Eichstätt
Harrer-Nachfolge weiter offen

Bistum arbeitet intensiv an Neustrukturierung der Finanzabteilung mit anwaltlicher Unterstützung

28.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Im Gespräch mit unserer Zeitung: Generalvikar Isidor Vollnhals, Ordinariatsrat Rainer Kastl (rechts) und die beiden Anwälten Martin Pusch (links) und Ulrich Wastl von der Kanzlei Westpfahl/Spilker/Wastl. - Foto: Schneider

Eichstätt (HK) Die Diözese Eichstätt arbeitet intensiv an der Neustrukturierung ihrer Finanzabteilung. Deren Leiter Willibald Harrer war im Dezember zurückgetreten, um - nach eigenen Angaben - den Weg für eine zukunftsweisende Neuausrichtung frei zu machen. Seine Nachfolge ist offen.

Der Mitte Dezember von der Pressestelle des Ordinariats kommunizierte Rücktritt Harrers, der 2010 die Finanz- und Bauabteilung nach einem Jahr Vorbereitungszeit als Leiter übernommen hatte, warf und wirft Fragen auf. Nicht nur im Kirchenvolk, in dem Harrer nicht zuletzt nach der in vielen Teilen als eigenwillig wahrgenommenen Umgestaltung des Altarraums im Eichstätter Dom sowieso nicht sonderlich beliebt war, sondern auch beim Klerus. Schnell machten Gerüchte von an der Börse versenktem Geld die Runde, von einem erzwungenen Rücktritt war die Rede.

Im einem von unserer Zeitung erbetenen Gespräch macht Generalvikar Isidor Vollnhals, der vorübergehend die Leitung der Finanz- und Bauabteilung mitübernommen hat, deutlich: Willibald Harrer hat den Weg frei gemacht, um die Diözese in ihrer Finanzstruktur zukunftsfähig zu machen. Ob Schindluder mit Geld getrieben wurde, darauf will man nicht direkt antworten. "Es gibt kein abschließendes Bild über das Vermögen des Bistums", sagt Ulrich Wastl, Rechtsanwalt in der auf Banken- und kirchliches Vermögensrecht spezialisierten Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl/Spilker/Wastl. Die hat das Bistum engagiert, um sich während der Zeit der Erstellung der Bilanzen konform zum Handelsgesetzbuch begleiten zu lassen. "Jetzt mit Zahlen oder Einschätzungen an die Öffentlichkeit zu gehen, wäre unseriös."

War der Zeitpunkt des Harrer-Rücktritts vielleicht nicht optimal gewählt - während des immens aufwendigen Verfahrens der Erstellung der HGB-Bilanz? "Dass das kommen wird und muss, ist uns spätestens seit Oktober 2015 klar", sagte Vollnhals. Seit diesem Zeitpunkt befasst sich die Diözese mit der Aufstellung einer mit dem Handelsgesetz konform laufenden Bilanz. Die neue Bilanzierungsform lasse für die Diözese "neue Zeiten" anbrechen, sagte Rechtsanwalt Wastl. Wenn die HGB-Bilanz vorliegt, "wird nichts mehr so sein, wie es war". Jeder Vermögensgegenstand, jeder Schreibtisch, jedes kirchliche Gebäude wird inventarisiert, jeder Vertrag aufgenommen. Dann liege eine andere Finanzstruktur vor - und man lege die kompletten Kirchenfinanzen transparent offen.

Wann ein möglicher Nachfolger für Harrer gefunden ist, vermochten weder Generalvikar Vollnhals noch Rechtsanwalt Wastl zu sagen. "Es wäre schön, wenn wir im vierten Quartal 2017 jemanden hätten", sagte Wastl. Dass man im Dezember davon gesprochen habe, bereits auf der Suche nach geeigneten Kandidaten zu sein, erklärte Ordinariatsrat Rainer Kastl: "Wir stellen gerade das Anforderungsprofil zusammen." Erst wenn das stehe, könne man sich auf die Suche nach konkreten Personen machen. Für die Leitung der Finanzkammer brauche es nicht nur eine finanzpolitische Kompetenz, sondern auch die in Gebäudeverwaltung, in Nachlassfragen, in Steuerrecht, in Anlagestrategien. "Kandidaten stehen nicht Gewehr bei Fuß", sagte Kastl. Außerdem müsse "der- oder diejenige" katholisch sein, schiebt Rechtsanwalt Martin Pusch hinterher. Dass das möglicherweise auch potenzielle Interessenten abschreckt, liegt dann wohl in der Natur der Sache.