle Jahre wieder: Wer die Ehre hat, die neue Pfalzgräfin zu werden, muss beim Festzug am Burgfestsonntag hoch zu Rosse sitzen und huldvoll das Volk grüßen. Und dafür muss die Pfalzgräfin fit gemacht werden und eine oder mehrere Reitstunden im Reitstall Bauer besuchen. Für Gudrun Reichard ist das kein Problem. Sie ist zwar noch nie geritten, bringt es aber schon nach wenigen Versuchen fertig, perfekt aufzusitzen und eine gute Figur im Damensattel zu machen. Ferdinand Kühnlein, den jeder „Ferdl“ nennt, ist ihr Betreuer und „Coach“, der Ruhe ausstrahlt und seiner Pfalzgräfin wertvolle Tipps gibt. „Ich bin ein gebürtiger Jahrsdorfer und lebe seit 40 Jahren in Hilpoltstein“, erzählt er, „die Gudrun ist meine zehnte Gräfin.“

Als erstes wird das Aufsteigen auf einer „Aufstiegshilfe“ geübt. Das ist eine Treppe, die die Pfalzgräfin erklimmt und von der sie bequem auf das Pferd steigen kann. Jedoch wird es beim Burgfest, wenn die Pfalzgräfin am Feuerwehrhaus auf das Pferd steigt, keine Aufstiegshilfe geben. Deshalb zeigt Kühnlein, wie die Gräfin mit seiner Hilfe aufs Pferd kommt. „Ich lege meine beiden Hände unter deinen linken Schuh, dann zähle ich bis drei und bei drei hebe ich dich nach oben. Und das probieren wir jetzt.“

Eins, zwei, drei. Mit Schwung wird die Pfalzgräfin nach oben gehievt. Es klappt wie am Schnürchen. Im Sattel kann sich Gudrun an einer Halterung festhalten, während sie mit der anderen Hand ihren Untertanen huldvoll lächelnd zuwinken kann. Beim Absteigen hält der Ferdl die Pfalzgräfin fest und auch das klappt so gut, dass man meinen könnte, die Reiterin sei ein alter Hase.

Geduldig dreht „Angie“ ein paar Runden in der Wiese direkt neben der altehrwürdigen Seligenportener Kirche. Ferdl Kühnlein hält das Pferd und läuft geduldig mit. Unterstützt wird er von Tom, der darauf achtet, dass niemand die Runden stört. Auch Tom ist ein erfahrener Helfer; er ist schon seit 37 Jahren dabei. „Angie ist festzugerfahren und festzugtauglich“, berichtet Ferdl Kühnlein, „sie ist schon mit fünf Jahren hierher gekommen und läuft seit mehr als zehn Jahren beim Hilpoltsteiner Burgspiel mit.“

Als es heftig zu regnen anfängt und den Platz vor den Ställen in einen Morast verwandelt, verlagert sich die erste Reitstunde der Pfalzgräfin in die Halle. Dort wird das Aufsteigen und das Absteigen noch mehrfach geübt und „Angie“ darf mit Gudrun Reichard ein paar weitere Runden drehen. Die Pfalzgräfin zieht über die Jeans einen weiten Rock, damit sie eine Vorstellung bekommt, wie sich das anfühlt, wenn sie am Burgfestsonntag das herrschaftliche Kleid anhat. „Beim Absteigen musst du aufpassen, dass du mit dem Kleid nicht hängen bleibst“, sagt Ferdl. „Aber keine Angst, wenn du in Hilpoltstein am Feuerwehrhaus auf das Pferd steigst, sieht das kein Mensch.“

Am Schluss dürfen die beiden Töchter der Pfalzgräfin eine paar Runden mit „Angie“ drehen, bis Tom irgendwann sagt: „Ich hab’ heute noch was anderes zu arbeiten.“ Der Starkregen hat aufgehört und Ferdl Kühnlein fragt: „Wäi schauds aus, Gudrun, brauch mer no a zweite oder driite Reitstund?“ „Na, brauch mer ned“, antwortet die Pfalzgräfin, „i glab, eine langt.“