Eichstätt
Mehr als "Trallala-Fernsehen"

Adelsexperte Michael Begasse über Unterhaltung im TV-Journalismus

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Streaming-Dienste werden dem Fernsehen zu schaffen machen, glaubt Michael Begasse. - Foto: Helm

Eichstätt (HK) In Berlin fährt Mitte Dezember ein Terrorist auf einem Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge. Die Medien berichten intensiv über den Anschlag, darunter die RTL-Sendung "Guten Morgen Deutschland". Immer mittwochs moderiert Michael Begasse darin die Rubrik "Royal Talk" - auch zwei Tage nach dem Anschlag.

Denn dem Terror wollte er sich nicht unterordnen. "Wir müssen den Mut haben, dem Zuschauer das zu geben, was er braucht: Unterhaltung", sagte Begasse in einem Vortrag an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. 23 Jahre nach seinem Journalistikstudium an der KU sprach er dort über seine Arbeit als Adelsexperte für die Sender RTL und WDR 4.

Sein Professor war von den Berufswünschen seines Studenten verblüfft: "Bei Ihren Fähigkeiten wollen Sie zu RTL", fragte er Begasse. Auch heute noch muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, "Trallala-Fernsehen" zu machen. Aber Begasse will unterhalten. Dass viele Leute ein schlechtes Bild von Unterhaltungsfernsehen haben, kann er nicht verstehen.

Das journalistische Handwerk sei auch im Boulevard die Grundlage. Trotzdem brauche es einen Funken "Kreativität", wie Begasse es nennt. Bei der Berichterstattung sollte der Journalist immer auf sein Gefühl vertrauen, um nah am Zuschauer zu sein: "Lassen sie Entertainment Entertainment sein!" Bei der Auswahl seiner Themen vertraut er darauf, dass sich aus jeder noch so kleinen Aussage von Prominenten ein Beitrag machen lässt. Wenn die holländische Königin Maxima bei einer Veranstaltung das Kleid eines bestimmten Designers trägt, dann hat das für Begasse einen Nachrichtenwert.

In der Zukunft sieht Begasse große Herausforderungen auf das Fernsehen zukommen. Das lineare Programm bekomme Konkurrenz durch Streaming-Dienste. Immer mehr wollen ihre Lieblingssendung sehen, wann sie wollen. Deswegen plädiert Begasse für den Ausbau von Online-Mediatheken und die Entwicklung von neuen Formaten - denn: "Für gutes Fernsehen ist immer Platz."