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"Mir geht das Herz auf, wenn Kinder sich freuen"

An die Öffentlichkeit getreten ist die 16-jährige Hanna Neeser aus Greding bislang vor allem mit ihrem virtuosen Geigenspiel, unter anderem mehrmals beim Landkreiskonzert "Junge Künstler musizieren". Jetzt lernt man sie von einer anderen Seite kennen: Hanna ist das neue Gredinger Christkind, das an diesem Samstag seinen ersten Auftritt hat.

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Die Krone passt, das neue Kleid auch: Als Gredinger Christkind hat Hanna Neeser an diesem Samstagabend ihren ersten großen Auftritt. Sie spricht den Prolog beim Weihnachtsmarkt. - Foto: Luff

Greding (dk) An die Öffentlichkeit getreten ist die 16-jährige Hanna Neeser aus Greding bislang vor allem mit ihrem virtuosen Geigenspiel, unter anderem mehrmals beim Landkreiskonzert „Junge Künstler musizieren“. Jetzt lernt man sie von einer anderen Seite kennen: Hanna ist das neue Gredinger Christkind, das an diesem Samstag seinen ersten Auftritt hat.

Eine Romantikerin sei sie. Eine Traditionalistin. Sagt sie. "In der Vorweihnachtszeit", schiebt sie lachend hinterher - und eigentlich nur in dieser Zeit. Den Rest des Jahres ist sie eine äußerst quirlige junge Frau, ein Hansdampf in allen Gassen, wenn dieser Ausdruck für ein fast 17-jähriges Mädchen überhaupt passt. Hanna Neeser (16) schlüpft als Gredinger Christkind in eine Rolle, die ihr auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt auf den Leib geschrieben scheint. Auf den zweiten Blick umso mehr. Das hat auch Bettina Kempf erkannt, die Chefin des Gredinger Kulturamts. Ihre Idee besprach sie noch mit dem Bürgermeister - und schon erfolgte der Anruf im Hause Neeser. Am liebsten hätte sie selbst schon in Hannas Namen zugesagt, erzählt Mutter Lisa, "aber ich musste Hanna erst fragen. Alles andere kommt nicht gut an". Die Tochter hat eben ihren eigenen Kopf.

Nach kurzer Bedenkzeit - "man macht das immerhin zwei Jahre" - sagte Hanna zu. Nun hat sie noch eine Aufgabe mehr, dabei bedauert sie ohnehin schon, dass sie zu wenig Zeit für ihre vielfältigen Interessen findet. Die begabte Geigerin, sie spielt auch Klavier und Gitarre, besucht die elfte Klasse des Gabrieli-Gymnasiums in Eichstätt, ein musisches Gymnasium; dort spielt sie nicht nur im Orchester, sie ist seit zwei Jahren auch Schülersprecherin. Beim TSV Greding ist sie nicht nur unter Basketball- und Tischtennisspielerinnen bekannt, der eine oder andere Gast hat sich von ihr im TSV-Heim vielleicht auch schon sein Bier bringen lassen. In der Kirche ist sie Lektorin. Und nicht zuletzt dürfte dem aufmerksamen Leser unserer Zeitung nicht entgangen sein, dass Hanna sich als freie Mitarbeiterin des Hilpoltsteiner Kurier verdient macht. Nicht zuletzt Letzteres wirft einen kleinen Schatten auf ihr Christkind-Dasein: "Ich würde total gerne über den Weihnachtsmarkt schreiben", sagt sie.

Geht nicht. Schließlich ist Hanna eine wichtige Protagonistin. Am heutigen Samstagabend spricht sie auf der Rathausbühne den Prolog des Gredinger Christkinds. Vielleicht hören die Gredinger sogar eine leicht veränderte Fassung, Bettina Kempf habe ihr freie Hand gelassen, die Vorlage in ihrem Sinne abzuändern. Auch den Weihnachtsmarkt an ihrer Schule muss die Schülersprecherin sausen lassen, denn der überschneidet sich mit dem Gredinger Markt. Hanna bedauert das zwar ein wenig - ärgert sich aber nicht lange. "In der Vorweihnachtszeit bin ich nie schlecht gelaunt." Dafür freue sie sich viel zu sehr aufs Fest, das in ihrer Familie einen hohen Stellenwert besitzt. Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten kommen zusammen, um an Heiligabend Bratwurst und Kartoffelsalat zu essen - ganz traditionell eben. An Heiligabend geht Familie Neeser alljährlich schon nachmittags in die Kinderchristmette. "Nach ,Stille Nacht' gehst du raus aus der Kirche, dann spielt die Stadtkapelle. Wenn es dann noch schneit - es gibt nichts Schöneres."

Bis es so weit ist, vergehen aber noch gut zwei Wochen, jetzt ist erst einmal das Christkind am Markt an der Reihe. Mit dem Himmelsboten verbindet Hanna schöne Erinnerungen. "Ich habe lange ans Christkind geglaubt", erzählt sie. Sogar ihren Schnuller hat sie einst dem Christkind als Geschenk überreicht, als sie eine Große wurde. "Den haben meine Eltern noch heute in einer Schachtel." Und noch heute leiten die Eltern die Bescherung für Hanna und ihren zwei Jahre jüngeren Bruder Lorenz mit einem Glöckchen ein, die Geschenke haben sie zuvor heimlich unter dem Christbaum drapiert. Dass die Geschenke nicht wirklich das Christkind bringt, wissen die beiden Kinder spätestens, seit sie ihre Eltern bei dieser Aktion heimlich mit der Handykamera gefilmt haben. Den Apparat hatten diese nicht bemerkt. Doch war auch das so etwas wie ein Geschenk für die Kinder: "Wir haben uns voll cool gefühlt", erinnert sich Hanna.

Den Zauber der Weihnacht, den sie als Kind empfand, will die 16-Jährige nun anderen Kindern weitergeben. Der Umgang mit Jüngeren ist Hanna nicht fremd, in ihrem P-Seminar "Fit and Dance for Kids" am Gymnasium organisiert sie für die Kleinen ein Sportangebot, als Schülersprecherin wird sie mitunter mit deren Sorgen und Nöten konfrontiert. Und mit deren Emotionalität: "Kinder lassen sich schnell begeistern, das finde ich total schön."

Damit gerechnet, dass sie einmal das Christkind in Greding sein könnte, hat Hanna nicht. Schon deshalb, weil sie das Christkind als selbstverständlich angesehen hat. "Ich habe mir nie Gedanken gemacht, dass man da auch eine Nachfolgerin braucht." Vor allem nicht eine, die von sich selbst sagt: "Ich bin normalerweise nicht der Mädchen-Kleider-Typ." Und sich die Haare auch schon mal lila färbt, jüngst erst, auf einer Party, sogar neonpink. Das aber war quasi ein Versehen, "ich muss immer jeden Fehler machen, damit ich nachher schlauer bin", sagt Hanna und lacht. Glücklicherweise ist die Farbe schnell wieder herausgegangen, das Christkind will die Kinder schließlich "nicht verstören".

Wird es nicht, das ist sicher. Denn das Kleid, das Elisabeth Geyer aus Greding genäht hat - es ist das erste Christkind-Kostüm der Stadt - gefällt sogar dem ersten Himmelsboten, der es tragen wird. Es sei ganz gut, dass sie das erste Christkind in dem Kostüm ist, sagt Hanna - ganz pragmatisch: "Ich bin ja ziemlich lang."

Das Christkind selbst kann der kommerziellen Seite des Festes übrigens wenig abgewinnen. "Ich habe keine materiellen Wünsche", sagt Hanna, sie wisse gar nicht, was man ihr schenken könne - "außer vielleicht Konzertkarten". Ihr sei es wichtiger, dass die Leute die Augen aufmachten, angesichts der Geschehnisse in der Welt und Streit im Kleinen vermieden. "Das klingt jetzt ein bisschen doof." Doch zuletzt fällt ihr doch noch ein Wunsch ein - der dürfte allerdings sehr schwer zu realisieren sein: "Dass Led Zeppelin sich wiedervereinen."